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Sommersprossen-Look

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Sommersprossen-Look. Foto: Robert Sakowski

Der Volksmund reimte einst „Rote Haare, Sommersprossen, sind des Teufels Artgenossen“ – heute lassen sich manche die Pigmentstörung weglasern. Der Fotograf Robert Sakowski zeigt dagegen den Charme dieses vermeintlichen Schönheitsfehlers.

Für den Genetiker handelt es sich um eine Variante des Melano­cortin-1-Rezeptors, die Sommersprossen und rote Haare verursacht, während Abergläubische vergangener Zeiten darin ein Werk des Teufels sahen. Heutzutage ist es Geschmackssache, wie man zu Sommersprossen steht. Robert Sakowski, dessen „Schäferstündchen“ mit Berufs-Nacke­dei Micaela Schäfer wir in DOCMA 57 (Seite 58 ff.) präsentiert haben, stand bei diesem Projekt das Porträt eines sommersprossigen Mädchens vor Augen, und Model Lara Vogel entsprach dieser Vorstellung perfekt. Das Shooting mit einer 60 Megapixel auflösenden Mittelformatkamera nahm nur 30 Minuten in Anspruch; etwas mehr Zeit erforderte die Nachbearbeitung in Photoshop, die Robert Sakows­ki unten in drei Schritten beschreibt – ein Vergleich mit Calvin Hollywoods Bearbeitung eines männlichen Porträts empfiehlt sich.

Der 28-Jährige studiert Architektur in München, ist daneben aber auch der Fotografie verbunden. Stand er zunächst meist vor der Kamera, hat er mittlerweile die Seiten gewechselt. Als Fotograf und Bildbearbeiter mit Schwerpunkt auf der People-, Beauty- und Werbefotografie firmiert Robert Sakowski unter „Shock Click Click Yeah“ oder „SCCY Photography“ (www.sccy.de).

SCREENSHOT C: Sommersprossen-Look1. Reparatur

Nach einer Farbkorrektur durch Anwendung eines ICC-Profils in Capture One exportierte ich das Bild im PSD-Format; die weitere Bildbearbeitung fand in Photoshop CC 2014 statt. Auf einer leeren Ebene entfernte ich zunächst mit dem »Reparatur-Pinsel« alle groben Fehler wie Fussel und Flecken. Da das Model schon eine sehr gute Haut hat, konnte ich mir den üblichen, aber aufwendigeren Weg über eine Frequenztrennung sparen und beseitigte kleine Hautunreinheiten in diesem Schritt gleich mit.

Als Hilfe beim Dodge & Burn nutzte ich eine Technik, die ich von Natalia Taffarel gelernt habe: Drei Einstellungsebenen »Schwarzweiß«, »Helligkeit/Kontrast« und »Tonwertkorrektur« legte ich in einen Ordner ganz oben im Ebenenstapel. Die Parameter der Einstellungsebenen veränderte ich nach Bedarf, um Helligkeitsunterschiede in den Hautbereichen hervorzuheben.

SCREENSHOT D: Sommersprossen-Look2. Dodge & Burn

Für das Dodge & Burn erzeugte ich zwei Einstellungsebenen des Typs »Gradationskurven« mit aufgehellten beziehungsweise abgedunkelten Mitteltönen; die Wirkung beider Ebenen blendete ich zunächst durch eine schwarze Maske aus. Die oben beschriebene Hilfskon­struktion zeigte mir, welche Bereiche des Bildes aufgehellt oder abgedunkelt werden mussten, und dort malte ich den gewünschten Effekt mit weißer Farbe in die Maske der jeweiligen Einstellungsebene ein. Besonders wichtig ist hierbei das Micro-Dodge & Burn (siehe DOCMA 58 ab Seite 44), bei dem man alle Stellen ausgleicht, die für eine homogene Hautstruktur zu dunkel oder zu hell sind. Das kann sehr lange dauern – bei einem Beauty-Bild sind es typischerweise vier bis fünf Stunden; in einem Fall habe ich sogar schon 13 Stunden auf das Dodge & Burn verwendet.

SCREENSHOT E: Sommersprossen-Look3. Sommersprossen-Look

Ich strebte einen kontrastreichen Look an, um die Sommersprossen zu betonen. Eine Einstel­lungsebene »Tonwertkorrektur« erhöhte den globalen Kontrast und dramatisierte die Lichter und Mitteltöne (a). Eine Einstellungsebene »Schwarzweiß« im Misch­modus „Ineinander­kopieren“ und einem auf −80 reduzierten Rot-Wert brachte die Sommersprossen besser zur Geltung (b). Nach Feinjustierung von Sättigung, Helligkeit und Kontrast mit den Einstellungs­ebenen »Dynamik« und »Helligkeit/Kontrast« gab ich den Schatten mit einer Einstellungs­ebene »Selektive Farbkorrektur« einen dezenten Blauton (c) und schärfte noch leicht nach.

Dieses Tutorial zum Thema Sommersprossen-Look ist eines von vielen, die Sie im neuen DOCMA-Heft finden.

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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