Software

Sensationell: 3D-Drucken aus Photoshop

Ein neues Photoshop Plug-in verspricht nach einer radikalen Umrüstung Ihres Tintenstrahldruckers mit einem im Web bestellbaren Bausatz den Druck von 3D-Objekten im Eigenbau.

3D-Drucker sind derzeit in aller Munde. Da kommt die Ankündigung einer rumänischen Firma, ein Photoshop Plug-in für genau diesen Zweck auszuliefern, nicht völlig unerwartet. Doch das Angebot hat es in sich, denn es benötigt als Software lediglich Photoshop (Extended) und einen handelsüblichen Tintenstrahl-Drucker, der allerdings mit einem Bausatz grundlegend umgerüstet werden muss.
DOCMA gehört weltweit zu den ersten Medien, die eine Beta-Version zum Praxis-Test erhielten. Aus Lizenzgründen dürfen wir leider keine Screenshots der Software sowie Fotos des Hardware-Bausatzes zeigen und auch den Firmennamen noch nicht nennen. DOCMA-Leser, die sich auf der Website der Firma registrieren, können jedoch demnächst eine befristete Beta-Version kostenlos herunterladen, wenn sie sich verbindlich verpflichten, die zugrundeliegende Photoshop-Datei, Fotos der 3D-Druckergebnisse sowie einen Erfahrungsbericht einzusenden; außerdem müssen sie einen 57-seitigen Fragebogen im Web ausfüllen. Der notwendige Hardware-Umrüstsatz muss allerdings fest erworben werden.
In der Regel ist die Rede von klein dimensionierten Ersatzteilen, wenn es um den künftigen Masseneinsatz der 3D-Printer geht. Wir wollten etwas größere Brötchen backen und wagten uns daher an den Druck der Basis einer korinthischen Säule. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Nach einigen mehr oder weniger erfolglosen Versuchen ist uns das auch zufriedenstellend gelungen.
Die Software ist einfach und intuitiv zu bedienen. Letztlich stellen Sie nur die Ausgabemaße ein, das verwendete Druckmaterial sowie die ungefähre Druckzeit – schneller Druck führt erwartungsgemäß zu gröberen und gelegentlich etwas bröckligen Ergebnissen, langsamer zu glatten und festen Resultaten. Die Basis in Abbildung 3 druckten wir in 17 Stunden, für die in Abbildung 4 gezeigte Version waren es 44 Stunden.
Dem Ganzen geht jedoch der Umbau Ihres Tintenstrahldruckers voraus, was einige Zeit kostet; zudem sollte man etwas handwerkliches Geschick mitbringen. Es gibt verschiedene Treiber für Canon, Epson und HP; ebenso unterscheiden sich die Bausätze der Hardwareumrüstung mit abweichenden Adaptern. Insgesamt werden bisher sieben Modelle unterstützt.
Auf die Hardware-Komponenten für Extrusionen und Rotationen dürfen wir hier bis zur endgültigen Freigabe durch die Firma ebenfalls in Wort oder Bild nicht eingehen. Nur so viel sei schon verraten: Druckköpfe und Farbbehälter werden gegen ein neues Modul ausgetauscht, das eine Zuführung des Druckmaterials aus einem externen Behälter mit einem Schlauch enthält. In unserem Fall bestand dieses Material aus feinstem Spachtelgips, wie er zum Beispiel für das glatte Verfugen von Gipskartonplatten eingesetzt wird. Abbildung 3 zeigt das Ergebnis. Deutlich schlechtere waren vorausgegangen, auch deswegen, weil wir eine zu knappe Druckzeit gewählt und den Gips mit zu wenig Wasser angesetzt hatten.
Das Resultat aus Abbildung 4 gelang uns schließlich nicht nur wegen der erheblich verlängerten Druckzeit, Sondern auch, weil wir den Gips zusätzlich mit Tapetenkleister gestreckt hatten. Das verlängert die offene Zeit; allerdings braucht das Objekt anschließend länger zum Trocknen. Vermeiden Sie auf jeden Fall, dass der Gips in den dünnen Schläuchen und Düsen aushärtet, weil das etlichen Ärger nach sich zieht.
Die Firma weist ausdrücklich darauf hin, dass durch die Umrüstung der Hardware die Herstellergarantie erlöschen könnte. In der Tat waren die Druckergebnisse auf Papier mit den Herstellertinten nach Abschluss der Versuche nicht mehr ganz zufriedenstellend. So beobachteten wir eine leichte Streifenbildung und gelegentliche Ablagerung von Gipskörnchen im Ausdruck. Auch das leichte Knirschen beim Hin- und Herbewegen des Druckkopfes ließ sich bislang nicht wieder beheben.

Obwohl der Preis und die endgültig unterstützten Druckermodelle bisher noch nicht feststehen, könnte diese Selbstbaulösung eine bemerkenswerte Zukunft vor sich haben. Das 3D-Druckergebnis war – trotz des etwas größer gewählten Volumens – zufriedenstellend; ein paar Versuche im Vorfeld (durchaus auch mit kleineren Objekten) sind empfehlenswert. Vermeiden Sie zu kurze Ausdruckzeiten und üben Sie sich in Geduld. Ein glattes und makelloses Ergebnis wird Sie belohnen. Denken Sie daran, nach dem Abbau des Aufrüstsatzes die Schläuche und Düsen Ihres Tintenstrahldruckers zunächst mit heißem Wasser und Spülmittel, dann mit Druckluft ausgiebig zu säubern, damit Sie sich anschließend wieder an hochwertigen Farbdrucken auf Papier erfreuen können.
Die Software können Sie ab 1.4.2014 hier herunterladen.

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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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