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Prompt-Merkwürdigkeiten und Kriegsbilder

Die echten Fotos vom tiefen Leid der Menschen, die die Folgen des Krieges zwischen Israel und der Hamas ertragen müssen, sind schrecklich genug – da ist es eigentlich überflüssig, die entsprechenden Szenen per KI nachzustellen und vor allem zu verbreiten. So muss es fast schon als herzlos angesehen werden, ausgerechnet zu diesem Anlass einen Text zu schreiben, der sich mit den technischen Bedingungen der Prompt-Formulierung befasst. Doch Doc Baumann ist beim Testen entsprechender Prompts darauf aufmerksam geworden, welch wichtige Rolle die Reihenfolge des Beschriebenen bei der Eingabe von Prompts spielt.

Eigentlich wollte ich nur ausprobieren, wie sich generative KI dazu einsetzen lässt, solche Fake-Fotos vom Krieg im Gazastreifen zu erzeugen, von denen derzeit in vielen Medien die Rede ist. Es geht hier also nicht darum, welche gesellschaftliche und politische Bedeutung solche Bilder haben oder um die Diskussion, dass Adobe solche KI-Bilder anbietet. Eine ausführliche  Darstellung dieser Thematik finden Sie zum Beispiel auf der Website der „Deutschen Welle“.

Zunächst einmal war es nötig, den Prompt so zu formulieren, dass „problematische“ Begriffe wie „Krieg“ oder „Bombenkrater“ nicht vorkommen; deren Generierung wurde verweigert. Anfangs wollte ich nur eine zerstörte Stadt darstellen; später zudem zwei kleine Kinder zeigen, die verloren und einsam inmitten einer solchen Stadt stehen – in Grund und Boden gebombt von „gezielten Luftschlägen“ mit zahllosen Kollateralopfern. Nach etlichen Versuchen und Anpassungen hatte ich schließlich einen Prompt gefunden, der Ergebnisse hervorbrachte, die ungefähr meinen Erwartungen entsprachen:

»professionelles Reportagefoto einer orientalischen Stadt mit eingefallenen Gebäuden und Kratern, im Vordergrund zwei kleine traurige Kinder, die sich an den Händen halten, beide tragen kaputte, zerlumpte, dreckige, verstaubte Kleidung, dunkle Rauchwolken und Flammen, überall Schutt, Betonbrocken, überall leere Ruinen von Betonbauten, alle Häuser sind zerstört, einige Häuser brennen, blauer Himmel mit Wolken«

Ich zeige Ihnen zwei Beispiele, die dabei herauskamen. Immer waren die beiden Kinder sehr groß im Vordergrund zu sehen, größer, als ich sie zeigen wollte, nie schauten sie traurig, und immer trugen sie adrette, saubere Kleidung. Die Gebäude im Hintergrund waren zwar nicht intakt, aber nur mäßig zerstört.

Irgendwann nahm ich eine scheinbar kleine und unbedeutende Änderung vor, indem ich lediglich die Reihenfolge der Beschreibung änderte und das mit den Kindern weiter nach hinten setzte. Und nun entstanden völlig anders aussehende Bilder:

»professionelles Reportagefoto einer orientalischen Stadt mit eingefallenen Gebäuden und Kratern, dunkle Rauchwolken und Flammen, überall Schutt, Betonbrocken, überall leere Ruinen von Betonbauten, alle Häuser sind zerstört, einige Häuser brennen, im Vordergrund zwei kleine traurige Kinder, die sich an den Händen halten, beide tragen kaputte, zerlumpte, dreckige, verstaubte Kleidung, blauer Himmel mit Wolken«

Der einzige Unterschied der beiden Prompts besteht also in der Reihenfolge der Beschreibungen. Was daraus generiert wird, ist allerdings völlig unterschiedlich, sowohl hinsichtlich des Dargestellten wie auch der farblichen Anmutung und Intensität. Ich bedaure, das ausgerechnet bei einem solchen Motiv entdeckt zu haben. Möge es dabei helfen, weniger schreckliche Bilder entstehen zu lassen.

Und ich hoffe, ich entdecke diese Bilder nicht irgendwann als vorgebliche Fotos aus diesem schrecklichen Krieg.

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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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2 Kommentare

  1. Hallo an das Team, mich ärgern diese Neuerung wie sie nun auch noch KI (künstliche „intelligenz „) genannt wird, von Anfang an. Aber jeder will vom neuen großen Geldkuchen etwas mehr oder wenig abhaben, ich mache da nicht mit. Man sollte es verbieten solange der Mensch noch nicht in der Lage ist all diesen Mist mit Intelligenz zu Beherrschen. Man sieht ja was dabei herauskommt, Kinderköpfe wie Untiere, Hände und Ohren wie vom anderen Planeten, wollt ihr wirklich solch einen Blödsinn haben? Wie verrückt ist die Welt geworden das ein intelligenter Mensch eine neue künstliche Intelligenz braucht um nochmehr Müll über die Welt zu schütten. Wir sind schon eine sehr verrückte Generation geworden. Bitte setzt mal euer Gehirn ein (wer eines hat).

    1. Es kommt mir so vor, als hätte ich das schon mal irgendwo gelesen. Wo war das nur gleich? Jetzt fällt’s mir wieder ein! Vor 150 Jahren, als sich die Maler und Zeichner über die Erfindung der seelenlesen Photographie ärgerten. Und wie man sieht, hat’s ja auch was gebracht. Heute erinnert sich niemand mehr daran, dass dieses seltsame Verfahren, Licht auf beschichtete Platten zu fixieren, jemals erfunden worden ist. Zu recht vergessen!
      Um noch eine kleine Anmerkung anzuhängen – ChatGPT ist ja auch so ein Beispiel für dieses Teufelszeug, hat aber immerhin den Vorzug, dass es die deutsche Rechtschreibung beherrscht …

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