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Gastbeitrag: Zwei Jahre Creative Cloud

CreativeCloud_LogoSeit nunmehr zwei Jahren bietet Adobe die Creative Cloud anstelle der bewährten Creative Suite (CS1 bis CS6) an. Seit ihrer Einführung ist die CC auch bei jeder Schulung von Cleverprinting ein Thema. Zum einen arbeiten wir bei unseren Schulungen mit der CC, zum anderen tauschen wir uns mit unseren Teilnehmern aus. Ob im Unterricht, in den Pausen oder beim Mittagessen – die Adobe Creative Cloud wird immer heiß diskutiert. In diesem Beitrag haben wir für Sie zusammengefasst, was unsere Teilnehmer über die Cloud denken.

 

Eine kritische Zusammenfassung von Christoph Luchs und Christian Piskulla

Was vielen Teilnehmern positiv aufgefallen ist: Neben den Klassikern Photoshop, InDesign und Co. sind in der CC auch Web- und Animationsprogramme dabei, die die beruflichen Möglichkeiten von Kreativen erweitern können.

Mit Adobe Muse gibt es endlich ein Tool, mit dem man Websites ohne Programmierkenntnisse gestalten kann. Das nützliche und webbasierte TypeKit für die Aktivierung von Schriften für Print- und Webprojekte ist in der CC enthalten. Auch InCopy ist in der Cloud enthalten.

Alle Programme sind individuell installierbar und können auch ebenso wieder gelöscht werden. Die Lizenz gilt sowohl für Windows- als auch Mac-Systeme.

Automatische Updates garantieren ein stets aktuelles Programm.

Und mittlerweile haben auch alle Teilnehmer verstanden, dass mit der Creative Cloud die eigenen Daten und Programme weiterhin auf der eigenen Festplatte liegen. Lediglich zur Überprüfung der Lizenz muss die Cloud in regelmässigen Abständen online gehen.

Wenig wirklich sinnvolle Programmverbesserungen seit der CS6, viel unnützer Programm-Ballast

Was unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern weniger gefallen hat: die Programme, insbesondere die Klassiker wie Photoshop und InDesign, haben sich nur wenig weiterentwickelt. Die Verbesserungen von CS6 über CC und CC:2014 sind marginal. Ein Programm wie Muse kommt fünf Jahre zu spät. Die CC kommt mit einer Fülle an Programmen daher – Rund 30 Programme bringt die Cloud mit – die nur wenige wirklich voll ausreizen können.

Einstige Lockangebote wie die Adobe Digital Publishing Suite Single Edition für das Layout von interaktiven Apps für iPad und Co. wurden mittlerweile wieder entfernt. Viele unserer Schulungsteilnehmer haben hier sehr ungehalten auf diese Veränderungen reagiert, was verständlich ist. Man setzt auf Adobe-Technologie, bucht Schulungen, berät Kunden – und dann stellt Adobe die zuvor angepriesene Technologie wieder ein. Planungssicherheit sieht anders aus.

Creative Cloud: Viele Programme – die viele Anwender nicht brauchen

Die Funktionsfülle der Creative Cloud ist erschlagend – und für den Grossteil unserer Schulungsteilnehmer nicht sinnvoll nutzbar. Bei den meisten Teilnehmern aus dem Print-Bereich (und dazu zählen 90 Prozent unserer Kunden) verteilt sich die Arbeit auf zu 60 Prozent auf InDesign, Photoshop 30 Prozent, Illustrator 10 Prozent. Dazu kommt noch der PDF-Preflight mit Acrobat.

Einige wenige arbeiten zusätzlich noch mit Dreamweaver oder InCopy, aber bereits bei After-Effects, Premiere, Prelude, Speed-Grade oder Edge-Inspect ist dann Schluss – von den Touch-Apps für Tablets und Smartphones ganz zu schweigen. So gut wie keiner unserer Anwender nutzt diese Programme, die meisten kennen diese Programme nicht, auch fehlt die Zeit sich mit diesen Programmen zu befassen.

Das Angebot der Creative Cloud ist wirtschaftlich ausgedrückt eine Übererfüllung des Kundenwunsches. Fair wäre es, für einen Festpreis pro Programm und Monat eine individuelle Lizenzierung zuzulassen. Jeder Anwender könnte sich seine Programme selbst zusammenstellen und ebenso flexibel nach unterschiedlichen Laufzeiten bezahlen. Komplettpakete wie einst „Design Standard“ und „Design Premium“ gäbe es dann im Angebot. Doch das ist reines Wunschdenken.

Größter Kritikpunkt: Abozwang und deftige Preiserhöhung

Neben dem Abo-Zwang, den schwachen Entwicklungen bei Photoshop und InDesign haben sich unsere Teilnehmer am stärksten am Preis der CC gestört, denn preislich langt Adobe ordentlich in die Taschen der Kreativen.

Das reguläre Monatsabo für CS-Bestandskunden liegt bei gut 50 Euro im Monat pro Arbeitsplatz, zzgl. MwSt. Dazu eine Beispielrechnung: Wer einst eine Creative Suite Design Standard für ca. 1.600 Euro erworben hat, lizensierte ca. alle 1,5 Jahre ein Update, das bei 300 Euro lag. Nach fünf Jahren entstand somit eine Investitionssumme von 2.200 Euro.

Wer heute die Creative Cloud lizensiert, zahlt 50 Euro jeden Monat. Nach 5 Jahren – oder 60 Monaten – kommen 3.000,- Euro zusammen, das bedeutet eine Verteuerung von 36 Prozent. Und ein Ende ist nicht abzusehen. Während der Creative Suite Kunde selbst bestimmen konnte, wann er wieder Geld investiert, muss er heute kontinuierlich weiterzahlen.

Fotografen steht ein spezielles Photoshop-Lightroom-Bridge-Abo für ca. 12 Euro monatlich zur Verfügung. Wer z. B. nur InDesign allein lizensieren will, muss mindestens 26 Euro monatlich überweisen. Ab zwei Einzelprogrammen ist man dann bereits auf dem Niveau des Komplett-Abos.

Die Lizenzierung der CC ist strikt für ein oder zwei Jahre vorgesehen. Wer monatlich aussteigen will, muss mehr zahlen. Ein Festpreis ist nicht mehr möglich. Sofern eine CC-Lizenz abgelaufen ist, können z.B. InDesign-Dateien nicht mehr geöffnet werden.

 Allgemeines Fazit: so lange wie möglich mit der CS6 weiterarbeiten

Ein Abo-Zwang, eine deftige Preiserhöhung, Programme die man nicht benötigt aber mitbezahlt, dazu ein Konzern, der Programme und Funktionen aus der CC nach belieben entfernt (ADPS SE), all das trägt dazu bei dass die CC unbeliebt ist. Bei vielen unserer Kunden ist die CC regelrecht verhasst, viele geben an, so lange mit der CS weiterarbeiten zu wollen, wie dies technisch irgendwie machbar ist.

Aber auch hier zeigt sich der lange Arm Adobes, denn viele Agenturen und Druckereien sind gezwungen, die Creative Cloud zu abonnieren, denn die mangelnde Abwärtskompatibilität von InDesign mach einen Austausch von offenen Daten zwischen CS und CC schwierig.

Adobe hat mit der Einführung der Creative Cloud einen schweren Fehler begangen. Das Adobe-Image ist dadurch schwer beschädigt, kein Kunde lässt sich gern bevormunden (Abozwang) und die offensichtliche Preiserhöhung schlägt vielen Anwendern ebenfalls schwer auf den Magen.

Quark hat sich mit seiner XPress-Preispolitik damals vergleichbar unbeliebt gemacht. Dabei hatte Quark ein aus heutiger Sicht faires Preismodell. Die Software war zwar teuer, aber man wusste, was man kauft, und die Update-Zyklen lagen zeitlich so weit auseinander, dass auch echte Innovationen von Version zu Version stattgefunden haben und den Update-Preis gerechtfertigt haben. Wer die Neuerungen nicht benötigte (oder knapp bei Kasse war), der konnte das Update zunächst überspringen oder auf später verschieben.

Dass Adobe als Quasi-Monopolist wieder auf diesen Weg zurückfindet, ist angesichts des durch die Decke schießenden Aktienkurses eher unwahrscheinlich geworden. Lag der Aktienkurs von Adobe 2012 noch bei 25 Dollar, sind es heute 64 Dollar. Die Adobe-Aktionäre dürften also glücklicher sein als die Adobe-Kunden. Und dem Adobe-Management ist die Meinung der Aktionäre scheinbar auch wichtiger als die der Kunden…

 

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2 Kommentare

  1. dem ist nichts hinzuzufügen.
    Die Entwicklung muss man kritisch sehen, auch wenn wegen der glücklichen Aktionäre von Adobe man davon ausgehen kann, das Adobe das Rad des Vertriebs nicht zurückdrehen wird.

    Ob der Kunde es durchhält bei den Kaufprodukten CS6 zu bleiben, oder ob es irgend wann wirkliche Alternatibven für ihn geben wird, bliebt abzuwarten, ob es einem gefällt oder nicht….

  2. Die Cloud wird sterben. Nur wann ist ungwiss! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Konkurenz das Geschäft mit vergleichbaren Software Angeboten abdeckt. Die brauchen nur 5% günstiger sein wie die Cloud in zwei Jahren kostet und der Kunde ist von Adobe weg! Wenn Abobe clever wäre, würden sie wenigstens für den „kleinen“ Kunde wieder eine CS Version zum kaufen anbieten!

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