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Was bringt der LightColor Meter von Datacolor in der Praxis, Rolf Nachbar?

Wer glaubt, Farbe sei Geschmackssache, hat noch nie versucht, eine spezifische Firmenfarbe, wie etwa das Volvo-Gelb, für einen Industriekunden exakt zu treffen. Oder ein Gemälde so zu fotografieren, dass der Museumsdirektor nicht die Stirn runzelt. Ich jedenfalls habe beides erlebt. Und seitdem weiß ich: Farbe ist keine Meinung, sondern eine Wissenschaft. Und manchmal auch ein Abenteuer.

Als Fotograf und Designer, der seit 1995 mit seinem Studio für nationale und internationale Kunden aus der Fahrzeugindustrie, dem Maschinenbau, der Nautik und der Kunstwelt arbeitet, ist Farbgenauigkeit für mich keine Kür, sondern tägliche Pflicht. In meinem Studio, bei Würzburg, verlasse ich mich nicht auf Glück. Ich verlasse mich auf messbare Fakten. Lange Zeit war das eine Mischung aus geschultem Auge, Erfahrung und einem Arsenal an Graukarten. Doch erst ein kleines Gerät hat aus meinem Bauchgefühl eine unbestechliche Messgröße gemacht: der Datacolor LightColor Meter. Er hat meinen Workflow nicht nur optimiert, sondern fundamental verändert.

Das Protokoll der unsichtbaren Abweichungen

Was ich ahnte, aber nie exakt beziffern konnte, wurde mit dem LightColor Meter zur Gewissheit. Jede Komponente im Strahlengang hinterlässt ihren eigenen farblichen Fingerabdruck. Ein Polfilter, so unschuldig er scheint, kann die Farbtemperatur um bis zu 300 Kelvin beeinflussen. Die Vergütung eines Objektivs fügt unter Umständen weitere 400 Kelvin Abweichung hinzu. In der Summe addieren sich diese Einflüsse zu einem Delta von bis zu 700 Kelvin. Für das menschliche Auge mag das im Rahmen des Akzeptablen liegen. Für den Markenverantwortlichen bei Volvo ist es ein Desaster. Für die Dokumentation eines Kunstwerks eine Verfälschung.

Doch die passiven Komponenten sind nur der Anfang der Fehlerkette. Die eigentliche Überraschung offenbarte sich bei der Vermessung meiner Lichtquellen. Drei vermeintlich baugleiche Videoleuchten lieferten trotz identischer Einstellungen drei unterschiedliche Farbtemperaturen. Bei Akkublitzen, wie sie in der People- und Modefotografie üblich sind, maß ich bei moderater Blitzfolge Schwankungen von 250 bis 400 Kelvin. Unter Zeitdruck, bei schnellen Folgen, schnellte die Abweichung auf 300 bis 600 Kelvin hoch, mit Ausreißern jenseits der 1.000-Kelvin-Marke, wenn die Blitzröhre überhitzte oder die Nachladung unvollständig war. Diese Sprünge, vor allem auf der kritischen Orange-Blau-Achse, waren mir aus Erfahrung bekannt, aber erst jetzt konnte ich sie quantifizieren und ihre Ursachen nachvollziehen.

Vom Messen zum Meistern: Ein neuer Workflow

Die Konsequenz aus diesen Erkenntnissen war radikal. Heute messe ich jede einzelne Komponente meines Aufbaus: die Lichtquelle, den Lichtformer, jeden Filter, jedes Objektiv. Selbst die Alterung meiner Ausrüstung ist zur messbaren Größe geworden. Eine drei Jahre alte Softbox-Bespannung kann die Farbtemperatur um 300 bis 400 Kelvin ins Warme verschieben – eine Tatsache, die regelmäßiges Waschen und Reinigen zur technischen Notwendigkeit macht.

Besonders bei Mischlichtsituationen, dem Alltag bei On-Location-Produktionen, ist der LightColor Meter unverzichtbar. Zuerst messe ich das Umgebungslicht, beispielsweise 3.600 Kelvin. Anschließend stelle ich meine BiColor-LEDs auf exakt diesen Wert ein. Doch auch hier lauert eine Falle: LEDs benötigen eine Aufwärmphase, um eine stabile Farbtemperatur zu erreichen. Zudem kann die Anzeige am Gerät um bis zu 200 Kelvin vom tatsächlichen Wert abweichen. Ich messe also jede Leuchte einzeln nach, korrigiere sie und erst dann, wenn das gesamte System thermisch stabil und farblich eingemessen ist, beginne ich mit der eigentlichen Aufnahme. Erst an diesem Punkt kommen Werkzeuge wie der Spyder Checkr ins Spiel, um den Workflow bis in die RAW-Konvertierung hinein zu parametrisieren.

Übersicht: Störfaktoren der Farbtemperatur im fotografischen Workflow

Störfaktor Auswirkung auf die Farbtemperatur
Polfilter Kann die Farbtemperatur um bis zu 300 Kelvin beeinflussen .
Objektiv (Vergütung) Verursacht einen eigenen „Farbakzent“ mit einer Abweichung von bis zu 400 Kelvin.
Blitzlicht (Akkublitze) Führt zu Schwankungen von 250 K (bei mäßiger Blitzfolge) bis über 1.000 K (bei schneller Folge, Überhitzung oder unvollständiger Ladung).
Videoleuchten (LEDs) Baugleiche Modelle liefern trotz identischer Einstellungen unterschiedliche Farbtemperaturen. Die Anzeige am Gerät kann zudem um bis zu 200 Kelvin vom realen Wert abweichen.
Aufwärmphase (LEDs) Die Farbtemperatur ist instabil, bis die Leuchte ihre Betriebstemperatur erreicht hat. Messungen sind erst danach verlässlich.
Alterung von Lichtformern Eine drei Jahre alte Softbox-Bespannung kann die Farbtemperatur um 300 bis 400 Kelvin ins Warme verschieben.

Was früher eine Mischung aus Erfahrung und Hoffnung war, ist jetzt ein klar strukturierter, reproduzierbarer Prozess. Die Nachbearbeitung schrumpft auf ein Minimum, denn die Farbsicherheit entsteht bereits am Set.

Die neue Verbindlichkeit des Bildes

Jenseits der reinen Technik wirft diese neue Präzision aber auch eine fast philosophische Frage auf. Seit die Bilder durch Filter farblich verfremdet und durch KI-Manipulationen optimiert werden, wirkt das Streben nach absoluter Farbtreue fast wie ein Akt des Widerstands. Ist es der Versuch, in einer flüchtigen, digitalen Welt etwas Verbindliches zu schaffen? Für mich ist es vor allem eine Frage des professionellen Respekts – gegenüber dem Objekt, dem Kunstwerk und nicht zuletzt dem Kunden, der ein Anrecht auf die Wahrheit der Farbe hat.

Der Datacolor LightColor Meter ist für mich daher kein Gadget, sondern ein Erkenntniswerkzeug. Er hat mir nicht nur gezeigt, wie fehlbar unsere Wahrnehmung ist, sondern auch, wie wir durch präzise Messung zu einer neuen Form der Meisterschaft gelangen können. Bei unendlichen visuellen Möglichkeiten ist Präzision vielleicht die radikalste und ehrlichste Form der Kreativität.

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Kommentar

  1. Sehr gute Erklärungen!
    Das Ferrari-Rot wurde von der Ciba (Chemische Industrie Basel) entwickelt, weil Auto-Lackierungen an der Sonne schnell verblassten. Das Rot war die Farbe der Rennwagen aus Italien, obwohl Maranello gelb als Farbe abgibt.
    Aber England hatte traditionell grün und Italien rot bei Rennen.
    Die heute gewählte weltbeste Ferrari-Vertretung ist in Basel. Der Eigner heisst Niki…., weil Niki Lauda in seinem Geburtsjahr für Ferrari die WM gewann. Offiziell heisst er Niklaus, wie auch sein Vorbild, weil auch der Pfarrer in Salzburg die Kurzform des Vornamens nicht akzeptierte.
    Noch heute sieht man auf der Strasse Autos, deren Lack heftig verblasst. UV ist nicht zu verachten, auch nicht bei menschlicher Haut. Wobei ich bei Portraits manhmal das blasse Weiss etwas ind gelb-braune schiebe.

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