Fotoretusche im Jugendstil
Wie Sie Elemente des Jugendstils in der von Alfons Mucha geprägten Ausrichtung in Ihre Fotografie einfließen lassen können, haben wir bereits in DOCMA 70 gezeigt. Was aber, wenn Sie noch darüber hinaus gehen und einem Foto die Anmutung einer typischen Mucha-Lithographie geben wollen? Wie Sie hierbei vorgehen müssen, führt Claudia Santibáñez in diesem Tutorial vor.
Fotoretusche im Jugendstil: Hintergrund
Mucha entwickelte eine Bildgestaltung mit Ornamenten, wodurch er eine individuelle Ausdruckskraft und Bildharmonie erreichte. Besonders typisch für ihn sind die schmalen Hochformate seiner Bilder, die Verwendung floraler Formelemente und gebrochener Farben, sowie die dekorativen Rahmen, die seine Bildmotive einfassen. Auf Mucha gehen schließlich die nahezu lebensgroßen Frauengestalten zurück, erstmals dargestellt auf seinen Plakaten für das Théâtre de la Renaissance, für das er seit 1894 regelmäßig arbeitete. Beispiele dieser Serie sind sein Erstlingswerk, ein Werbeplakat für die Aufführung Gismonda mit der Hauptdarstellerin Sarah Bernhardt, oder auch das hier rechts gezeigte Plakat für die Kameliendame.
Ein weiteres Charakteristikum seiner Arbeit ist die Variation rhythmisch verlaufender, verschlungener Linien in unterschiedlicher Stärke, womit er bei seinen Frauenmotiven fließende Silhouetten erzeugt, was sich insbesondere bei den Haaren und Kleidern zeigt. In seinen Werken bevorzugt er mondäne, üppige Frauen, wodurch er den Typus des „Pin-Up-Girls“ der 1890iger Jahre schuf.
Fotoretusche im Jugendstil: Analyse
Die Grafiken von Mucha weisen charakteristische Merkmale auf, die sich aus seiner Arbeitsweise und den zu seiner Zeit angewandten Reproduktionsverfahren ergeben.
- Gebrochene Farben: Blasse Farben lenken den Betrachter nicht von der dominanten Linienführung ab.
- Ornamente: Diese Ornamente unterstützen die Bildinhalte. In den Ornamenten setzt sich die Farbgebung fort, wodurch eine ausgewogene Bildharmonie geschaffen wird.
- Rahmen: Dekorative, stilisierte Rankenornamente mit starken Farbkontrasten umrahmen die Bildmotive.
- Frauenmotiv: Bevorzugtes Motiv in Muchas Werken ist die Frauengestalt, deren natürliche, runde Formen die für ihn typische Linienführung prägen.
- Linien: Mucha benutzt Linien als bildgestalterisches Kompositionsmittel, um den Blick des Betrachters zu führen.
- Flächen: Die Verwendung gebrochener Farben in Verbindung mit der dominanten Linienführung schafft Flächen, die den Bildern einen grafischen Charakter verleihen.
- Hochformat: Mit der Wahl des schmalen Hochformats schafft Mucha ein weiteres Gestaltungsmittel, um den Blick des Betrachters auf das Bildmotiv zu lenken.
- Durch die Kombination variierender Linienstärken mit auslaufenden Linien entstehen fließende Silhouetten, welche eine stimmungsvolle, fast märchenhafte Atmosphäre schaffen.
Fotoretusche im Jugendstil: EXPRESS PHOTOSHOP-TECHNIK
- Pfade erstellen mit Konturfüllung
- Linienvariationen durch Druck simulieren
- Sättigung der Farben verringern
- Dekorativen Rahmen gestalten
- Masken bearbeiten
Wie Sie ein Foto Schritt für Schritt in eine Mucha-Grafik umwandeln, zeigt Ihnen Claudia Santibáñez in der neuen DOCMA-Ausgabe 4/2016, die Sie im Zeitschriftenhandel bekommen. Sie können DOCMA auch bequem bei uns im Webshop – als gedruckte Ausgabe und als preiswertes ePaper – bestellen. Jetzt auch beides zusammen im Kombi-Abo.
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