Affinity jetzt kostenlos – Canva startet „Creative Operating System“

Das australische Softwareunternehmen Canva hat ein großes Update für seine gleichnamige Designplattform veröffentlicht. Diese wurde in ein umfassendes „Creative Operating System“ verwandelt – ein System, das Gestaltung, Zusammenarbeit und Veröffentlichung in einem durchgängigen Ablauf zusammenführt. Gleichzeitig präsentiert das Unternehmen eine vollständig überarbeitete Version von Affinity, die Fotobearbeitung, Vektordesign und Layout-Tools in einer Plattform vereint und noch dazu kostenlos ist – mit Ausnahme bestimmter KI-Funktionen. Damit sind die separaten Apps Affinity Photo, Designer und Publisher endgültig Geschichte. Im März 2024 hatte Canva das britische Unternehmen Serif übernommen, das ursprünglich die Affinity Suite entwickelt hatte. Beide großen Updates greifen ineinander und zielen darauf ab, visuelle Arbeit nahtloser und konsistenter zu gestalten.
Canvas Creative Operating System
Im Zentrum des neuen Creative Operating System steht die erweiterte Visual Suite. Die Anwendung, bisher vor allem für einfache Layouts bekannt, erhält nun eine deutlich komplexere Video- und Animationsumgebung. Die neue Zeitleistenansicht erlaubt präzise Schnittarbeit und eine Ebenenstruktur, die eher an klassische Schnittsoftware erinnert. KI-Funktionen wie „Magic Video“ übernehmen automatisierte Montagen oder verschiedene Anpassungen, ohne dass zusätzliche Programme nötig sind. Wer Bewegtbild als Ergänzung zur Fotografie oder zum Corporate Design nutzt, könne seine Arbeit damit erstmals vollständig in Canva erledigen, verspricht das Unternehmen.
Mit „Canva Forms“ und „Canva Sheets“ (vorgestellt im April 2025) erweitert die Plattform ihre Funktion in Richtung Projektorganisation. Rückmeldungen zu Entwürfen, Teilnehmerdaten oder Freigaben lassen sich direkt erfassen, strukturieren und auswerten. Laut Anbieter verwandelt Canva sich damit zu einem Werkzeug, das nicht mehr nur für Layouts gedacht ist, sondern zunehmend den gesamten kreativen Prozess abbildet – vom ersten Entwurf bis zur Übergabe an Auftraggeber oder Produktion.
Unter dem Titel „Canva Code“ führt das Unternehmen zudem eine Funktion ein, mit der Layouts und Präsentationen direkt als Web-Seiten veröffentlicht werden können. Ohne Umweg über einen externen Hoster entstehen so eigenständige, online verfügbare Projekte – etwa Portfolios oder Kampagnenseiten.
Die technische Grundlage dafür bildet das neue „Canva Design Model“. Diese KI versteht laut Canva nicht nur Bildinhalte, sondern auch Struktur, Markenlogik und visuelle Hierarchien. Das System kann demnach Layoutentscheidungen im Kontext eines definierten Markenauftritts treffen. Dazu kommt das „Brand System“, eine Art Schaltzentrale für Designrichtlinien. Logos, Farbpaletten, Schriftarten und Richtlinien lassen sich dort zentral pflegen und erscheinen automatisch im Editor. Größere Projekte dadurch von weniger Korrekturschleifen und mehr visueller Konsistenz profitieren.
Eine laut Canva am häufigsten nachgefragte Funktion ist das neue „Canva Email Design“. Damit können Anwender innerhalb der Visual Suite Marketing-Mails oder Newsletter gestalten. Dafür stehen branchenspezifischen Vorlagen bereit, alternativ lässt sich KI nutzen, um ein Ausgangslayout zu generieren, dem dann Schaltflächen, Banner und Grafiken hinzugefügt werden.
Weiterer Bestandteil des Updates ist „Canva Grow“. Hier fließen Produktions- und Marketingprozesse zusammen. Entwürfe, Varianten, Veröffentlichungen und Leistungsdaten werden innerhalb einer Oberfläche verwaltet. Kampagnenmaterial lässt sich so planen, veröffentlichen und anschließend in seiner Reichweite oder Wirkung auswerten. Canva beschreibt diesen Bereich als Brücke zwischen kreativer Arbeit und strategischer Kommunikation.

Das neue Affinity
Parallel zu dem großen Canva-Update hat das Unternehmen eine neue Version von Affinity vorgestellt. Die neue Anwendung bündelt Bildbearbeitung, Vektorgrafik und Layout in einer einzigen Software. Affinity arbeitet laut Hersteller mit einer komplett neuen Engine, die hohe Rechengeschwindigkeit und Echtzeit-Rendering verspricht – auch bei großen Dateien und zahlreichen Ebenen. Damit sollen sich komplexe Compositings oder Layouts mit hoher Präzision und geringeren Ladezeiten umsetzen lassen.
Die Oberfläche bleibt modular. Arbeitsbereiche können frei angeordnet, Panels individuell kombiniert und für unterschiedliche Projekte gespeichert werden. Die Software ist ab sofort für macOS und Windows verfügbar, eine iPad-Version soll folgen. Der Zugang ist kostenlos, bestimmte KI-Funktionen – etwa automatisches Freistellen oder inhaltsbasierte Generierung – erfordern jedoch ein kostenpflichtiges Canva-Abo.
Affinity ist eng mit dem Canva-Ökosystem verknüpft. Arbeiten lassen sich direkt zwischen beiden Plattformen austauschen. Ein Entwurf, der in Affinity bearbeitet wurde, kann in Canva weitergeführt, kommentiert oder zur Veröffentlichung vorbereitet werden. Canva verspricht einen geschlossenen Produktionsfluss von der Retusche bis zum Export.
Mit diesen Schritten verschiebt Canva seine Position von einer browserbasierten Designlösung zu einem integrierten Produktionssystem. Für viele Anwender könnte das den Wechsel zwischen verschiedenen Programmen überflüssig machen. Ob sich das neue Modell im professionellen Alltag durchsetzt, hängt davon ab, wie verlässlich die Integration und wie präzise die neuen Werkzeuge tatsächlich arbeiten.
Weiterführende Links: Mitteilung zum Creative Operating System | Mitteilung zu Affinity











