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DOCMA-Cover und Rorschach-Test

Warum eine Leserin das Titelbild der neuen DOCMA kritisiert

Kennen Sie den?: Ein Psychologe legt einem Patienten Blätter aus dem Rorschach-Test vor, und der soll nun sagen, was ihm zu diesen großflächigen, symmetrischen, frei interpretierbaren Klecksfiguren einfällt: „Ein Mann und eine Frau beim Sex – eine nackte Frau – ein Blowjob – zwei Brüste …“ „Sie haben wohl nur sexuelle Assoziationen?“, fragt der Psychologe. Die Antwort: „Was kann ich dazu, wenn Sie mir lauter schweinische Bilder zeigen?“ Daran musste Doc Baumann denken, als er die Beschwerde-Mail einer Leserin las.

Kürzlich erreichte unseren Chefredakteur Christoph Künne eine E-Mail, deren Inhalt ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Eine Frau schrieb ihm, sie sei beim Ansehen unseres aktuellen Titelbildes entsetzt und enttäuscht gewesen (Heft 109). Sie wolle uns offen mitteilen, dass sie das gewählte Bildmotiv für problematisch halte, da es eine Darstellung wähle, die man als übersexualisiert interpretieren könnte und die sie persönlich als zutiefst frauenfeindlich empfinde.
Sie sei davon überzeugt, dass wir in unserer Kommunikation und visuellen Darstellung stets Fairness, Gleichberechtigung und Ethik voranstellen sollten und so für eine zeitgemäße Bildsprache stünden. Das ausgewählte Titelbild schiene ihr jedoch eine andere Botschaft zu vermitteln, was sie zutiefst betrübe (und ehrlich gesagt auch extrem verärgere). 

Sie sei wirklich verwundert, denn unser visueller Auftritt auf Instagram und die Titel der früheren Ausgaben hätten nicht auf eine solch misogyne Haltung schließen lassen.
Die Übersexualisierung von Frauen und Kindern durch KI-Tools sei ein riesiges gesellschaftliches Problem.   

Als Herausgeber von DOCMA – und als jemand, der – neben vier weiteren Männern und drei Frauen – dieses Titelbild mit ausgesucht hat, möchte ich auf diese Kritik gern antworten. Als Christoph Künne mir diese Mail weiterleitete, habe ich ihm zunächst spontan darauf geantwortet:

„Dazu fällt mir nur eines ein: Wie im Falle der Schönheit … das liegt im Auge des*r Betrachters*in. Ich hatte bis zu dieser Mail bei dem Bild keinerlei übersexualisierte, nicht einmal sexualisierte Assoziationen und habe nur eine erstaunte junge Frau gesehen – gäbe es eine Sprechblase, würde ich da „Huch!“ erwarten und nicht „Aaahhhh …!“. 

Man muss schon den ganzen Tag ans Vögeln denken, wenn man so was mit diesem Motiv assoziiert.“

Zudem hatte ich Christoph Künne um eine weitere Information gebeten: „Es würde mich ja mal interessieren, welcher Prompt dazu eingegeben wurde – dann wüssten wir, ob der Prompt-Formulierer oder die KI „schuld“ ist … „

Als Kunstwissenschaftler hatte ich bei diesem Bild an eine KI-Abwandlung von Munchs Gemälde „Der Schrei“ gedacht (das meines Wissens mit Orgasmen recht wenig zu tun hat); der Screenshot zeigt nun, dass ein Lichtenstein-Gemälde die Ausgangsbasis war. Und im Prompt gab es keinerlei sexuelle Bestandteile – so wenig, wie ich (und die anderen) diese Konnotation bei der Auswahl hatte.

Was theoretisch sicherlich nicht ausschließt, dass die KI aufgrund ihres Trainingsmaterials bei einem solchen Prompt sexistische Bilder generiert – nur sehe ich (wir) davon nichts.

Hier die Antwort: „Der Prompt, der letztlich das Titelbild erzeugt hat: „a classy pop art image of a beautiful 21st century woman screaming into the camera with her face, cyber accessories –ar 4:7 –s 750 –v 6.0 –style raw” (ein klassisches Pop-Art-Bild einer schönen Frau des 21. Jahrhunderts, die mit ihrem Gesicht in die Kamera schreit, Cyber-Accessoires). Dazu die Bilder von Roy Lichtenstein, von denen der Prompt inspiriert wurde.“

Dies bedenkend, hätte unsere Kritikerin vielleicht nicht so spontan Ihr „Entsetzen“ kommunizieren und mit einer gewissen Distanz eine etwas verbindlichere Form für Ihre Unterstellungen wählen sollen. Ihre Beschwerde scheint mir daher mehr über sie beziehungsweise über ihre Sichtweise auszusagen als über das Bild – und erinnert mich neben dem zitierten Witz an das schöne Beispiel mit der Kritik an dem Lied „Wer hat die Kokosnuss geklaut?“: 

„Rassistische Stereotype gegen BIPoC“, also Menschen dunklerer Hautfarbe, steckten „laut Kritiker*innen“ darin. „Das auf BIPoC projizierte, kolonialistische Klischee vom kriminellen und triebgesteuerten Affen steht dabei besonders im Fokus“, schreibt der ZDF-Account. 

Da waren auch die Kritiker die einzigen, die nüsseklauende Affen mit schwarzen Menschen assoziiert und diese Verknüpfung dann auf andere projiziert haben. Oder um mit Freud zu sprechen: Es soll Zigarren geben, die einfach nur Zigarren sind und keine Phallus-Symbole!

Aus ihrem eher nach hinten losgehenden Schluss zu folgern, die DOCMA-Macher seien frauenfeindlich (misogyn), war schon recht heftig und zumindest unhöflich. Unsere Kritikerin fällt schlicht auf den Zeitgeist-Trend herein, eigentlich sinnvolle Forderungen so weit auszuwalzen, bis sie garantiert sinnlos und absurd werden:

Aus der Zurückweisung der (tatsächlichen) Benachteiligung von Frauen und Diversen wird dann die Forderung nach unlesbarer und unaussprechlicher sogenannter geschlechtergerechter Gender-Sprache (auf derselben Basis könnten etwa Diabetiker oder Schwerhörige fordern, die Sprache müsse explizit ihre Benachteiligungen widerspiegeln und ausgleichen) – die Kritik an israelischer Kriegspolitik wird umgehend als Antisemitismus (der, wo er vorkommt, tatsächlich zu verdammen ist)  und Judenhass angeprangert (ja, etliche Leute, zum Beispiel auf der Berlinale, haben bei ihrer Kritik am Vorgehen Israels im Gazastreifen nicht erwähnt, dass dem ein barbarischer Angriff der Hamas vorausgegangen ist – aber wie viele, die diesen Hamas-Angriff verurteilt haben, sind umgekehrt darauf eingegangen, was israelische Politik zuvor mit den Palästinensern gemacht hat? UN-Generalsekretär Guterres hat es gewagt, beide Seiten zu kritisieren und darauf hinzuweisen, der Hamas-Angriff habe nicht „im luftleeren Raum“ stattgefunden;  umgehend wurde er dafür schärfstens kritisiert. Es ist also offenbar immer eine Frage der Perspektive, welche Vorgeschichte man gerade erwähnen darf und welche nicht) – und aus der (gerechtfertigten) Kritik am Rassismus entstehen Forderungen wie etwa die, seit Jahrhunderten so benannte Mohren-Apotheken umzutaufen, weil das daran Vorbeigehenden mit dunkler Hautfarbe unerträgliches Leid zufüge (als würde ich als Atheist fordern, alle Kirchen plattzumachen, weil mich ihr Anblick beleidige). Eine sogenannte „zeitgemäße Bildsprache“ scheint mir gut in diese Reihe zupassen.

Aber selbst wenn das Titelbild von unserer Seite aus mit sexuellen Konnotationen aufgeladen gewesen wäre – wieso rechtfertigt das den Schluss, damit würden Fairness, Gleichberechtigung und Ethik verletzt? Das erscheint mir etwas verklemmt. Das passt zur Position von KI-Firmen, Sexualität, Nacktheit, Gewalt und Terrorismus seien so ungefähr dasselbe und dürften daher nicht dargestellt werden. Ginge man mit diesen Kriterien an die Gemäldepräsentationen der großen Museen dieser Welt, wären die Wände ziemlich leer.

Und wenn unsere Kritikerin schließlich schreibt, sie habe von unserer angeblich misogynen Haltung zuvor nichts geahnt, auch in Hinblick auf frühere Titelbilder, dann scheint ihre Kenntnis unseres Heftes recht mangelhaft zu sein. Wenn dieses Bild schon frauenfeindlich gewesen sein soll, hätten wir in unserer 22-jährigen Geschichte weit überzeugendere Beispiele zu bieten. Noch kürzlich, in DOCMA 106, habe ich in einem ausführlichen Artikel beklagt, dass die meisten KI-Systeme sich prüde weigern, Bilder nackter Frauen (und Männer) zu generieren und für diese Zwecke die KI „pornpen.ai“ vorgeschlagen, deren Ausrichtung bereits am Namen unschwer abzulesen ist. Wo soll denn bei dieser Verweigerung und US-Prüderie die angebliche Übersexualisierung von Frauen und Kindern durch KI-Tools herkommen? Wenn unser Covermotiv schon „übersexalisiert“ gewesen wäre, würden für die Bewertung meines genannten Artikels schlicht die Ausdrucksmöglichkeiten der Empörung in der deutschen Sprache fehlen …

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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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28 Kommentare

  1. Jedes Mal, wenn ich an meinem Schreibtisch vorbeigehe und dieses Titelbild (die neueste DOCMA liegt immer ganz oben auf dem Stapel) sehe, wirkt es auf mich, als läge da eine Katalogseite von Beate Uhse mit einem Angebot aus der Abteilung Sex-Puppen für Männer.

    Ich denke übrigens nicht den ganzen Tag ans Vögeln.

    Beste Grüße
    Renate Blaes

  2. Nun ja, „Bashing“ ist in den letzten 2 Jahrzehnten ein Zeitgeist-Trend geworden und viele Frauen arbeiten sich gerne am vermeintlichen Patriarchat ab.

    Leider befürchte ich das diese Strömungen noch eine ganze Weile anhalten werden, bis….tja, bis irgendwann das gesteckte Ziel erreicht ist? Keine Ahnung, es ist nur generell einfach nervig!
    Sei es jetzt das Bild einer Frau ist, welche ein erschrockenes Gesicht zeigt, Jim Knopf plötzlich Nichtraucher wird oder, oder, oder….

  3. Ich bin erstaunt, mit welcher Hingabe die Titelbilder von DOCMA ausgesucht werden. Geradezu peinlich berührt bin ich, dass ich nicht sofort erkannte: „Ah, das Bild ist nach Munch-Der Schrei“. Stattdessen habe ich beim Erblicken der neuen DOCMA gedacht: „Dümmer gehts kaum noch, geradezu peinlich: Was denkt nur die Briefträgerin über mich“.
    Im Ernst: Die Titelbilder der DOCMA und auch viele Bilder im Heft sind für mich häufig weit unter einem Niveau, das ich noch für eine Photozeitschrift akzeptiere. Und ob das Bild dabei von einer künstlichen Intelligenz hergestellt wurde ist dabei unwichtig-ausgesucht wird es doch immer noch von Menschen.

    Mit Grüßen von Jens

    1. Das mit der Hingabe ist völlig korrekt. Dieser Prozess dauert manchmal Wochen – Vorschläge, Gegenvorschläge, Abänderungen, dann mal wieder was ganz Neues. Einig sind wir uns selten, am Schluss entscheidet die Mehrheit. In diesem Fall aber ging es sehr zügig, weil wir fast alle dieses Motiv am besten fanden, und falls nicht, auch keine Einwände dagegen hatten.
      Mit „viele Bilder im Heft“ kann ich leider wenig anfangen, da bedürfte es dann schon konkreter Beispiele. Was Iher negativen Konnotationen und die einiger anderer betrifft, so kann ich nur wiederholen (und auf den Rorschach-Test verweisen): Von uns hatte keiner diese Assoziationen – und wenn man sie nicht hat und dabei gar nicht an Sexuelles denkt – wie soll man dann auf die Idee kommen, dass andere es so sehen könnten? Es sei denn, man wollte ständig mit der politisch korrekten Schere im Kopf rumlaufen, und das wollen wir nun bestimmt nicht.

  4. Bin recht erstaunt über die ausführliche „Richtigstellung“ und „Einordnung“. Man hätte auch schreiben können: „Sorry, es war mir nicht bewußt, wie so ein Motiv gelesen werden könnte. Das werden wir zukünftig gerne bei der Bildauswahl berücksichtigen.“ Als selber knapp am „Boomer“ vorbeischrammender Leser vermute ich ein unbewußt eben doch leicht sexistisches Frauenbild – das führt dann hier zum Mansplaining. Denk‘ vllt. doch noch mal drüber nach, Doc.

    1. Wie ich schon auf den vorigen Kommentar antwortete: Von uns hatte keiner diese Assoziationen – und wenn man sie nicht hat und dabei gar nicht an Sexuelles denkt – wie soll man dann auf die Idee kommen, dass andere es so sehen könnten? Es sei denn, man wollte ständig mit der politisch korrekten Schere im Kopf rumlaufen, und das wollen wir nun bestimmt nicht.

    1. Ähhh … wir sind ein Magazin, das in den letzten zwei Jahren seinen Schwerpunkt von digitaler Bildbearbeitung mit Photoshop & Co zunehmend auf KI-generierte Bilder verlagert hat. KI ist im idealen Falle ein Werkzeug für Kreative, und da eben, in Anführungsstrichen auch „intelligent“, mitunter sogar so was wie ein Partner. Da ist es dann nicht so erstaunlich, dass wir unsere Cover damit gestalten, die diesen Schwerpunkt am Kiosk direkt verdeutlichen. Als Kreative haben wir eine Bildidee, formulieren entsprechende Prompts, ändern sie immer wieder ab, treffen am Ende eine Auswahl, verwenden vielleicht noch Photoshop, um hier und da etwas zu ändern.
      Es stellt sich daher nicht die Frage, ob es noch Kreative gibt, sondern wie lange es noch welche geben wird, die auf dieses Werkzeug verzichten.
      Natürlich kann man KI auch als Gegner sehen, so wie die Maler und Zeichner vor 150 Jahrten die neue Fotografie. Wenn ich mich recht erinnere, hat die sich aber trotzdem durchgesetzt, oder? Und es gibt noch immer Maler und Grafiker.

      1. Die Schwerpunktverlagerung ist ja die Schwäche von DOCMA. Anscheinend gibt es immer mehr Dreibilderprosekunde-Bildbetrachter. Fotos werden immer häufiger unter Verwendung von Presets zu scheinbar attraktiven Bildern verschandelt.
        Selbst viel Berufsfotografen scheinen ihr Geld auf diese Art zu verdienen, sonst ließe sich nicht erklären, warum Programme wie Capture One viel Werbung für Stile und Looks machen und vermutlich damit enorm viel Geld verdienen. Profifotografen müssen dann nicht viel Ausbildung und Bearbeitungszeit z.B. für die Hochzeitsfotografie investieren. Ein Klick, eine Auswahl unter vielen gekauften Looks, ohne viel Aufwand haben die Hochzeitsfotos einen konstanten Look. Manche nennen dies auch nur einen Farbstich, den der Weißabgleich der Digitalfotografie vermeintlich abgeschafft hatte.
        Den Fotozeitschriften schwinden die Käufer, da bietet sich die fast unendliche Vielfalt der AI-generierten Bilder an. Die sind neu, da kann man viele Seiten einer Zeitschrift füllen.
        Ein, zwei Worte in der Vorschift für die Software geändet, schon wird von vielen anderen der eingelesenen Fotos abgekupfert. Und bald wird die Software auch die AI-generierten Bilder in ihre Datenbasis einbauen, dann kann man lange rätseln, ob es überhaupt noch tatsächlich gemachte Fotos zum Generiern von AI-Bildern braucht.
        Nur „Fotografie nach der Fotografie“ passt dann nicht mehr auf das Cover von DOCMA. Doch studierte Marketingleute haben immer neue Einfälle. Notfalls können sie auch ein paar tausend Vorschläge von einer AI generieren lassen.
        AI als Gegner zu betrachten ist etwa so sinnvoll wie Computer als Gegner. Das Werkzeug ist nie der Gegner, nur die Menschen, die sie benutzen und wie die Menschen sie verwenden. Wenn ich allerdings reflektiere, was die Hard- und Softwarefirmen aus dem Personalcomputer der Achtzigerjahre gemacht haben ist zu bezweifeln, dass die Entwicklung der AI ein Fortschritt für die Menschheit sein wird.

        1. Ich stimme Ihnen in vielen Punkten zu, Peter, aber wenn „Die Schwerpunktverlagerung ist ja die Schwäche von DOCMA.“ stimmen würde, gäbe es das Magazin schon lange nicht mehr. Denn wie Sie selbst bemerkt haben „Den Fotozeitschriften schwinden die Käufer“. Und viele Magazine, die lange nach dem zwei bis Fünf-Personenhaushalt DOCMA gegründet wurden, gibt es trotz des mächtigen finanziellen Unterbaus großer Konzerne inzwischen schon lange nicht mehr. Wir alle müssen mit der Zeit gehen. Oder untergehen.

  5. Zugegebenermassen hatte ich beim Anblick des Covers spontan auch ähnliche Gedanken wie die Kritiker. Jedoch führt das bei mir inzwischen zu gegenteiligen Schlüssen: dadurch, daß die Debatte um gendergerechte Sprache und korrekten, niemand beleidigenden (in letzter Konsequenz betreffenden und damit sinnlosen) Ausdruck solche Auswüchse annimmt, wird mir immer bewusster, daß ich zuerst MICH zu prüfen habe, ob MEINE Gedanken und inneren Bilder eigentlich vertretbar sind, bevor ich anklagend auf den Anderen zeige. Durch die Sprache des Gegenüber wird z.B. Sexismus weit weniger initiiert oder beeinflußt als durch meine eigenen Phantasien, Wünsche und Ängste. Und die haben bekanntermassen mit meiner persönlichen Historie zu tun, weniger damit, welches Cover die docma abbildet.

  6. Mann-O-Mann,

    auf welchem Weg befinden wir uns eigentlich?
    Wenn ich mal an die 70er Jahre zurückdenke, damals als Jungspund, der gerade festgestellt hatte, dass es zwei
    (ZWEI!!! ) Sorten Menschen gibt, die sich optisch ziemlich unterscheiden (zu meinem großen Vergnügen…),
    da gab es praktisch keinerlei Druckerzeugnisse, auf deren Titelbild sich nicht ein mehr oder weniger knapp gekleidetes Model räkelte, selbst die furztrockene „Test“-Zeitschrift der Stiftung Warentest machte da mit.
    Im TV liefen Sendungen wie „Kino, Kino“, moderiert vom damals sehr populären Schauspieler Hellmut Lange, wo man sich nicht dafür schämte, selbst billigste Softsex-Filmchen „unterm Dirndl wird gejodelt“ einer seriös anmutenden Kritik zu unterziehen.
    Musste nicht sein, war aber so.
    Und heute?
    Offenbar ist es vielen Menschen schon unerträglich, einen ausgezogenen Tisch anzusehen…
    Wo soll das hingehen?
    Müssen wir immer übertreiben?
    Sind nur die Deutschen so bekloppt?

  7. Ich habe 3 Kinder, fotografier gerne auch Akt = ein nackter menschlicher Körper ist mir nicht völlig fremd. Auf „irgendwas mit Sex“ wäre ich aber nicht beim Anblick des Titelbildes gekommen – eher auf „schon wieder ein glattgebügeltes KI-generiertes Bild“.
    Ich nutze gerne KI-basierte Techniken von der Matrix-Belichtungsmessung in der Kamera oder dem Augen-AF bis zu KI-basierten Programmen und Filtern in der Bildbearbeitung – trotzdem erlaube ich mir den Luxus, selber zu fotografieren und damit zumindest das Ausgangsmaterial zu „verbrechen“.
    KI-generierte Bilder und zukünftig Videos halte ich eher für eine eigene Kunstform. In einigen Jahren „fotografiert“ man mit einer KI-App eine Szene, aufgrund Geodaten (GPS) und Blickrichtung „weiss“ die KI-App, was fotografiert wurde bzw. werden soll – dann noch ein paar zusätzliche Angaben wie gewünschtes Wetter/Lichtverhältnisse, Buntheit, Stimmung, welche Personen wie in dem Bild vorhanden sein sollen, welche Aktivitäten dargestellt werden sollen und kurze zeit später ist das Bild fertig bzw. man kann sich aus mehreren Varianten das für einen selber passende Bild aussuchen.
    Etwas rechenintensiver geht das auch mit Videos. Die KI-App benötigt keine „echte“ Kamera – es reicht, wenn sie weiß, was wo wie „fotografiert“ werden soll(te).
    Ich wäre tief beeindruckt, wenn das so kommen sollte, aber noch mehr wäre ich besorgt, was man alles mit diesen „echten“ Falschwahrheiten anstellen kann. Im Gegensatz dazu macht mir die (aus deren Sicht berechtigte) Sorge um die „sexistische Verschmutzung“ durch KI-generierte Bilder einiger Bedenkenträger nichts aus.
    Wie dem auch sei: aufhalten lässt es sich nicht, weder die Weiterentwicklung der KI noch die zunehmende Befindlichkeit oder (aus meiner Sicht) übersensible Interpretation Einzelner.
    Wir werden damit leben müssen.

  8. Ich bin mal wieder erstaunt…

    1. über die Assoziation der Beschwerdeführerin
    2. darüber wie viele mit Kommentaren da sofort drauf anspringen
    3. wie engagiert Baumann versucht die Reaktionen einzufangen

    Ich habe bei betrachten des Covers gedacht: „Oh nein! Nicht schon wieder KI“. Nicht im geringsten assoziierte ich auf explizite sexuelle Themen. Auch ich oft erstaunt über die Ergebnisse mit KI, aber auch genauso gelangweilt. Wo ist da denn da die kreative Leistung? Im eingeben der Begriffe für die KI-Ergebnisse? MEINER Meinung nach ist Docma da ein wenig auf dem falschen weg. Aber bitte…

    Zu 1.: Vor Jahren gab es da schon einen Aufschrei der Sittenwächter:innen, als eine Computer generierte (CGI) Nackte für Beleuchtungssimulation auf dem Cover war. Da wollte ich auch schon in die Diskussion einsteigen, da zu der Zeit auch Gemälde (z.B. Waterhouse) abgehängt wurden, weil in einer Mythischen Szene Frauen/Mädchen nackte Brüste gezeigt haben. Seit Jahren sind Museumsleiter:innen und Galeristen im ständigen Alarmzustand. Geht dieses oder jenes noch, oder muss das weg. Vorauseilender Gehorsam? Was darf Kunst heute noch? Und bewahren wir alte Kunst? Überlegt sich hier die Beschwerdeführerin auch mal – wie viele andere Dauereregte – wohin da die Grenzen verschoben werden?! Muss man wirklich auf jeden unangehmen Reiz mit Zeter und Mordio reagieren? Ich meine nein und zum Glück für uns alle, sieht die Mehrheit das immer noch genauso.

    Zu 2.: Ich sehe es ja auch eher wie docmatiker64151. Zu Herr Tabel: Vielleicht klingelt die Briefträgerin ja endlich 2x. ; 0 ) (für eingeweihte Boomer)

    Zu 3.: Jaaa verstehe ich, dass Sie,Doc Baumann, die Vorwürfe zurecht einordnen. Ich möchte nur darum bitten, dass Sie nicht versuchen zu hoch, über das hingehaltene Stöckchen zu springen. Das bringt doch nichts… Wer sich die Mühe macht, sich über so ein Motiv zu beschweren, der ist sowieso nicht zu beschwichtigen. Und außerdem wie zu 1.. Ich bin sicher, dass die aufrechte Redaktion verantwortungsvoll arbeitet. Sie entscheiden ja auch über einen Style, der den überwiegend Meisten entgegenkommt UND gefällt.

    Für Boomer, wie mich, ist diese Diskussion mehr als lächerlich. Hier fielen mir spontan jede Menge Bilder und Titelbilder aus den 80er und 90er ein. Kommt mir jetzt absolut unglaublich vor, was damals alles öffentlich gezeigt wurde und im öffentlichen Raum so rumhing. Da ging es um existente, natürliche Personen/Frauen. Wenn diese, wie bei MeToo, sexuell misbraucht wurden, ist das natürlich eine schändliche und traurige Angelegenheit. Wenn ich manchmal sehe, wie sich Mädchen und Frauen heute auf Insta ua selber darstellen – ja, so sieht Sexismus aus. Schönen Gruß an Alice Schwarzer und die Beschwerdeführerin.

    Wenn ich die DOCMA im Supermarkt im Regal liegen sehe, dann ärgert mich nur, dass ein missionarischer Rechter Compakt-Magazine zwei Meter daneben ins Regal gelegt hat.

    Es gibt, abschließend, immer noch viele Themen, die es 1.000.000x eher wert sind für Empörung als dieses hier: mangelnder Klimaschutz, Artensterben, Erodierung der Demokratie, Kriege….

    1. „Wenn ich manchmal sehe, wie sich Mädchen und Frauen heute auf Insta ua selber darstellen – ja, so sieht Sexismus aus. Schönen Gruß an Alice Schwarzer und die Beschwerdeführerin.“
      Ja, über die Selbstdarstellungen vieler Frauen kann ich mich immer wieder nur wundern und als Frau frage ich mich (übrigens nicht erst, seit es soziale Medien gibt), wie es sein kann, dass Frauen, die mehr als deutlich ihre erotischen Reize zur Schau stellen, sich wundern, dass Männer darauf anspringen. Wenn man einem Hund die Wurst vor die Nase hält, wundert sich auch keiner, dass er daran schnuppert und sie gern fressen möchte.
      Aber das ist ja ein anderes Thema …

      1. Ich bin mir nicht sicher, ob das ein anderes Thema ist. 😉

        Der Mechanismus ist derselbe: Menschen mit mehr oder weniger rational und emotional begründeten Überzeugungen, stellen sich im Leben, in Medien, im Netz … zur Schau. Die einen, indem Sie Virtue Signalling durch Gendern-Akrobatik in die eigene Bubble (nur die erreicht das!) senden, die anderen, indem Sie ihr Selbstwertgefühl durch viele Likes für ihren mehr oder weniger gekonnt in die Kamera gehaltenen Körper steigern möchten. In keinem Fall muss man sich wundern, wenn mehr oder weniger Leute drauf anspringen. Und nicht immer ist der Stöckchenhalter so clever wie er denkt. Meine Katzen haben mich gelehrt, dass das Über-das-Stöckchen-springen auch eine Erziehungsmaßnahme sein kann – wenn es danach Leckerlis gibt. 😉

  9. Seitens der Redaktion, kann ich durchaus nachvollziehen, dass man sich einer Beschwerde von einem Leser/in angemessen annimmt. Die nachfolgenden Kommentare sind in ihrem Umfang allerdings unsinnig.

  10. Ich möchte doch darauf hinweisen, dass ich niemanden angeklagt oder mich über irgendetwas be-klagt habe. Ich habe lediglich beschrieben, was mir spontan in den Sinn kam, als ich das neueste Titelbild gesehen habe. Und ich denke, von mir behaupten zu können, dass ich alles andere als prüde bin.
    Was mir dabei unangenehm aufstößt: Von der DOCMA-Redaktion lese ich nur Rechtfertigungs/Verteidigungsargumente, aber nicht das kleinste Wort davon, dass Lesermeinungen womöglich auch ihre Berechtigung haben könnten – auch wenn sie (mal) anders lauten als die Meinungen der Redaktion.
    Und zu Jens‘ Kommentar bezüglich der Titelbilder. Ich habe mir die letzten 12 Hefte angeschaut. Auf 11 Titelbildern eine Frau. Wie wäre es mal mit ein paar sexy Männern – für weibliche Leser. Wäre gut für die Quote …

    1. Dazu möchte ich darauf hinweisen, dass ich die Redaktion auf die mögliche Interpretation als Sexismus hingewiesen hatte. Das ist mir aber auch nur bewusst, weil ich mich mit „woken Denkmechanismen“ aktuell genauso interessiert auseinandersetze, wie ich es als Atheist mit Religionen tue. Beides widerstrebt meinen rationalen, humanistischen, wissenschaftlichen und freiheitlichen – und auch feministischen (Frauen sollten genauso wie Männer alle Freiheiten haben und sich weder von anderen Frauen und schon gar nicht von Männern diesbezüglich Vorschriften machen lassen; was übrigens auch umgekehrt gilt) – Überzeugungen zutiefst. Das würde an dieser Stelle aber tatsächlich alles zu weit führen. Kurz: Niemand muss sich den Stiefel anderer anziehen, solange deren Freiheit in Gedanken und Tat nicht bedroht ist. Soll doch jede Influencerin ihren A* in die Kamera halten, jeder Künstler seine Gedanken mit welchem Medium auch immer ausleben.

      Und guess what – Frauen auf Titelbildern verkaufen sich besser. So gesehen, sehr schlecht für die Verkaufsquote. Eine Frauenquote halte ich für eine schlechte Idee, da sie bei jeder Frau, die es wie so viele durch Fleiß, Wissen und Können in eine Spitzenposition gebracht hat, den üblen Beigeschmack einer Quotenzuteilung oder die Unterstellung böswilliger Mitmenschen einer solchen hinterlässt. Das muss heutzutage nicht mehr sein. Wir leben nicht mehr in einem echten Patriarchat, wie es noch so oft kolportiert wird.

  11. PS: Ich bitte auch, zu registrieren, dass ich meine Kommentare hier mit Klarnamen verfasse … die meisten Kommentatoren trauen sich das offensichtlich nicht. Anonym „rumzustänkern“ ist leicht – nicht nur im Internet.

    1. Absolut! Den aktuellen Tendenzen, seine tatsächliche Meinung nicht mehr, oder – wegen Befürchtungen von sozialen oder gar staatlichen Repressalien – nur noch anonym, öffentlich äußern zu wollen oder zu dürfen, sollten wir entgegenwirken. Schon dadurch, dass wir mit einer offenen Diskussion trotz unterschiedlichster Meinungen vorangehen.

  12. Auch ich finde das besagte Cover schlecht und sexistisch. Ich weiß natürlich, dass Geschmäcker und Ansichten verschieden sind und kann damit leben, dass es andere Ansichten gibt. Aber die harsche Reaktion auf die Zuschrift finde ich bedenklich. Erst Mal hinkt der Vergleich mit dem Rohrschach-Test bis zum Siechtum (merkt ihr selber), aber wenn man schon bei so indirekten Interpretationen (von hinten durch die Brust ins Auge) angelangt ist, dann sehe ich doch an Eurer harschen Reaktion, dass ihr selber merkt (zumindest unbewusst), dass da was falsch gelaufen ist. Die berühmten getroffenen Hunde.
    Weiter: Wenn man sich mit Fotozeitschriften und Fotografierenden beschäftigt, merkt man schnell, dass sehr oft Frauen als Objekt herhalten müssen. Vielleicht wollen sie es ja auch, aber die Objektifizierung bleibt. Das darf hinterfragt werden.
    Weiter: Bei Eurem Cover-Bild ist deutlich zu merken, dass es auf die Handhaltung ankommt, welche Aussage das Motiv macht. Bei Eurem Prompt sieht man es deutlich: Mit Händen: erschrecken, entsetzen; ohne Hände: offener, unklarer.

    Nachsatz: sich in die 70er und 80er zurückzuwünschen, nur weil da auf jedem Cover eine leicht bekleidete Frau war, kann ja nicht die Lösung sein. Damals haben wir auch nichts für den Klimaschutz getan, dann brauchen wir das heute auch nicht. Selbe Logik.

    1. Es bleibt Ihnen unbenommen, das Cover schlecht und sexistisch zu finden. Was ich dazu zu sagen hatte, habe ich gesagt. Aber ich sehe keine Begründung dafür, wieso die Rorschach-Analogie hinken sollte, ich erkenne angesichts der Härte des Angriffs unserer Kritikerin und der Unterstellung keine zu harsche Reaktion meinerseits, ich weiß nicht, was eine „indirekte Interpretation“ ist, und um als getroffener Hund bellen zu können, müsste ich erst einmal das Gefühl des Getroffenwordenseins haben – habe ich aber nicht.
      Jedwedes Sichtbare wird durch seine Abbildung oder andere Repräsentation zum Objekt, auch eine Ameise oder eine Brennessel. Es müsste also über Betroffenheitsrhetorik hinaus belegt werden, was in Falle – angeblich sexistischer – Objektifizierung der ethische Unterschied ist. Mir erschiene da der Begriff der Instrumantalisierung (für unethische Zwecke) passender – wo er passt.
      Das mit den Händen mag man so sehen oder auch nicht – die eigentlich Frage ist aber, ob eines der Motive mit Händen besser gewesen wäre (vom formalen Aufbau, im Sinne von ästhetischem Wert und der Funktion von Aufmerksamkeitszentrierung für das Heft zwischen Hunderten anderer Magazine).
      Und wenn ein Vergleich achon hinkt, dann ist es sicher der zwischen den Titelbildern der 70er und dem Umweltbewusstsein. Logik ist die Lehre von Aussagen und Schlüssen, die zu wahren Sätzen führen sollen. Ich wäre auf eine formale Konstruktion eines Syllogismus gespannt, der hier – von wegen „selbe Logik“ – zu einem wahren Satz führen würde.
      Alle Menschen sind sterblich. Meine Katze ist sterblich. Also ist meine Katze ein Mensch. So etwa?

      1. Vielleicht hindert Sie der Drang zur Darstellung Ihrer umfassenden Bildung daran, endlich vom hinkenden Vergleich abzugehen.
        Kleiner Hinweis: Der Vergleich mit dem Rorschach-Test ist deswegen unpassend, weil bei diesem Test eine formlose Kleckserei zur Interpretation vorgelegt wird. Es ist also gewollt, dass jemand etwas formloses interpretiert. Ihr Cover ist aber keine formlose Kleckserei.
        Sie wissen das doch. Warum klammern Sie sich so an den misslungenen Vergleich?

        Diabetiker oder Schwerhörige haben bestehende körperliche Nachteile, anders ist es bei der Benachteiligung von Frauen und Diversen – die haben keine körperlichen Nachteile, sondern einzig von der Gesellschaft übergestülpte Nachteile. Ein wesentlicher Unterschied.

        Dass Sie diese Kritikerin so behandeln müssen lässt tief blicken.
        „Den ganzen Tag ans Vögeln denken; fällt schlicht auf den Zeitgeist-Trend herein; etwas verklemmt; ihre Kenntnis unseres Heftes recht mangelhaft.“

        Das mit dem getroffenen Hund scheint mir doch angebracht zu sein. Dafür dass Sie „das Gefühl des Getroffenwordenseins“ nicht haben, bellen Sie doch sehr laut. Natürlich gibt es auch noch die andere Möglichkeit, dass Sie immer auf diese Weise reagieren. (Ich weiß nicht, was besser ist.)

        Dass Sie „keinerlei übersexualisierte, nicht einmal sexualisierte Assoziationen“ hatten, glaube ich Ihnen gern. Nur sagt das nichts über das Bild aus. Es ist kein Beweis, dass das Bild nicht übersexualisiert ist.

        Warum sollte ein erfolgreicher, gebildeter, mit Medienreichweite ausgestatteter Mensch so unsouverän reagieren? Wenn Sie wirklich alles richtig gemacht haben (und Ihre KollegInnen) und die Kritikerin allein problembeladen ist, warum stehen Sie da nicht souverän drüber und müssen stattdessen verbal zuschlagen? Nach Ihrer Lesart hat doch die Kritikerin allein Probleme, da könnten Sie doch nachsichtiger sein.

        Im Grunde sollten Sie doch wissen, dass bei der Kommunikation immer Sender und Empfänger beteiligt sind. Warum sollte es ausgerechnet bei Ihnen anders sein?
        Und dann wird die Kritikerin vorgeführt (Mansplaining?) wie im seligen Patriarchat. Dass ein Mann hier eine Frau süffisant behandelt und nicht Ernst nimmt, halten Sie wahrscheinlich für reinen Zufall.

        Und nochmal für alle: Es geht nicht darum, ob man das Cover sexistisch sehen darf/kann/muss. Es geht um die Reaktion von Doc Baumann, die zu kritisieren ist.

        Das Anliegen der Kritiker wird durch Party-Witzchen heruntergezogen auf Lachniveau. Nicht jeder findet sowas toll. Herr Baumann („als Kunstwissenschaftler“) hängt ständig seine Bildung raus – muss man auch nicht mögen. Er begreift aber schlechte Analogien nicht – wenn sie von ihm sind (die von anderen schon).

        Stets wird die große Bildungsbürger-Kiste bemüht, vom Antisemitismus über geklaute Kokosnüsse zu Schwerhörigen, Freud und Mohren-Apotheken – und zum Syllogismus.
        Man soll schon sehen, wie umfassend die Bildung ist.

        Empathie gehört aber auch dazu.

        1. Da Sie offensichtlich Probleme mit dem Bildungsgefälle zwischen uns haben, lasse ich also diese Ansprüche mal vorübergehend außen vor, was mir nicht weiter schwerfällt, da ich ein Dutzend Jahre auch Chefredakteur der einzigen deutschen Zeitschrift für Motorradrocker war, wo ein leicht abweichender Umgangston vorherrscht.
          Also im Klartext ohne den Ballast des abendländischen Wissens im Hintergrund: Ich kann dieses hohle Betroffernheitsgeschwätz kaum noch ertragen, diese wilde Mischung aus unbelegten Unterstellungen, Halbwissen und Achtsamkeit, diese bis zur völligen Bedeutungslosigkeit auf Oblatenteigstärke ausgewalzte ehemals sinnvolle politische Korrektheit, die auf Argumente weitestgehend verzichtet und sich in der Unterstützung all jener suhlt, die mit denselben Scheuklappen rumlaufen.
          Und wenn die ohnehin schwächlichen Argumente ganz ausgehen – das kenne ich zur Genüge – kommen Empathie und mangelnde Gefühle ins Spiel, und wenn das auch nichts nützt ,die gleich dreifache alters-, hautfarben- und geschlechtsdiskriminierende Einstufung als „alter weißer Mann“. Dieses hohle Geschwätz könnt ihr euch sonstwo reinschieben!
          So, ich hoffe, das war nun ungebildet genug und ich kehre gern wieder in meinen vertrauten Modus des seine Bildung raushängen lassenden promovierten Kunstwissenschaftlers zurück.

  13. Augenscheinlich fehlt es mir (vermutlich stellvertrend für den Rest der alten, männlichen Redaktion) an der nötigen Empathie. Deshalb lassen wir das jetzt einfach mal so stehen – als symbolischen Beitrag für die bessere und gerechtere neue Welt, an der wir alle arbeiten sollten.

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