KI

Meta AI-Feed: Der algorithmische Angriff auf kreative KI-Kompetenz

Meta lanciert eine neue KI-App mit integriertem Social Media Feed – angeblich als Lösung für Menschen, die „nicht wissen, was sie mit KI anfangen sollen“. Diese neue Anwendung wird als Meta AI-Feed bezeichnet. Hinter dieser vermeintlichen Hilfestellung verbirgt sich jedoch die altbekannte Strategie des Facebook-Konzerns: Die Umwandlung von Nutzerdefiziten in lukrative Geschäftsmodelle.

Die Entmündigung durch algorithmische Kreativität

Was Meta als Innovation verkauft, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als geschickte Übertragung des bewährten Social-Media-Prinzips auf den KI-Sektor. Statt Nutzer zum eigenständigen Umgang mit künstlicher Intelligenz zu befähigen, schafft der Konzern eine neue Abhängigkeit: den kuratierten KI-Feed. Die Botschaft dahinter ist problematisch: Du kannst KI nicht selbst bedienen, also konsumiere passiv, was andere damit machen – gefiltert durch Metas Algorithmen.

Die Plattform verspricht, KI-generierte Inhalte entdeckbar und teilbar zu machen. Doch die Erfahrung mit bestehenden Meta-Produkten lässt erwarten, dass nicht Qualität und handwerkliche Exzellenz die Kuratierung bestimmen werden, sondern Engagement-Metriken. Für professionelle Bildschaffende bedeutet dies eine alarmierende Entwicklung: Die Reduktion komplexer KI-Potenziale auf das schnell Konsumierbare und Klickoptimierte.

Die falsche Antwort auf die richtige Frage

Die zentrale Frage „Was kann ich mit KI machen?“ verdient eine bessere Antwort als „Scrolle und konsumiere“. Was die kreative Branche benötigt, sind Umgebungen, die zum aktiven Experimentieren anregen und Technologieverständnis fördern. Der passive KI-Feed hingegen untergräbt genau die Kompetenzen, die für zukunftsfähige Bildarbeit unerlässlich sind.

Die Ironie ist frappierend: Meta behauptet, ein Problem zu lösen, während es genau die Verhaltensmuster fördert, die das Problem verschärfen – passive Konsumhaltung statt aktiver Aneignung. Für eine Branche, die von Innovation und eigenständigem Denken lebt, ein gefährlicher Ansatz.

Souveräne KI-Nutzung statt Algorithmus-Abhängigkeit

Für Profis im visuellen Bereich wird es zunehmend wichtig, sich unabhängig von vorgegebenen Feeds mit KI-Technologien auseinanderzusetzen. Das tiefgreifende Verständnis von KI-Systemen wird zur Kernkompetenz für alle, die im kreativen Sektor bestehen wollen.

Die These, dass Menschen nicht wüssten, was sie mit KI anfangen sollen, unterschätzt das kreative Potential professioneller Anwender massiv. Gerade in der Bildbearbeitung existieren zahllose Einsatzszenarien jenseits passiven Konsums – von intelligenter Bildoptimierung über komplexe Composings bis hin zur konzeptionellen Arbeit mit Text-zu-Bild-Generatoren.

Die wahre Gefahr liegt nicht in mangelnden Ideen für KI-Nutzung, sondern in der Delegation unseres kreativen Potentials an kommerzielle Algorithmen. Metas Ansatz droht genau das zu befördern: Die Unterwerfung kreativer Prozesse unter die Logik der Aufmerksamkeitsökonomie.

Für Bildprofis gilt daher: Die Zukunft gehört nicht denen, die KI-Inhalte passiv konsumieren, sondern jenen, die die Werkzeuge souverän beherrschen und eigenständig einsetzen.

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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

Kommentar

  1. Guten Tag Herr Künne,
    jetzt habe ich mein 10. Gespräch mit ChatGPT geführt. Ich bin Komponist und arbeite im audio-visuellen Bereich. Die Gespräche die ich mit ChatGPT bisher geführt habe ich mit keinem Menschen in dieser Dichte nicht führen.

    Es geht um die Begriffe „Reine Konsonanz und Dissonanz“ in einer neuen Ton-Theorie. Die Gespräche umfassen 25 bis 50 Seiten und es wird jeweils ein bestimmtes Problem in der Musik-Theorie besprochen. Ich lasse mit deepl die Gespräche in 4 Sprachen übersetzten und veröffentliche sie auf meiner Website in in verschiedenen Sozial-Media Foren.

    Für mich bedeuten diese Gespräche eine enorme Unterstützung in meiner Arbeit an einer Ton-Theorie, an der ich seit ca. 1996 arbeite. ChatGPT hat diese Arbeit enorm dynamisiert.

    Bei den bisherigen Veröffentlichungen gab es unqualifizierte Kritik aber auch Zuspruch. Die u.K. hat immer den gleichen Tenor in der Art wie: das darf man so nicht machen, Sie wollen das Denken des Menschen herabwürdigen.

    Für mich ist ChatGPT ein mächtiges Werkzeug um meine Ideen zu präzisieren, zusammenzufassen. Und jetzt kommt für mich das Wesentliche:
    Ohne stringente Argumente meinerseits gibt es keine Antwort von Bedeutung.

    Mit freundlichem Gruß
    Peter Wießenthaner

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