Altglas

Best-of-Altglas: Messerscharfe Weitwinkel

Zeiss stellte 1949 das Flektogon 35/2.8 vor, als weltweit erstes Weitwinkel für Spiegelreflexkameras. Diese Objektiv-Gattung unterliegt als Altglas einer Reihe von Einschränkungen. Vielen wird im Hinblick auf die Randschärfe aus heutiger Sicht nur mittelmäßige optische Leistung attestiert, besonders am Vollformatsensor. Das MFT-Format kennt solche Probleme nicht, doch mit Crop-Faktor 2 sind selbst 17 mm Brennweite nicht mehr besonders weitwinkelig. Kennt man die Grenzen, finden sich durchaus einige messerscharfe Weitwinkel.

Best-of-Altglas: Messerscharfe Weitwinkel

Alte Optiken brauchen Streulichtblenden, Weitwinkel ganz besonders. Frühe Versionen kennzeichnet ein großes vorderes Glaselement, das als Zerstreuungslinse diente. Seine Größe und die noch einfachen Oberflächenvergütungen machten es sehr streulichtempfindlich. Wie man eine passende Streulichtblende findet, wurde hier beschrieben.

Pentacon 29. Best-of-Altglas: Messerscharfe Weitwinkel
Große streulichtempfindliche Frontlinsen sind ein Kennzeichen früher Weitwinkelobjektive. Später wurde versucht, Fertigung und Kosten durch Konstruktionen mit günstigen Einzellinsen zu optimieren. Was nicht immer überzeugend gelang.

Zeiss

Die Flektogon-Baureihe von Zeiss genießt einen sehr guten Ruf. Allen voran das Modell mit 20 Millimeter Brennweite und Lichtstärke F/2.8. In funktionsfähigem und gutem kosmetischem Zustand ist es auf dem besten Weg, preislich die Nachfolge des Trioplan 100 anzutreten. Das 35er kostet nur einen Bruchteil davon. Die Version mit Lichtstärke F/2.4 MC von 1975 war eine Neukonstruktion mit dem Ziel, Produktionskosten durch Verwendung von Einzellinsen zu senken.

Flektogon 35/2.8. Best-of-Altglas: Messerscharfe Weitwinkel
Die letzte Version des Flektogon 35/2.8 ermöglicht durch eine Naheinstellgrenze von 18 Zentimetern interessante Nahaufnahmen (M. Gerber).
Olympus OM. Best-of-Altglas: Messerscharfe Weitwinkel
Olympus OM 21/3.5: Weitwinkel mit moderater Lichtstärke sind häufig optisch ausgewogener als ihre lichtstarken Pendants. Die Randschärfe dieses Objektivs überzeugt auch am Vollformatsensor (C. Künne).

Nikon, Olympus und Vivitar

Empfehlenswert sind auch die 20er Weitwinkel von Nikon und Olympus. Sie kamen im Laufe 1970er Jahre auf den Markt: kompakt, leicht und oft günstiger als vergleichbare Zeiss-Objektive. Das Vivitar 17/3.5 war für mich interessant, da es auch mit Nikon-Anschluss gefertigt wurde. Abgeblendet kann die Randschärfe an D700, Z6 sowie am Lensturbo mit Fuji-X-Kameras überzeugen.

Vivitar. Best-of-Altglas: Messerscharfe Weitwinkel
Vivitar 17/3.5 an der Nikon D700.
28er Lensturbo. Best-of-Altglas: Messerscharfe Weitwinkel
Mit dem Zhongyi Lensturbo II an einer APS-Kamera zeigt ein 28er Weitwinkel, was mit dieser oft belächelten Brennweite möglich ist. Crop-bedingte äquivalente Brennweite von 42 mm wird sozusagen durch den Turbo „aufgehoben“.

Mit Verzeichnungen umgehen

Weitwinkelobjektive erzeugen bisweilen störende Auffälligkeiten. Je größer der Bildwinkel, desto ausgeprägter kann dieser Effekt auftreten, besonders am Bildrand. Während eine durchgebogene Wasserlinie unangenehm auffällt, stören selbst starke Verzeichnungen in Aufnahmen einer verwinkelten Altstadt kaum. Moderate 28 oder 35 mm Brennweiten mit wenig rekordverdächtigen Lichtstärken verhalten sich weniger auffällig. Welche Korrekturmöglichkeiten Lightroom und Photoshop für Weitwinkelobjektive bieten, beschreibt dieser Beitrag.

Pentacon 30/3.5
Lydith 30/3.5: Das Weitwinkel für Spiegelreflexkameras von Meyer Görlitz hieß ab 1971 Pentacon. Verzeichnungen fallen im verwinkelten Gemäuer nicht auf. Abbildungsschwächen im Randbereich verschwinden im Bokeh, wenn der Fokus im Nahbereich liegt – auch am Vollformatsensor (Sony A7II).

Manuelles Fokussieren

Bei Weitwinkelobjektiven wird mit zunehmendem Bildwinkel das Fokussieren schwieriger, weil alles klein beziehungsweise weit entfernt dargestellt wird. Selbst bei höchster Vergrößerung im Live View Modus lässt sich die Schärfe nur erahnen, auch eine Sucherlupe hilft kaum weiter. Mit Fokuspeaking ergeben die vielen erkannten Kontrastkanten ein stark flimmerndes Sucherbild. Worauf es beim manuellen Fokussieren mit einer Digitalkamera noch ankommt, wie sich vorhandene Hilfsmittel optimal nutzen lassen und welche Vor- und Nachteile verschiedene Kamerasysteme mit adaptierten Fremdobjektiven aufweisen, beschreibt das E-Book „Manuell fokussieren – Digitalkameras und manuelle Objektive“ ausführlich.

Best-of-Altglas

Im nächsten Beitrag der Reihe stehen Objektive mit 80 bis 100 Millimeter Brennweite im Mittelpunkt. Sie waren in Fototaschen mit analogem Equipment seltener zu finden, obwohl nahezu jeder Hersteller mindestens eine Version davon im Programm hatte. Im Sortiment der früheren Versandhauskönige waren sie dagegen kaum zu finden.

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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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4 Kommentare

  1. Tatsächlich ein gutes Buch! Allerdings in kurzen Abständen so viele Neuauflagen?
    2020 habe ich die 3. Auflage gekauft.

    Bietet der Verlag das Buch auch als Bundle „ebook und Print“ an?

    1. Danke für die Blumen zum Buch 😉 Die aktuelle Auflage hat gegenüber der von 2020 knapp 100 Seiten an Inhalt und Umfang gewonnen. Die E-Books sind ausschließlich bei Amazon erhältlich, daher gibt es kein Bundle.

  2. Hallo Bernhard,
    das sagen viele, die das Flektogon 20 besitzen. Es war auch technologisch ein Meilenstein, der unter anderem auch Nikon anspornte vergleichbares zu entwickeln. Ich bin beim Nikon 20/2.8 gelandet. An der Nikon-DSLR macht ein M42-Weitwinkel keinen Sinn.
    Gruß, Bernd

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