Blog

Die Logik der Gegner der Corona-Einschränkungen

„Schade, dass die Sonne nicht nachts scheint – tagsüber ist es ja sowieso hell.“ Was hat dieser Satz mit Argumenten gegen Corona-bedingte Einschränkungen zu tun? Nun, beide weisen dieselbe logische Struktur auf. Und was ist von Wissenschaftlern zu halten, die heute dies und morgen jenes sagen? Doc Baumann hat sich die Kritiken näher angeschaut.

Die Logik der Gegner der Corona-Einschränkungen
„Schade, dass die Sonne nicht nachts scheint …“ / Foto und Montage: Doc Baumann

Wieso ist dieser Satz so erheiternd: „Schade, dass die Sonne nicht nachts scheint – tagsüber ist es ja sowieso hell.“ Weil er offensichtlich ignoriert, dass die Sonne Voraussetzung der Helligkeit ist und die erwünschte Wirkung nachts nicht eintreten kann, weil sie dann auf der anderen Seite der Erde steht. Wir lachen, weil der Satz so dumm ist.

Insofern ist es erstaunlich, dass über viele Argumente von Kritikern der Corona-bedingten Einschränkungen nicht ebenso laut gelacht wird. Denn die logische Struktur ihrer Behauptungen ist dieselbe: Die Voraussetzung in diesem Falle: Die Verbreitung des Covid-19-Virus wird verhindert, indem die Kontakte der Menschen untereinander auf das Allernötigste reduziert werden. Dank dieser staatlichen Einschränkungen ist es gelungen, die Anzahl der Infizierten und folglich der Erkrankten in Deutschland vergleichsweise niedrig zu halten. Es gibt mit bisher rund 8600 Toten (die sich eindeutig auf das Virus zurückführen lassen) eher weniger Opfer als bei einer Grippe-Epidemie.

Was soll also die ganze Aufregung? Warum brauchen wir noch – und überhaupt – Kontakteinschränkungen? Weil die Voraussetzung dafür, dass es „nur“ so wenige Tote gegeben hat, gerade darin besteht, dass die Einschränkungen verhängt und weitestgehend befolgt wurden. Was geschieht, wenn das nicht – oder zu spät – geschieht, lehrt der Blick auf andere Länder: So gibt es in den USA dank Trumps Versäumnissen bisher rund 110000 Tote und fast 1,9 Millionen nachweislich Infizierte. Diese oft veröffentlichten Zahlen sind zugegebenermaßen ein unfairer Vergleich, denn die USA haben viel mehr Einwohner als Deutschland. Aber die relativen Zahlen sehen auch nicht besser aus: Pro einer Million Einwohner gibt es in den USA mehr als das Dreifache an Toten, In Großbritannien sogar fast das Sechsfache.

Und auch dort gibt es – verspätete – Ausgangs- und Kontaktsperren, die noch Schlimmeres verhindert haben. Der Vergleich mit einer milden Grippe (von der noch Gesundheitsminister Spahn zu Beginn der Pandemie phantasierte) ist also rein quantitativ nicht aufrechtzuerhalten. Nur weil die Kritiker ignorieren, dass allein die Einschränkungen zu vergleichsweise geringen Infizierten- und Todeszahlen geführt haben, können sie überhaupt auf diese niedrigen Zahlen verweisen. Sie fordern also den Wegfall der Bedingung, die den aktuellen, vorgeblich „harmlosen“ Zustand erst ermöglicht hat.

Dabei nehmen Sie eine zweite Ausbreitungsquelle billigend in Kauf. Wie die Bevölkerung reagiert, wenn wegen einiger Ignoranten die zuvor gelockerten Einschränkungen wieder verschärft werden müssen, sieht man derzeit etwa in Göttingen. Der lokal stark gestiegene Reproduktionsfaktor (also die Anzahl der Menschen, die ein Infizierter ansteckt) hat zu erneuten Maßnahmen wie Schulschließungen und Quarantäne-Verfügungen geführt. Und womöglich sind es dieselben Leute, die dagegen protestieren, die sich zuvor über die Einschränkungen aufgeregt haben.

Um ein näherliegendes Beispiel als das der doch bitte nachts scheinenden Sonne zu nehmen: In Deutschland gibt es vergleichsweise wenige Verkehrstote und schwere Unfälle (wenn auch immer noch viel zu viele). Wozu brauchen wir also Verkehrsregeln, Ampeln, Verbotsschilder? Es funktioniert doch alles recht gut! Also fordern wir: Weg mit diesen Einschränkungen unseres Rechts auf freie Fahrt! Jeder soll fahren können, wie und wo er oder sie  will – rechts oder links, so schnell, wie er Lust hat, ohne Vorfahrts- oder Abstandsregeln.

Hier muss man nicht erst erklären, wie hirnrissig diese Argumentation wäre. Und abermals: dieselbe dumme unlogische Struktur wie bei den Anti-Einschränkungs-Forderungen.

Also, zusammengefasst:

Der Lockdown ist die notwendige Bedingung für einen nicht-katastrophalen Verlauf der Pandemie. Der nicht-katastrophale Verlauf ist die Begründung der Kritiker dafür, dass die Pandemie eigentlich völlig harmlos ist. Darum wollen sie die Bedingung für den nicht-katastrophalen Verlauf abschaffen.

Die unglaubwürdigen Wissenschaftler

Ein anderes „Argument“, das man aus dieser Ecke oft zu hören kriegt: Die Wissenschaftler sind sich ja selbst nicht einig, die einen sagen dies, die anderen sagen das. Und vor allem: Sie behaupten heute dies und morgen jenes.

Stimmt! Nehmen wir mal wieder eine Analogie zu Hilfe. In Ihrem Nachbarhaus zieht eine neue Familie ein. Sie macht zunächst auf Sie einen zwar etwas merkwürdigen, aber nicht gerade bedrohlichen Eindruck. Fragte man Sie nach Ihrer Einschätzung, würden Sie vielleicht sagen: „Bisschen komische Typen, aber wohl nicht weiter schlimm.“ In den nächsten Tagen werden Sie aus dem Nebenhaus bis spät in die Nacht von lauter Musik bei geöffneten Fenstern am Schlafen gehindert. Müll fliegt aus den Fenstern. Ihre Einschätzung verändert sich langsam. Irgendwann klingeln Sie am Nachbarhaus und wollen sich beschweren – die Tür wird Ihnen vor der Nase zugeknallt. Sie empfinden die Nachbarn nun als erheblich störend. Am nächsten Tag ist Ihre Hauswand mit Hass-Graffitis vollgeschmiert, die Spur führt eindeutig ins Nebenhaus. Sie klingeln erneut. Diesmal können Sie immerhin einen Beschwerdesatz loswerden – im nächsten Augenblick liegen Sie mit gebrochenem Nasenbein auf dem Boden. Nun halten Sie diese Nachbarn für ziemlich gefährlich.

Ich lese gerade ein Buch über Bayes’ Theorem (eine wichtige Regel der Wahrscheinlichkeitsrechnung, die damit zu tun hat, dass wir die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis eintritt, zu einem späteren Zeitpunkt anders einschätzen als zuvor, nachdem wir neue Erfahrungen mit dem Phänomen gemacht haben). Auf der ersten Seite zitiert die Autorin eine erhellende Aussage von John Meynard Keynes: „Wenn sich die Fakten ändern, ändere ich meine Meinung. Und Sie?“

Es ist völlig normal, dass Sie Zeit brauchen, um Ihre neuen Nachbarn einzuschätzen, und je mehr Erfahrungen Sie mit ihnen sammeln, um so besser begründet kann Ihr Urteil über sie sein. Die Bewohner des übernächsten Hauses sehen das vielleicht in Nuancen anders; wenn die Dame des Hauses sich beklagt: „Der Typ hat mir die Schneidezähne ausgeschlagen!“, dann steht das nicht unbedingt in Widerspruch zu Ihrer Aussage: „Er hat mir die Nase gebrochen“, auch wenn die Sätze nicht identisch sind.

In den Wissenschaften ist es genau so. Forscher haben unterschiedliche Ansätze und kommen anfangs zu abweichenden Ergebnissen; je länger der Forschungsprozess dauert, um so mehr nähern sich diese Ergebnisse in der Regel an. Von Laien wird das oft interpretiert als „Die sind sich ja nicht mal untereinander einig und widersprechen sich!“ (Das hört man zum Beispiel oft von sogenannten „Klima-Skeptikern“.) Wenn Forscher Anfang März 2020 etwas über das Virus mitteilten, was dem damaligen Stand ihres Wissens entsprach, und inzwischen drei Monate Zeit hatten, es näher unter die Lupe zu nehmen und mehr Fallzahlen auszuwerten, so ist es doch völlig normal, dass sie von den aktuellen Erkenntnissen ausgehen und nicht von denen vor einem Vierteljahr. Oder möchte jemand ernsthaft fordern, sie sollten doch bitteschön konsequent bei ihrer Einschätzung von damals bleiben? Und auch die sich daraus ergebenden Empfehlungen auf der überholten Erkenntnisbasis formulieren?

(Am Rande: Auch in der DOCMA-Redaktion sind wir uns nicht immer einig, welcher Weg in Photoshop die beste und eleganteste Lösungsvariante ist. Darf man daraus den Schluss ziehen, man könne mit Photoshop überhaupt nicht sinnvoll arbeiten, da ja selbst die Experten unterschiedlicher Meinung zu diesem Problem seien?)

Einschränkung unserer Freiheit, Ausnutzen der Situation

Selbstverständlich gibt es berechtigte Sorgen über die wirtschaftliche Situation und das Ausnutzen der Krise durch Politiker. Wer monatelang mit Kindern in den eigenen vier Wänden isoliert war, kaum aus dem Haus konnte, Spielplätze, Kitas und Schulen geschlossen vorfand, dem fällt mehr als nur die Decke auf den Kopf. Wer seiner Arbeit nicht mehr nachgehen kann, keine Aufträge erhält, aber weiter private und berufliche Ausgaben (aber keine Rücklagen) hat, dem steht das Wasser höher als bis zum Hals.

Diese Einschränkungen hat nicht das Virus verordnet, sondern unsere Politiker. Sind sie also verantwortlich und haftbar? Diese Katastrophe ist zwar auch zu Teilen auf menschliche Handlungen zurückzuführen, aber höchstwahrscheinlich natürlichen Ursprungs. Wenn uns ein Komet auf den Kopf fiele und halb Europa verwüstete, wäre auch nicht alles wie zuvor und die Überlebenden müssten sehen, wie sie über die Runden kommen. Viele Forderungen klingen so, als seien die Politiker schuld an der Pandemie.

Ich bin sicher: Wenn die Bundesregierung die Einschränkungen nicht verordnet hätte und wir unter Infizierten- und Todeszahlen zu leiden hätten wie in Großbritannien und anderen Ländern, wären viele von denen, die heute mit Protestplakaten gegen die „Corona-Lüge“ auf den Plätzen stehen oder das Web zumüllen, die ersten, die sich darüber beklagen würden, dass die Regierung so kurzsichtig war und sie nicht besser geschützt hat.

Natürlich sind die Pharma-Konzerne profitorientiert und es ist ihnen alles Mögliche zuzutrauen. Natürlich wirft es Fragen auf, wenn die Weltgesundheitsorganiation in so hohem Maße von den Spenden eines Mannes abhängig ist – aber wie gut, dass Bill Gates diese Spenden überweist, wo sein Präsident gleichzeitig auf dem (bisherigen) Höhepunkt der Pandemie die US-Zahlungen an die WHO einstellt.

Und natürlich gibt es Politiker, die die Situation schamlos ausnutzen. Nur sitzen die – wenig erstaunlich – politisch im selben Boot wie viele der Protestierenden. So wurde zum Beispiel kürzlich bekannt, dass Ricardo Salles, der für Umwelt zuständige Minister des brasilianischen Präsidenten Bolsonaro (der die Gefährlichkeit der Pandemie nach wie vor leugnet), in einer Kabinettsitzung sagte: „Wir haben gerade Ruhe, da die Presse ja nur über Covid redet, und deshalb sollten wir jetzt die Rinderherde durchwinken und die ganzen Regeln ändern. Und die Normen vereinfachen.“ Also, großflächige Abholzung des Amazonas-Regenwalds, so lange die Menschen woanders hinschauen. Rechtspopulistische Politiker wie Bolsonaro, Trump, Johnson und andere sind mit ihren Verharmlosungen und Verzögerungen für zehntausende Tote, hunderttausende Kranke, Leid in den Familien und wirtschaftlichen Zusammenbruch mitverantwortlich. Das scheint die Demonstranten aber nicht zu kümmern.

Wie wäre es, wenn man ihre Forderungen einfach mal ernst nähme? Ganz konsequent. Also, wer ohne Maske rumläuft und sich nicht an Abstandsregeln hält – bitte schön! Aber wenn eine solche Person oder eine aus ihrem Haushalt erkrankt, zahlt nicht die Krankenkasse die Kosten, sondern die Betreffenden aus eigener Tasche. Wer sich nicht impfen lassen will, wenn es einen Wirkstoff gibt – okay! Aber im Falle der Infektion und Erkrankung: siehe oben. Und wenn eine solche Person nachweislich jemanden ansteckt, kann dessen Krankenkasse die Behandlungskosten einklagen. Da das Risiko angeblich so gering ist, kann man das doch für die Durchsetzung der eigenen Freiheit (des Stärkeren) in Kauf nehmen. Oder?

Ähnlich könnte man mit der mangelnden Bereitschaft zur Organspende umgehen: Wer widerspricht, darf das gern tun. Nur wenn er oder sie später selbst mal ein Ersatzorgan benötigen sollte, ist das leider nicht möglich.

In vergleichbarer Weise könnte man auch Reichsbürger ernst nehmen. Sie erkennen die Legitimität der Bundesrepublik Deutschland nicht an und leben auf ihrem eigenen Staatsgebiet? In Ordnung, akzeptiert. Sie verweigern Steuerzahlungen? Auch akzeptiert. Als Bürger eines fremden Staates müssten sie dann allerdings ein paar tausend Verträge mit der Bundesrepublik schließen, was, wie die Brexit-Verhandlungen zeigen, weder einfach noch billig ist. Wie sieht’s mit Zoll an den Landesgrenzen aus? Wie mit eventuellen Einreiseverboten wegen fehlender Verträge? Wie mit der Lieferung von Wasser, Strom oder Gas in ein fremdes Staatsgebiet. Wie mit der Nutzung von Straßen und der gesamten Infrastruktur eines fremdem Landes? Die Kosten dürften wohl das Vieltausendfache der verweigerten Steuern betragen.

Was ist daraus zu lernen? Manche Forderungen fallen kläglich in sich zusammen, wenn man ganz einfach die Instrumente der Logik bemüht. Da muss man oft gar nicht empirisch oder politisch argumentieren. Solche Denkgebäude sind schlicht mit der Logik nicht zu vereinbaren und lösen sich bei genauerer Betrachtung in heiße Luft auf, oder schlichter und volkstümlich ausgedrückt: Sie sind dumm.

Noch was zur konstruktiven Ergänzung: Die Firma Nopar International unseres langjährigen Sponsors des DOCMA Awards seit 2003, Stefan Schmitt, hat sich in der Corona-Flaute ein neues Produkt ausgedacht: eine transparente Ganzgesichtsmaske, die von der Stirn bis zum Kinn und seitlich bis zu den Ohren reicht. Vorteil: Keine eingeschränkte Atmung, keine beschlagenen Brillen, leicht und kratzfest, schnell zu desinfizieren. Und das Ganze gibt’s auch noch mit individualisierten Aufklebern, etwa für Firmen, Organisationen, Medien usw. Weitere Details zum Drip Protector und Preise finden Sie hier.

Zeig mehr

Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

Ähnliche Artikel

23 Kommentare

  1. Echt cooler Beitrag.
    Nur: Der Part mit den Reichsbürgern ist zu ethisch angelegt zuungunsten der Logik: Man kann als
    Reichsbürger nicht verhandeln mit jemandem, den es nicht gibt. Konsequent zu Ende gedacht: nix
    Verträge, nix Infrastruktur jedweder Form.
    Könnte sein, dass es noch etwas Embargo vom Nicht-Existenten oben drauf gibt. Man möchte bei
    der konsequenten Ausgestaltung doch etwas helfen (falls der Schmuggel-Import des guten
    deutschen Bieres trotz Mehrwertsteuer und Implantatgefahr von Micro-Sendern dann doch zu köstlich
    erschiene).

    1. Ich bin im Reichsbürgertum nicht sooo bewandert, aber nach meiner Kenntnis bezeichnen sie die Bundesrepublik Deutschland ja nicht als inexistent, sondern eher als illegitim: „Die Bundesrepublik Deutschland ist kein souveräner Staat“ / „Das deutsche Reich existiert immer noch“ / Deutschland hat keinen Friedensvertrag“ / „Das Grundgesetz ist keine Verfassung“ …
      Man kann auch Verhandlungen mit Vertretern eines Staates führen, den man zutiefst ablehnt (ginge mir etwa so, wenn ich derzeit in die USA oder nach Brasilien einreisen müsste und mein Pass geprüft wird). Polizisten oder Gerichtsvollzieher als nicht-existent zu behandeln, wenn sie vor dem verrammelten Grundstückstor (= Landesgrenze) stehen, ist schwierig. Würde man sie mangels Existenz trotzdem beschimpfen, würde man sich ja als wahnhaft outen. Oh … !

  2. Bravo, volle Zustimmung Herr Baumann. Einer der besten Beiträge zu diesem Thema. Aber Anti-Rassismus- Demonstrationen mit rund fünfzehntausend Teilnehmenden *** sind davon natürlich ausgenommen, pardon, müssen davon ausgenommen werden, wo kämen wir da hin. Zum Abschluss erlaube ich mir noch zwei Anmerkungen: Hatte denn der Bayrische Rundfunk Ende Januar das Virus und dessen Gefährlichkeit nicht als Verschwörungstheorie und Panikmache reaktionärer Kreise abgehandelt? Das waren somit die allerersten Coronaleugner. Und gab es nicht, einen 2012 vom deutschen Bundestag verabschiedeten nationalen Pandemieplan, der allerdings leider in Vergessenheit geraten war?

  3. Danke für das schöne Beispiel mit Belgien und Schweden und den „nicht übermäßig vielen Opfern“. Laut https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1111794/umfrage/todesfaelle-mit-coronavirus-covid-19-je-millionen-einwohner-in-ausgewaehlten-laendern/ und „Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus (COVID-19) je Millionen Einwohner in ausgewählten Ländern (Stand: 8. Juni 2020) “ hat Belgien pro 1 Mio. Einwohner 829 Corona-Tote und Schweden 561. Und Deutschland? 105. Laut https://coronavirus.jhu.edu/map.html steht Belgien mit 839 Toten pro Million Einwohner sogar noch schlechter da. Und dann soll ich die Kritik an den Maßnahmen ernst nehmen? Wenn das Fünf- bis Achtfache kein Beweis für Wirksamkeit ist – wie ist diese dann definiert? Aber schon klar, wenn man nicht selbst zu den Opfern gehört, macht das alles keinen großen Unterschied. DocB

    1. Lieber Doc, danke für die Mühe, diese Links rauszusuchen.
      Sie werden jsm36 wohl kaum überzeugen, aber vielleicht folgender Gedanke:
      Wer wird denn in Belgien und Schweden klammheimlich jubilieren?
      – Richtig: Die Rentenversicherung und die Krankenversicherung.
      Diese können nur (alle menschlichen Mitgefühle zugunsten der nackten BWL beiseite geschoben) nur ein Interesse daran haben, dass „teure“ Menschen so schnell wie möglich den Löffel abgeben.
      Wollen wir das? Willkommen im Neandertal?

  4. Zu hundert Prozent einverstanden mit Ihrer (logischen) Argumentation, Herr Baumann. Doch wie überzeugt man damit Leute, die Logik und Fakten mit blosser Behauptung oder gar Lüge gleichsetzen? Gegen diese ‚Kritiker‘ scheint kein Kraut gewachsen zu sein.

  5. Es ist wirklich bedauerlich, dass durch inkonsequentes Handeln zu Beginn der Pandemie die Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus ermöglicht wurde. Die wirtschaftlichen Schäden werden durch das lange Aufrechterhalten von teilweisen Beschränkungen wesentlich größer als durch einen strengeren, aber kürzeren Lockdown.
    Misslich ist, das man durch groß angelegte Umsiedlungsaktionen das Virus auch noch weiter verbreitete. Sonst könnte man die Corona-Ignoranten in das eine Land umsiedeln und die Realisten in dem anderen Land zusammenfassen. Und dann aber auch eine große Mauer bauen.
    Ich für mein Teil möchte gerne nach Neuseeland.

  6. Naja, so sehr ich der inhaltlichen Aussage des Artikels ja zustimme, sind die genannten Relationen der Coronatoten ganz erheblich falsch.

    Schweden hat je 100.000 Einwohner 501 Tote und von den positiv Getesteten 9,391 % Tote zu beklagen.

    Deutschland hat hat je 100.000 Einwohner 226 Tote und von den positiv Getesteten 4,693 % Tote zu beklagen.

    Ja, der „schwedische Weg“ ist im Ergebnis von der Datenlage her deutlich schlechter, als der deutsche – aber von einem Verhältnis 6:1 sind wir dann doch sehr weit enfernt.

  7. Entschuldigung – falsch aus meiner tabelle abgeschrieben – oben habe ich die positiv getesteten mit den Toten je 100.000 Einwohner verwechselt.

    korrekt ist:
    Schweden: 47 Tote je 100.000 Einwohner
    Deutschland: 11 Tote je 100.000 Einwohner.
    sind aber immer noch weniger, als 6:1

  8. Hallo Doc und hallo in die Runde,
    bin völlig einverstanden mit allem, was hier gesagt wurde. Die Stimme der Vernunft, weitab der schrillen Töne. Zähle selber zur Risikogruppe (so wie auch Doc Baumann…), halte brav Abstand und fluche nur leise über die Masken.
    Ein Knackpunkt bleibt:
    „Es gibt mit bisher rund 8600 Toten (die sich eindeutig auf das Virus zurückführen lassen) eher weniger Opfer als bei einer Grippe-Epidemie.“
    Da müsste man doch eigentlich fordern, dass bei der alljährlich sich wiederholenden Grippewelle ähnlich einschneidende Maßnahmen ergriffen werden, oder?
    Tut man aber nicht, der Grund ist durchaus einleuchtend:
    Es wäre de endgültige Ruin für uns alle. Nicht nur der „Kreativen“ oder Selbstständigen, nein, für uns alle.
    Nun, am Ende der durchaus erfolgreichen Maßnahmen (sie werden ja sukzessive zurückgefahren), wird sich herausstellen, dass diese Krise einen Teil von uns bereits ruiniert hat-spätestetens am Ende des Jahres werden wir die zählen, die auch wirtschaftlich überlebt haben.
    Noch mehr Geld zu drucken und zu verteilen beschleunigt den Vorgang eher.

    Genießen wir also den Sommer.
    Der Winter wird fürchterlich.

    1. „Da müsste man doch eigentlich fordern, dass bei der alljährlich sich wiederholenden Grippewelle ähnlich einschneidende Maßnahmen ergriffen werden, oder?“

      der entscheidende Unterschied ist, dass die (echte) Grippe sehr bekannt und (relativ) gut behandelbar ist und dass ich mein individuelles Risiko durch eine Impfung senken kann kann.

      beides ist bei der neuen Sars-Cov-19 (noc) nicht so – ändert sich aber hoffentlich.

      1. Das ist richtig, aber trotz der Impfungen (die ich mir auch jedes Jahr verpassen lasse) sterben jährlich weit mehr Patienten an Grippe, als an Covid-19.
        Von den (angeblich!) jährlich 30000 Toten in D durch Krankenhauskeime mal ganz abgesehen.
        Auch die sind offenbar kein Grund für irgendwelche Maßnahmen.
        Aber im Moment ergreift man Maßnahmen und nimmt den Ruin der Wirtschaft in Kauf?
        Keine Regierung der Welt, nicht mal der bornierteste Diktator, würde das tun.
        Ich habe da meine eigene „Verschwörungstheorie“:
        Die Weltwirtschaft wäre ohnehin in zwei, drei Monaten zusammengebrochen. Daher suchten „die da oben“ verzweifelt nach irgendwas, dem man die Schuld dafür geben könnte. Also kam das Virus gerade recht.
        Davon mal abgesehen: Sobald es einen Impfstoff gegen Corona gibt, werde ich versuchen, eine Portion davon zu bekommen. Wird nicht einfach, die Verteilungskämpfe haben schon begonnen.

        1. „aber trotz der Impfungen (die ich mir auch jedes Jahr verpassen lasse) sterben jährlich weit mehr Patienten an Grippe, als an Covid-19.“

          nur, weil es den „LockDown“ gab…!
          siehe Italien (die nicht falsch gehandelt haben, sondern einfach das Pech hatten, die Ersten gewesen zu sein), dann USA und jetzt Brasilien.

          1. Negativbeweise sind immer problematisch: Wenn irgendetwas NICHT eingetreten ist, NICHT stattgefunden hat, NICHT passierte, dann ist es unseriös, aus dieser Tatsache auf die Ursache zurückzuschließen. War es der Lockdown, der Schlimmeres verhinderte? Oder war es das schöne Wetter, die Jahreszeit, die durch längere Hellphasen die Abwehrkräfte stärkte? Man könnte noch -zig weitere potentielle Ursachen für den (bisher!) vergleichsweise sanften Verlauf der Epidemie in D anführen/erfinden.
            Wenn jetzt aus den erneuten Ausbrüchen, z.B. in den Schlachthöfen, eine erneute Welle folgen sollte, dann bin ich ziemlich sicher, dass es trotzdem keinen neunen Lockdown geben wird.
            Denn dann wären wir alle erledigt, ruiniert, wirtschaftlich am Ende.
            Gerade die „Kultuschaffenden“ sollten beten, dass es nie soweit kommt-denn schon jetzt nagen viele am Hungertuch, bildlich gesprochen.
            Und dann? Weitere Staatshilfen? Die Eurodruckmaschinen schneller laufen lassen?
            OK, was dann passiert, hatten wir vor fast 100 Jahren schon mal:
            Ein Brot? – 100 Milliarden bitte…

  9. ich rudere nochmal zurück…
    *argh*
    es war ja gar nicht von Schweden, sondern von GB die Rede – da stümmt das verhältnis 6:1 gegenüber D.
    Ich bitte nochmals um Entschuldigung.
    Wer lesen kann, ist halt doch meist im Vorteil.

  10. „si tacuisses, philosophus mansisses“
    Hallo Doc Baumann,
    ich habe bisher, vom Heft 1 beginnend, alle DOCMA- Hefte erworben, anfangs am Kiosk, dann viele Jahre im Abo.
    Ab und zu, wenn mich doch zu wenige Themen interessierten, kam der Gedanke auf, das Abo zu kündigen. Im wesentlichen hielt mich dann die Wertschätzung ihrer politischen Kommentare und Statements von der Kündigung ab.
    Nun ist genau das Gegenteil der Fall.. Mein (leider) schon bezahlter Abozeitraum wird der letzte sein.
    Ihr vor Bescheidwissenschaftlichkeit nur so strotzender Beitrag beleidigt die Logik genauso wie Gegner und Befürworter der „Anticoronamaßnahmen“. So stelle ich mir BILD-Niveau vor und das möchte ich nicht noch bezahlen müssen.
    Schade!
    Mit freundlichen Grüßen
    Uwe Neumann

    PS: „ Der Vergleich mit einer milden Grippe (von der noch Gesundheitsminister Spahn zu Beginn der Pandemie phantasierte)…“, dieser Vergleich („Form der milden Erkältung“) stammt von einem Prof. Drosten. Jens Spahn stand nur daneben.

    1. Ich schließe mich den Ausführungen von Neumann voll an. Bin zwar nicht von Anfang an Kunde, aber doch seit langen Jahren und kündige auch.
      btw:
      Der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich gegen massenhafte Tests auf das Coronavirus in der Bevölkerung ausgesprochen. In einem Nachgespräch zu seinem Interview mit dem Bericht aus Berlin vom Sonntagabend, das die ARD-Sendung in den sozialen Netzwerken verbreitete, erklärte Spahn:

      „Wir müssen jetzt aufpassen, dass wir nicht nachher durch zu umfangreiches Testen – klingt jetzt total … da muss man erstmal um zwei Ecken denken – durch zu umfangreiches Testen zu viele falsch Positive haben. Weil die Tests ja nicht 100 Prozent genau sind, sondern auch eine kleine, aber eben auch eine Fehlerquote haben. Und wenn sozusagen insgesamt das Infektionsgeschehen immer weiter runtergeht, und Sie gleichzeitig das Testen auf Millionen ausweiten, dann haben Sie auf einmal viel mehr falsch Positive. Das sind so die Dinge, mit denen man sozusagen erst konfrontiert wird in der weiteren Folge, und die Erkenntnisse. Und deswegen macht es schon auch noch Sinn: Wir machen das Angebot, mehr zu testen, das geht jetzt auch. Aber nicht einfach nur wild jeden Tag zu testen, sondern wenn, dann schon auch mit einem gewissen Ziel.“
      vor Kurzem galt noch als „Verschwörungstheoretiker“ galt, wer die Verlässlichkeit der Tests und damit der Zahlen anzweifelte, mit denen die staatlichen Maßnahmen in der Corona-Krise begründet wurde.

      Mit freundlichen Grüßen
      Erwin Schneider

    2. Lieber Herr Neumann und Herr Schneider,
      ich bin immer gern bereit, dazu zu lernen. Ich habe mich bemüht, zum einen eine seriöse Datenbasis als empirische Grundlage meines Textes zusammenzustellen und zum anderen auf dieser Basis aufbauend eine streng logische Analyse gewisser Behauptungen durchzuführen. Wenn Sie nun schreiben, mein Beitrag „beleidige die Logik“, so möchte ich gern schon konkret wissen, an welcher Stelle mir da Fehler unterlaufen sind und mich nicht mit einer pauschalen Behhauptung zufriedengeben.
      Nach den von mir recherchierten Quellen hat Minister Spahn den Vergelcih mit einr „milden Grippe“ (auch) angestellt – aber selbst, wenn diese eine Stelle nicht korrekt zitiert sein sollte, rechtfertigt das m.E. nicht Ihre grundsättzliche Kritik und die Behauptung des BILD-Niveaus. Für Aufklärung über konkfet kritikwürdige Stellen wäre ich daher sehr dankbar.

      Zur Kritik von Herrn Schneider: Wenn ich Sie richtig verstehe, ziehen Sie aus dem alten Spahn-Zitat den Schluss, dass die Einschätzung von damals (seine und die von Virologen) auf aktuelle Maßnahmen angewandt werden sollten. Die Verlässlichkeit der Zahlen und Tests ist ja durchaus zu Recht „anzuzweifeln“, da wegen der milden oder gar ausbleibenden Symptomatik bei vielen Infizierten Hochrechnungen zu dem Schluss kommen, dass zehn- bis zwanzigmal so viele Menschen Infiziert sind wie durch Tests nachgewiesen ist.
      Das senkt einerseits rechnerisch die Letalitätsrate, erhöht aber andererseits die Zahl unerkannter Virus-Verbreiter. Dass der schwedische Weg, eine Herdenimmunität anzustreben, unterm Strich gefährlich ist undeine hohe Sterblichkeitsrate nach sich zieht, zeigen die dort wieder ansteigenden Zahlen.
      Davon ganz abgesehen, liest man DOCMA eigentlich, um etwas über Bildbearbeitung dazuzulernen und sich die Arbeit zu erleichtern. Insofern kann eine mögliche Übereinstimmung mit politischen Positionen von Autoren und Redakteuren eine zusätzliche Motivation zur Lektüre sein – bei Nichtübereinstimmung lernt man allerdings nicht weniger aus unserem Heft.
      Mt freundlichem Gruß, Doc Baumann

      1. Lieber Doc Neumann,
        „Wer viel misst, misst viel Mist.“ Alte Statistiker-Weisheit. Und mit viel Mist kann man vortrefflich Angst und Panik verbreiten. Und das geschieht, geschah wohl in den letzten Monaten.
        Was halten Sie von diesen Fakten?
        Stanford-Professor John Ioannidis publizierte im Mai eine Übersicht der bisherigen Covid19-Antikörper-Studien. Demnach liegt die Letalität von Covid19 (IFR) in den meisten Ländern und Regionen bei unter 0.16%. Für drei Hotspots fand Ioannidis eine Obergrenze von 0.40%. Auch die US-Gesundheitsbehörde CDC reduzierte zuletzt die Covid19-Letalität auf 0.26% (best estimate).
        Die aktuellen Daten des europäischen Mortalitätsmonitorings Euromomo zeigen, dass sich in mehreren Ländern inzwischen eine Untersterblichkeit abzeichnet, so in Frankreich, Italien, Spanien und auch der Schweiz. Der Grund dafür ist, dass der Altersdurchschnitt der Covid19-Todesfälle sehr hoch lag, und in dieser Altersgruppe nun bereits weniger Menschen als üblich sterben.
        In Ländern wie den USA, Großbritannien und auch Schweden (ohne Lockdown) liegt die Gesamt­mortalität seit Jahresbeginn im Bereich einer starken Grippesaison; in Ländern wie Deutschland und der Schweiz liegt die Gesamtmortalität im Bereich einer milden Grippesaison. In Deutschland sterben täglich 2500 Menschen, zuletzt lag der Jahreswert zwischen 900 000 und 1 Million
        Das Medianalter der Verstorbenen liegt in den meisten Ländern (inklusive Italien) bei über 80 Jahren und nur circa 4% der Verstorbenen hatten keine ernsthaften Vorerkrankungen. Das Sterbeprofil entspricht damit im Wesentlichen der normalen Sterblichkeit. Es gibt darüber hinaus ernst zu nehmende Quellen, die besagen, dass bis zu 30% aller zusätzlichen Todesfälle nicht durch Covid19 verursacht, sondern durch die Folgen von Lockdown, Panik und Angst wurden . So ging etwa die Behandlung von Herzinfarkten und Hirnschlägen um bis zu 60% zurück, da sich Patienten nicht mehr in die Kliniken wagten.

        Alles Fake news und Verschwörungstheorien?

        Mit freundlichen Grüßen Erwin Schneider

        PS. Ich gehöre zur sogenannten Hochrisiko-Altersgruppe 70plus. Das ist auch der wesentliche Grund für die Kündigung des Abos. Ich fotografiere zwar immer noch viel und gern, aber mein Interesse an Montagen etc. hält sich in Grenzen. Was ich nicht vergessen will: Sie und das Dogma-Team machen einen hervorragenden Job. Chapeau!
        PSPS Sorry Herr Neumann, dass ich Sie fast beleidigend nur Neumann tituliert hatte. Aber aus uneumann macht das Rechtschreibprogramm…

  11. Die Regierung hätte es sich einfacher machen können, wenn sie eine Basisstudie durchgeführt hätte, um saubere Zahlen zu bekommen, wie z.B. von den Skeptikern wie https://www.mwgfd.de/ oder Wodarg gefordert. Dann hätte man die Argumente der Skeptiker entkräften können, oder? Allerdings sind jetzt schon ein paar Monate vergangen, seit diese Idee zum erstenmal die Runde machte und sieht das nur für mich so aus als ob die Regierung sich scheinbar vergnügt mit Popcorn zurücklehnt und zusieht, wie die Leute in zwei Lager gespalten wurde und sich gegenseitig anblöken?

    1. „Die Regierung hätte es sich einfacher machen können, wenn sie eine Basisstudie durchgeführt hätte, um saubere Zahlen zu bekommen“

      ja, hätte sie.
      und – bis zu deren ergebnis?
      erstmal laufen lassen oder wie?
      siehe Italien (die nicht falsch gehandelt haben, sondern einfach das Pech hatten, die Ersten gewesen zu sein), dann USA und jetzt Brasilien.

Schreiben Sie einen Kommentar

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Back to top button