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Best-of-Altglas: Was eine gute Auswahl ausmacht

Über das beste Vintage-Objektiv gehen die Meinungen auseinander. Ob dieses oder jenes „besser“ ist, bleibt wie beim Essen eine Frage persönlicher Vorlieben. Zusätzlich kommt es beim Fotografieren auf die gewünschte Bildwirkung an und ein dafür geeignetes Objektiv zu wählen. Das ist ein möglicher Ansatz für die Serie Best-of-Altglas. Aber da ist noch mehr, was eine Auswahl interessant macht.

Best-of-Altglas: Was eine gute Auswahl ausmacht

Übliche Top-10-Kriterien scheiden aus, selbst Preis-Leistungssieger lassen sich kaum bestimmen. Preise wirken volatil, manche eBay-Sofortkauf-Angebote lassen stumm staunen. Erst ein Blick auf „Verkaufte Artikel“ offenbart realistische Zahlen. Preis und Leistung müssen keineswegs korrelieren. Denn bei alten Objektiven blickt man mitunter auf 50 Jahre Geschichte, die ihre Spuren hinterlassen haben. Manche sind leicht erkennbar, andere verbergen sich tief im Inneren der Mechanik oder fein verteilt zwischen den Linsen. Diese Problemzonen sollte man kennen, hier wurde darüber berichtet.

Defekte Objektive. Best-of-Altglas: Was eine gute Auswahl ausmacht
Ablagerungen im Inneren des Objektivs und verölte Blendenlamellen: Problemzonen von Objektiven sollten vor dem Kauf überprüft werden.

Worauf es ankommt

Die Entscheidung für ein bestimmtes Objektiv oder eine Brennweite kann viele Gründe haben, auch nostalgische. Eine Auswahl mag sich an bisherigen Vorlieben orientieren oder dem Vorsatz, was Neues auszuprobieren. Auch Größe, Gewicht und Haptik können eine Rolle spielen, ebenso wie das Sensorformat der vorhandenen Kamera. Um „sein“ Objektiv zu finden, gibt es verschiedene Wege. Wenig Mühe macht die Filterung von vorhandenen Metadaten nach Kamera und Objektiv über den gesamten Bildbestand in Lightroom. Wer viel im Telebereich fotografiert, kann möglicherweise wenig mit Weitwinkeln anfangen. „Fünfziger“ sind nur langweilig? Nee, sind sie nicht – wenn man sich darauf einlässt.

Innere Werte. Best-of-Altglas: Was eine gute Auswahl ausmacht
Innere Werte: Wenn Bokeh wichtig ist, spielt die Anzahl der Blendenlamellen eine Rolle. Sechs Lamellen erzeugen schon beim leichten Abblenden eckige Lichter im Hintergrund. Objektive mit 16 Lamellen können das besser.
Trioplan
Nur bei voll geöffneter Blende entsteht der typische Trioplan-Effekt: Lichter im Bokeh als kreisrunde Ringe mit leuchtendem Rand (Diaplan 80/2.8, Nikon D300S).

Warum es oft anders kommt

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass zunächst ein altes 50er ins Haus kommt oder noch in der sprichwörtlichen Schublade liegt. Denn es war sozusagen das Kit-Objektiv der analogen Spiegelreflexkamera. Kaum eine wurde ohne das „Nifty Fifty“ verkauft. Ein passender Adapter ist schnell beschafft und öffnet die Tür zum Altglas-Kosmos.

Nikon E 100. Best-of-Altglas: Was eine gute Auswahl ausmacht
„Die Kamera macht das Bild“, verbreitete einst der Neckermann-Katalog. Stimmt heute mehr als damals: Ein 50er wird am Crop-Sensor zum lichtstarken Mini-Tele, Stichwort „äquivalente Brennweite“ (Nikon 100/2.8, Olympus OM-D M1).
Helios 44. Best-of-Altglas: Was eine gute Auswahl ausmacht
Vollformatkameras fordern mit Normalbrennweiten mehr Körpereinsatz: Geh näher ran, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung (Helios 44, Nikon D700).

Beginn einer Altglas-Karriere

Steigt das Interesse an dem, was der Gebrauchtmarkt noch zu bieten hat, folgen Entdeckungsreisen: Streifzüge in Online-Communities wie Flickr, wo man recht einfach nach Bildern bestimmter Objektive suchen kann, sowie die Lektüre von Erfahrungsberichten Gleichgesinnter in Zeitschriften, Büchern oder Blogs. Wildes Zusammenkaufen ist oft die Folge. Manche häufen ganze Altglas-Gebirge an, stellen fest, dass „Flaschenböden mit Schraubanschluss“ nix taugen – und kaufen wahllos weiter. Andere gehen anders vor, sechs von ihnen geben Einblick in ihre Altglas-Erfahrungen. Auch Winfried Warnke machte sich in seiner FotoMAGAZIN-Kolumne Gedanken zu dieser speziellen Spezis. Was sie zu sagen haben, ist hier nachzulesen.

Altglascontainer. Best-of-Altglas: Was eine gute Auswahl ausmacht
Sammelstelle für Flaschenböden mit Schraubverschluss.

Best-of-Altglas

Die Auswahl wird sich an der Brennweite orientieren und was die Objektive aus heutiger Sicht besonders erscheinen lässt. Los geht es im Mai 2022 mit den oft geschmähten „Nifty Fifties“, jeden Monat steht eine weitere Gattung im Mittelpunkt.

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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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