Wer in letzter Zeit auf LinkedIn oder Instagram unterwegs war, kam kaum an ihnen vorbei: Actionfiguren im Stil der 80er und 90er Jahre, verpackt in Blisterkarten, die jedoch keine Superhelden oder Filmcharaktere zeigten, sondern die Nutzer selbst – oder zumindest deren digitale Pendants. Der „Boomerman“-Trend, wie er schnell getauft wurde, mag auf den ersten Blick wie eine amüsante Social-Media-Spielerei wirken. Doch hinter den bunten Plastik-Avataren steckt mehr: Es ist ein zugängliches Beispiel für die rasant fortschreitenden Fähigkeiten aktueller KI-Bildgeneratoren und wirft ein Schlaglicht darauf, wie diese Technologien auch professionelle Kreativprozesse beeinflussen könnten. Für Fotografen und Bildbearbeiter lohnt sich ein genauerer Blick auf die Technik, die dahintersteckt, und auf das Potenzial, das über virale Trends hinausgeht.

Die Technik hinter dem Trend: Prompting für Persönlichkeiten
Im Kern basiert der Trend auf den Bildgenerierungsfähigkeiten von ChatGPT, die mit dem neueren GPT-4o-Modell, zugänglich sind. Der Prozess ist technisch relativ überschaubar: Nutzer laden ein Foto hoch – idealerweise ein Porträt oder Ganzkörperbild – und formulieren einen Text-Prompt, der die gewünschte Szenerie beschreibt. Hier liegt bereits der erste Anknüpfungspunkt für Profis: Die Qualität des Ergebnisses hängt maßgeblich von der Präzision und Detailliertheit des Prompts ab.
Die Analyse von erfolgreichen Prompts für solche Boomerman-Actionfiguren zeigt wiederkehrende Muster, die auch für andere KI-gestützte Visualisierungsaufgaben relevant sind:
Klare Anweisungen: Befehle wie „Erstelle“ leiten die Bildsynthese ein.
Stilreferenzen: Angaben wie „fotorealistisch“, „Barbie Action figure, „3D“ definieren den visuellen Charakter.
Detaillierte Beschreibungen: Spezifikationen zu Kleidung, Accessoires und vor allem zur Verpackung sind entscheidend für den gewünschten Look.
Personalisierung: Namen, Labels, Farbangaben oder spezifische Gegenstände, die zur dargestellten Person passen, verleihen Individualität.
Die Analyse von Prompts zeigt aber auch die aktuellen Grenzen auf: Präzise Proportionen, feine Details oder komplexe Lichtstimmungen sind oft schwer exakt zu steuern. Die Abhängigkeit von guten Referenzfotos und die teils inkonsistente Interpretation von Stilvorgaben und der Textelemente bleiben Herausforderungen. Zudem werfen solche Technologien ethische Fragen bezüglich Urheberrecht und der Darstellung von Personen auf.
Fazit für Kreativprofis
KI-Bildgeneratoren sind inzwischen weit mehr als nur Werkzeuge für Social-Media-Gags. Das Verständnis für Prompt-Engineering und die Kenntnis der Stärken und Schwächen verschiedener KI-Modelle wird zunehmend zu einer relevanten Fähigkeit für Fotografen, Designer und Bildbearbeiter. Der „Boomerman“-Trend ist somit weniger eine Revolution als vielmehr ein plakatives Symptom einer technologischen Entwicklung, die den visuellen Kreativbereich nachhaltig verändern wird.