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Der perfekte Photoshop-Rechner

Mehr Pixel, mehr Ebenen, nicht-destruktive Operationen, neue Raw-Algorithmen und immer aufwendigere Effekte stellen hohe Anforderungen an Ihren Computer. Was muss man tun, damit Photoshop dennoch weiterhin schnell arbeitet?

Bis zu Photoshop CS6 und Lightroom 4 war unsere redaktionelle Empfehlung für Photoshop-Hardware immer: Kaufen Sie einen aktuellen PC beim Discounter oder irgendeinen größeren Mac. Rüsten Sie ihn zusätzlich mit soviel RAM auf, wie hineinpasst, und gönnen Sie ihm vielleicht noch eine zusätzliche Festplatte als Arbeitsvolume – das reicht. Seit den neuen Versionen hat sich diese Empfehlung geändert. Der Grund ist zum einen die Auslagerung vieler Photoshop-Rechenprozesse auf die Grafikkarte. Zum anderen erfordert die aktuelle Prozessversion „2012“ zur Entwicklung von Roh-Dateien in Lightroom und Camera Raw spürbar mehr Leistung.

Ich arbeite mit einem 2007er MacPro mit acht Kernen, an dem ein 27-Zoll-Eizo und ein 24-Zoll-Wacom Cintiq angeschlossen sind. Unterwegs und „on location“ habe ich ein 13-Zoll MacBook Air dabei, um die Daten zu sichten und erste Abstimmungen vorzunehmen. Bis CS6 haben beide Rechner meine rund 20-Megapixel großen Fotos prima abgearbeitet; selbst wenn mal Mittelfomat­daten dabei waren, gab es kaum Wartezeiten.
Doch weil bei größeren Produk­tionen die Forschrittsbalkenbetrachtung und die Wartekreisel-Anschauung zu einer meiner Haupbeschäftigungen zu werden drohten, stand Anfang des Jahres eine Entscheidung an: Ein neuer MacPro oder den alten aufrüsten?
Neue MacPros sind alte MacPros, denn sie wurden seit Jahren stiefmütterlich entwickelt, und leistungshungrige MacPro-User warten sehnlichst auf den für den Sommer 2013 angekündigten wirklich neuen MacPro. Der Verkauf der alten MacPros wurde inzwischen eingestellt. Einfacher und billiger schien es, kurzerhand einen neuen Windows-PC zu kaufen, aber der Rechner muss in der Redaktion neben der Bildbearbeitung noch andere Aufgaben erledigen, und ein kompletter Systemwechsel kostet sehr viel Zeit.
Neukauf war also keine Option, weiter warten nervte, also Aufrüsten. Leichter gesagt als getan, denn der alte Rechner hatte schon 16 GB Hauptspeicher, und OS?X besitzt die unlogische Eigenschaft, lieber Daten auf die Festplatte auszulagern, als sich am freien RAM zu bedienen. Schon vor drei Jahren hatte ich daher statt des zweiten DVD-Laufwerks zur Beschleunigung eine schnelle 240 GB SSD als Startvolume eingebaut.

Jetzt sollte für das System eine doppelt so große, neue SSD her. Wegen der in die Jahre gekommenen Systembusarchitektur kann die neue SSD ihre Fähigkeiten im alten Mac leider nicht voll entfalten. Sie kommt bestenfalls auf zwei Drittel ihre technisch möglichen Durchsatzrate – immerhin noch 260 MB pro Sekunde. Die alte SSD kann sich als Spielfläche für Photoshops Auslagerungsdateien weiter nützlich machen. Bei der Gelegenheit habe ich auch gleich noch die restlichen Massenspeicher auf einen aktuellen Stand gebracht. Jetzt werkeln dort drei konventionelle 4-TB-Festplatten, auf denen sich das Foto­archiv befindet.
Um von Photoshops Fähigkeiten zur Auslagerung von Rechenprozessen an die Grafikkarte zu profitieren, musste dieses Bauteil ebenfalls aktualisiert werden. Dank der restriktiven Produktpolitik in Cupertino gab es genau eine Grafikkarte zur Wahl: eine ATI Radeon 5770. Entwicklungstechnisch nicht eben ganz vorne, aber immerhin besser als das zuvor eingebaute Modell, das nur über ein Viertel des VRAMs verfügte.
Und das Ergebnis? Es geht spürbar schneller. Das einzige, was keinen Vorteil brachte, war die zweite SSD als Auslagerungsvolume. Wohl wegen ihres Alters ist sie auch ohne bewegliche Teile kaum schneller als die nun verbauten konventionellen Laufwerke, in de­nen sich noch Platten drehen. Hier ließe sich mit ein paar hundert Euro Einsatz noch etwas optimieren. Doch auch so hat der alte Mac jetzt wieder genug Leistung, damit ich in Ruhe auf die nächste Rechnergeneration warten kann.

Wenn Sie auch unter einem photoshop-lahmen PC oder Mac leiden, erfahren Sie alle technsichen Hintergründe für eine gelungene Aufrüstung oder eine treffsichere Neuanschaffung in dem Artikel "Photoshop-Dream-Machine" ab Seite 76 in DOCMA 52.
Das Heft ist bei jedem gutsortierten Zeitschriftenhändler erhältlich oder ganz komfortabel bei uns im Webshop.
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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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