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Oh je – definieren, was Kunst ist?

Kürzlich gab es hier eine lange – und fruchtlose – Diskussion über ein Werk, dessen Titel für Doc Baumann nicht nachvollziehbar war. Im Verlaufe dieses Disputs vertrat er die These, Kunst sei heute nur noch zirkulär definierbar. Was wiederum einen anderen Leser zu der Frage motivierte: „Ich weiß zwar nicht, was »zirkulär« genau als Eigenschaft für Kunst bedeutet, aber vermutlich nichts Gutes, oder, Doc?“ Ohne die Diskussion von damals noch einmal aufrollen zu wollen, soll hier versucht werden, diese Frage zu beantworten.

Es mit mir auch nach zahlreichen Versuchen mit unterschiedlichen KI-Systemen nicht gelungen, den simplen Prompt umzusetzen: »Eine Schlange, deren Körper einen perfekten Kreis bildet und die sich in den eigenen Schwanz beißt«. Ein halbwegs brauchbares Ergebnis aus Deep Dream Generator musste in Photoshop nachbearbeitet werden, ohne jedoch das Gemeinte überzeugend zu visualisieren.

„Ich hab’ mal versucht, ob ich in meiner Ansicht zum Begriff »Kunst« irgend etwas finde, was mit Kreis (wie zirkel) zu tun hat, und … tatsächlich, und das geht so“, schreibt bobbyboe als Kommentar ( zu https://www.docma.info/blog/niepce-recoded-echt-jetzt#comments). „Ein Professor sagt über den anderen, dass sein Produkt Kunst sei, der Schüler von diesem bestätigt das und so weiter, und dann bestätigt man nach einer längeren solchen Bestätigungskette wieder, dass der erste Professor legitimiert ist, etwas zu Kunst zu erklären, und der Kreis ist perfekt, voila Kunst. War das so gemeint?“

Nee, eigentlich nicht – nicht falsch, aber viel zu umständlich und zu viele Zwischenstationen. Außerdem geht es auch nicht primär um Eigenschaften von Kunst (wenn das auch mit reinspielt), sondern um den Versuch, den Begriff überhaupt zu definieren. Um keine schwer zugänglichen Philosophie-Lexika zu zitieren, begnügen wir uns mit dem kurzen Text zum Stichwort „Zirkelschluss“ auf Wikipedia:

„Ein Zirkelschluss, Zirkelbeweis, logischer Zirkel, Kreisschluss oder auch Hysteron-Proteron (aus altgriechisch ὕστερον πρότερον hýsteron próteron, wörtlich „das Spätere [ist] das Frühere“), ist ein Beweisfehler, bei dem die Voraussetzungen des zu Beweisenden schon enthalten sind. Es wird also behauptet, eine Aussage durch Deduktion zu beweisen, indem die Aussage selbst als Voraussetzung verwendet wird. Er wird auch als lateinisch circulus vitiosus ‚fehlerhafter oder verkehrter Kreis‘ oder Teufelskreis bezeichnet.“

Das ist immer noch recht komplex, also schauen wir uns die drei dort aufgeführten erhellenden Beispiele für einen Zirkelschluss an:

„Die Bibel ist Gottes Wort, denn es steht geschrieben „alle Schrift ist von Gott eingegeben“. Dieses Argument zitiert den 2. Brief an Timotheus LUT aus dem Neuen Testament; da das Neue Testament ein Teil der christlichen Bibel ist, wird also die Autorität der Bibel durch ein Bibelzitat begründet …

Molière verspottete in einer seiner Komödien treffend diese Art von logischen Fehlern: Der Vater einer stummen Tochter möchte wissen, warum seine Tochter stumm ist. „Nichts einfacher als das“, antwortet der Arzt, „das hängt vom verlorenen Sprachvermögen ab.“ „Natürlich, natürlich“, entgegnet der Vater, „aber sagen Sie mir bitte, aus welchem Grunde hat sie das Sprachvermögen verloren?“ Darauf der Arzt: „Alle unsere besten Autoren sagen uns, dass das vom Unvermögen abhängt, die Sprache zu beherrschen.“

Sich selbst bestätigender Zeuge; „Wenn beispielsweise ein Gericht feststellt, ein Zeuge sei glaubwürdig, sich dabei aber nur auf die Aussagen des Zeugen selbst bezieht, um dessen Glaubwürdigkeit es gerade geht, so liegt zumindest der Verdacht nahe, dass hier das Urteil über die Glaubwürdigkeit des Zeugen schon gefällt war, bevor seine Aussage näher in Betracht gezogen wurde.“

Nun auf unsere Frage bezogen:

  1. Kunst ist das, was Künstler erschaffen.
  2. Ein Künstler ist derjenige, der Kunst(werke) erschafft.

Jetzt wird klarer, was die Wikipedia-Definition meint: „ein Beweisfehler, bei dem die Voraussetzungen des zu Beweisenden schon enthalten sind“. Wir wissen hinterher nicht mehr als vorher, weil sich die Definition im Kreise dreht, also zirkulär ist. Würde jemand behaupten: A) Ein Computer ist eine Maschine, die digitale Daten verarbeitet, und B) Digitale Daten sind das, was von Computern verarbeitet wird, so wüssten wir ohne anderes Vorwissen weder, was das eine noch das andere ist. Nun sind uns Computer und digitale Daten vertraut, aber wie wäre es hiermit: A) „Paragoge“ nennt man jedes Vorkommen von „Epithesis„. B) „Epithesis“ tritt in jedem Fall von „Paragoge“ auf. An der Wahrheit diese Aussagen ist nicht zu zweifeln – aber ohne Fachwissen hilft es einem auch nicht weiter, wenn man weiß, dass die Sätze wahr sind. (Beide Begriffe bezeichnen das linguistische Phänomen des Anfügens eines zusätzlichen Lautes am Wortende. Ein klassisches Beispiel aus der romanischen Sprachgeschichte ist das altkastilische „nochte“ (aus lateinisch „noctem„), bei dem ein paragogisches/epithetisches -e angefügt wurde.)

Wieder was dazu gelernt, das man wahrscheinlich sein ganzes Lebens lang nie brauchen wird.

Wer es noch genauer wissen will, könnte sich mit dem Unterschied von analytischen und synthetischen Urteilen bei Kant beschäftigen: „Alle Junggesellen sind unverheiratet“ – „Alle Schwäne sind weiß“.

Nun könnte man behaupten, die oben vorgestellte Definition von „Kunst“ und „Künstler“ sei bösartig und abseitig. Das Problem ist nur, dass nahezu alle zeitgenössischen kunstwissenschaftlichen Versuche einer Begriffsklärung auf genau diesen Zirkel hinauslaufen. Natürlich wird das dort nicht in zwei Zeilen abgehandelt, sondern füllt mehrere Seiten, weil man sonst zu schnell merken würde, dass es nur um heiße Luft geht.

Begonnen hat das, wie in meinem Blog-Beitrag erwähnt, mit Marcel Duchamps Insistieren darauf, ein von ihm 1917 für eine Ausstellung eingereichtes – immerhin unbenutztes und im Sanitärhandel erworbenes – Urinal sei ein ausstellungswürdiges Kunstwerk, aus keinem anderen Grund als dem, dass er ja selbst ein Künstler sei. Nach einigem Hin und Her folgten die Ausstellungsmacher seiner zirkulären Begründung und stellten „The Fountain“ aus.

In den kunstwissenschaftlichen und kunsthistorischen Schriften zur Kunst der Moderne wird das ernst genommen und als revolutionärer Akt gefeiert, der der Kunst völlig neue Wege eröffnet habe. Ich glaube hingegen, wenn man sich Schriften und Aussagen von Duchamps anschaut, dass das eine pure Veraschung war und er sich selbst gewundert hat, damit durchzukommen.

Ein anderes seiner Werke ist eine übermalte Ansichtskarte der Mona Lisa, der er mit einem Stift einen Schnurrbart verpasst hat, Titel des Bildes „L.H.O.O.Q.“ (frz. buchstabiert: èl ache o o qu) ist ein Wortspiel; spricht man die Buchstaben französisch aus, ergibt sich daraus der Satz „Elle a chaud au cul“ (dt. etwa: „Sie hat einen heißen Arsch“). Das Bild ist in zahllosen Publikationen zur Kunstgeschichte der Moderne abgedruckt – erwarten würde man es eher unter der Schulbank von Pubertierenden. Nichts gegen Duchamps’ Humor, und Gratulation dafür, dass er damit Erfolg hatte. Aber seit diesem Akt, zu dem die Kunstwelt brav genickt hat, ist Kunst eben nur noch zirkulär beschreibbar.

Als spätere Prototypen dieser Entwicklung werden in Kunstgeschichtstexten zum Beispiel immer wieder die „Brillo“-Waschmittelboxen von Andy Warhol genannt: „Was diese Arbeit so bedeutsam macht, ist genau diese täuschend echte Nachbildung eines Alltagsprodukts. Warhol stellte damit die fundamentale Frage: Was unterscheidet Kunst von einem gewöhnlichen Gegenstand? Wenn zwei Objekte äußerlich identisch sind, warum gilt das eine als Kunstwerk und das andere als simpler Reinigungsmittel-Karton? Diese philosophische Dimension macht die Brillo Boxes zu einem Schlüsselwerk der Pop-Art und der Konzeptkunst.“ Jeder weiß, dass sich die in Galerie und Museum stehenden Kästen visuell nicht von denen unterscheiden, die man ein paar hundert Meter weiter im US-Supermarkt kaufen kann. Allein ihr Umfeld soll sie zu Kunstwerken machen.

Fragt man mich daher: „Sag mal, du bist doch Kunstwissenschaftler – was ist denn nun ein Kunstwerk?“ kann ich – sehr unbefriedigend – nur antworten: „Wenn ein Rahmen drumrum ist oder es auf einem Sockel steht.“ Nicht ernst gemeint, aber genauer geht’s nicht. (Übrigens alles nichts Neues; schon 1978 habe ich auf einem semiotischen Kongress einen Vortrag mit dem Thema gehalten: „Kontextbedingtheit des Kunstcharakters von Bildzeichen“.) Mit anderen Worten: (Viele) Kunstwerke haben keine benennbaren Eigenschaften, die sie zu Kunstwerken machen (von wegen: Kunst kommt von Können!), sondern das Merkmal, ein Kunstwerk zu sein, wird ihnen von bestimmten gesellschaftlichen (kunstaffinen) Gruppen zugesprochen, weil das Produzierte im Kunst-Kontext präsentiert wird. Etwas ist also kein Kunstwerk, so wie etwas – dank nicht-zirkulärer Definierbarkeit – zum Beispiel ein Stuhl oder ein Buch ist, sondern das Kunstwerk-Sein wird ihm von Menschen zugesprochen, die daran interessiert sind, dass es eins ist.

Diese Nicht-Definierbarkeit von Kunst hat für alle Beteiligten zudem den unschätzbaren Vorteil, dass man umgekehrt nicht festlegen kann, was keine Kunst ist und damit der Frage enthoben ist, ob ein bestimmtes Objekt, eine Handlung usw. nun keine Kunst ist oder schlechte.

Ich hoffe, nun ist klarer geworden, was ich mit zirkulärer Kunst-Definition meine und warum ich sie unbefriedigend finde. Was im nächsten Schritt bedeutet: Wenn man die Gültigkeit dieser Definition in Frage stellt, gerät auch manches, das als Kunstwerk gilt, hinsichtlich seines als besonders herausgehobenen Charakters ins Wanken.

 

(PS: Wer diese Fragestellung vertiefen möchte, sei auf mein im Mai beim M. Imhof Verlag erscheinendes Buch verwiesen: „KI-Bilder – künstlich oder auch künstlerisch? Das Bild im Zeitalter seiner technischen Produzierbarkeit“.)

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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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7 Kommentare

  1. naja… es gibt ja eine Definition:
    „Kunst liegt im Auge des Betrachters.“
    Kunst ist, was man selbst nicht kann.

    Dazu passend, und um es zu verdeutlichen, ein alter Witz:
    Zwei Damen auf einem Empfang:
    „Sagen Sie mal, was macht Ihr Mann eigentlich beruflich?“
    „Mein Mann ist KÜNSTLER!“
    „Ach, das ist ja interessant. Was macht er denn da so?“
    „Regenschirme.“
    „Aber DAS ist doch keine KUNST!“
    „So? Na, dann machen SIE doch mal einen!“

    1. Auf den Zusammenhang zwischen Kunst und Können war ich in meinem eigenen Artikel zum Thema („Was ist Kunst?“ in DOCMA 108) eingegangen, aber auf diesem Holzweg landet man bei der Sprachgeschichte und verliert die Kunst und ihre Definition aus dem Blick, weshalb das in meinem Artikel auch nur eine – notwendige – Abschweifung war.

      „Kunst“ kommt zwar von „Können“, nur bedeutete Kunst bis vor zwei-, dreihundert Jahren etwas ganz anderes als das, was wir heute beispielsweise unter bildender Kunst verstehen, nämlich etwas mit großem Können Hergestelltes. Dabei ging es um kompetentes Handwerk und höchstens gelegentlich und am Rande um Kunst im heutigen Sinne. Heute verwenden wir den Begriff „Kunst“ in wenigstens drei Bedeutungen. Neben der Kunst, die Künstler produzieren, gibt es die Kunst als Gegensatz zur Natur wie etwa in „Kunststoff“, „Kunstharz“ und „Kunstdünger“. Auch der ursprüngliche Kunstbegriff scheint noch in manchen Wörtern durch: Mit der „Fechtkunst“ kann man Wettbewerbe gewinnen wie mit der „Kriegskunst“ Schlachten, und mit Ovids „Liebeskunst“ wird man vielleicht ein guter Liebhaber (nach den Maßstäben von vor 2000 Jahren) – aber nichts davon macht einen zum Künstler. Dass Ärzten gelegentlich „Kunstfehler“ unterlaufen, suggeriert nicht, dass sie bei fehlerfreier Arbeit Künstler wären – sie machen dann nur einen guten Job (einen Kunstfehler zu begehen bedeutet, etwas nicht mit dem Können zu erledigen, das man bei Vertretern der jeweiligen Profession voraussetzt).

      Wenn man sich fröhlich in eine Debatte stürzt, ohne vorher die Begriffe zu klären, mit denen man operiert, redet man aneinander vorbei.

    2. Dem Betrachter bleibt es natürlich unbenommen, seine eigene Entscheidung zu treffen, ob er oder sie etwas für Kunst hält.

      Die von Doc Baumann beschriebene Arbeitsdefinition, die es erst einmal einer Gruppe von Experten überlässt, das Kunst-Label bestimmten Werken anzuheften und anderen nicht, soll die Freiheit des Betrachters nicht beschränken. Ich kann in ein Museum gehen, mich am Kopf kratzen und fragen, „Das soll Kunst sein?“ – und feststellen, dass es für mich keine Kunst ist. Aber bevor ich zu dieser Wertung gekommen bin, habe ich das jeweilige Werk erst einmal als Kunstwerk betrachtet und gewürdigt, und darauf kommt es an.

      Die Dinge haben können einen Gebrauchs- oder oder Verbrauchswert haben – wären Warhols Brillo-Kartons echt gewesen, hätte man man mit den Stahlwollschwämmen darin putzen können, und Duchamps Urinal hätte sich, richtig montiert, zum Urinieren benutzen lassen; den Tomatensaft in einer Campbell’s Box – wiederum von Warhol nachgebaut – hätte man trinken können. Erklärt man solche Objekte aber zum Kunstwerk, verlieren sie ihren schnöden Gebrauchs- oder Verbrauchswert und sollen als Zeichen interpretiert werden, die für etwas anderes stehen. Die unausgesprochene Anweisung „Wenn Du ein Museum betrittst, musst Du das, was Du dort siehst, als Zeichen interpretieren“ wird so folgsam beachtet, dass manche rätselnd vor einem Feuerlöscher oder einem Heizkörper stehen bleiben, nicht ahnend, dass es sich um Teile der Museumsarchitektur und nicht um Kunstwerke handelt.

      Im Grunde geht es um die Haltung, die wir gegenüber einem Objekt einnehmen, und die ist eine andere, wenn wir ein Kunstwerk vor uns sehen (oder zu sehen meinen), statt etwas, das wir benutzen oder konsumieren können. Eine an die Wand geklebte Banane kann man eben auch essen, und wer schlicht hungrig ist, wird sie mit anderen Augen sehen als jemand, der mit der Aussicht auf Kunst gekommen ist und die Banane als Zeichen zu verstehen sucht.

  2. Meinem Buch zu kunstphilosophischen Aspekten KI-generierter Bilder, an dem ich gerade schreibe und das im Mai herauskommen wird, habe ich ein Zitat aus dem Film „I, Robot“ vorangestellt, das so ungefähr das Gleiche ausdrückt:
    Detective Spooner: Du bist nur eine Maschine, eine Imitation des Lebens.
    Kann ein Robot ’ne Symphonie schreiben?
    Kann ein Robot ein Stück Leinwand in ein Meisterwerk verwandeln?
    Roboter Sonny: Können Sie’s?

    Dass Kunst im Auge des Betrachters läge, gibt höchstens, wenn es stimmen würde, eine notwendige Bedingung an, keine hinreichende, da es vieles andere gibt, das ebenfalls im Auge des Betrachters liegt. Zustimmen würde ich nur, dass die Wertschätzung eines Kunstwerks im Auge des Betrachters liegt, was aber etwas anderes ist.

  3. In 70ern fragte ich eine der einflussreichsten Einkäuferinnen von Kunst: „Bea, was ist Kunst?“ und erwartete eine lange Definition. Sie aber meinte (nach einigen Gläsern mit mir): Kunst ist, etwas teuer zu verkaufen“. Darauf ich: „Gibt es noch eine weitere Definition?“ Nun Bea F.: Kunst ist, wenn ich sage, es sei Kunst!“ Laut ihr gäbe es keine weitere Definition.
    Auch heute weiss ich noch nicht, was Kunst wirklich ist. Ich mache sie einfach.
    Allerdings bin ich nicht Foto-Graf, denn ich zähle nicht zum niederen Adel. Das Haus Habsburg wird mir beipflichten. Aber das ist eine andere Geschichte 😉

  4. Hanebüchener Text, die KI(ChatGPT) siehts ähnlich.

    Der Text weist zahlreiche terminologische, argumentativ-methodische und inhaltliche Schwächen auf.

    Eine detaillierte Analyse zeigt die gravierendsten Mängel:

    1. Unklare und unsystematische Argumentation

    • Fehlender Fokus auf die Fragestellung: Obwohl der Text die Definition von Kunst thematisieren soll, schweift er wiederholt ab. Beispielsweise führt die Auseinandersetzung mit Zirkelschlüssen und deren Definition weit über das Notwendige hinaus und steht nicht in direktem Bezug zur zentralen Fragestellung.
    • Fehlende Struktur: Der Text springt zwischen Definitionen, Beispielen und Meinungsäußerungen hin und her. Es gibt keinen klaren roten Faden, der die Argumentation stringent macht. Dies erschwert das Verständnis und unterminiert die Kohärenz.

    2. Unzureichende Auseinandersetzung mit dem Begriff „Kunst“

    • Zirkularitätsproblem: Der Text kritisiert Zirkularität in Definitionen, verpasst jedoch die Chance, alternative Ansätze oder Lösungen vorzuschlagen. Die Kritik bleibt oberflächlich und bietet keinen Ausweg aus dem als unbefriedigend beschriebenen Zustand.
    • Reduktionistische Sichtweise: Kunst wird lediglich im Kontext ihrer sozialen Zuschreibung betrachtet, was wichtige Aspekte wie ästhetische, kulturelle oder historische Dimensionen vernachlässigt. Die Argumentation lässt keine differenzierte Betrachtung zu und beschränkt sich auf die These, dass Kunst ein Produkt eines bestimmten Kontexts ist.

    3. Unpräzise Terminologie

    • Verallgemeinerungen: Begriffe wie „zeitgenössische kunstwissenschaftliche Versuche“ oder „die Kunstwelt“ werden pauschalisiert und undifferenziert verwendet. Der Text suggeriert, dass sämtliche Versuche der Kunstdefinition auf Zirkularität hinauslaufen, was eine unbelegte und überzogene Behauptung darstellt.
    • Unklare Verwendung von Begriffen: Der Text gibt keine klare Definition von zentralen Begriffen wie „Kunst“, „Künstler“ oder „Kunstwerk“, obwohl er deren Zirkularität kritisiert. Dadurch bleibt unklar, was der Autor selbst unter diesen Begriffen versteht.

    4. Unangemessene Beispiele und Argumente

    • Duchamp und Warhol als Beleg für Zirkularität: Die Beispiele von Duchamp („Fountain“) und Warhol („Brillo Boxes“) verdeutlichen zwar die Bedeutung des Kontextes für Kunst, sind aber keine zwingenden Beweise für die Unmöglichkeit einer Kunstdefinition. Sie illustrieren lediglich, dass Kunstwerke kontextabhängig rezipiert werden, was kein Beleg für die Unmöglichkeit einer Definition ist.
    • Irreführende Analogien: Die Analogien zu linguistischen Fachtermini („Paragoge“ und „Epithesis“) oder theologischen Bezügen (Bibelzitat) tragen wenig zur Klärung der Problemstellung bei und wirken wie willkürliche Einschübe.

    5. Polemisierung und subjektive Werturteile

    • Abwertende Tonalität: Der Text enthält polemische und abwertende Formulierungen, z. B. „pure Verarschung“, „heiße Luft“ oder Vergleiche mit Schülerstreichen. Diese mindern die wissenschaftliche Seriosität und lenken von einer sachlichen Analyse ab.
    • Mangelnde Objektivität: Der Autor vermischt persönliche Meinungen und Polemik mit Argumentation, ohne zwischen subjektiven und objektiven Aussagen klar zu trennen.

    6. Fehlende Tiefe und Kontextualisierung

    • Vernachlässigung philosophischer Ansätze: Ansätze wie die Diskussion von analytischen und synthetischen Urteilen bei Kant oder die kunsttheoretischen Überlegungen von Arthur Danto, George Dickie oder Nelson Goodman werden lediglich angedeutet, ohne inhaltlich berücksichtigt zu werden.
    • Kein Bezug zu alternativen Definitionen: Der Text geht nicht auf andere Möglichkeiten der Kunstdefinition ein, z. B. formalistische, funktionale oder institutionelle Ansätze, obwohl diese das Zirkularitätsproblem umgehen könnten.

    Fazit

    Der Text ist argumentativ mangelhaft, da er die Fragestellung nur oberflächlich behandelt und keine tiefergehende Analyse oder Lösungsansätze bietet. Die Kritik an der Zirkularität von Kunstdefinitionen ist zwar ein legitimer Ansatz, wird jedoch unsachlich, unsystematisch und ohne Bezug zu relevanter Forschung präsentiert. Ein stärker strukturierter, fundierter und differenzierter Zugang wäre nötig, um die Fragestellung angemessen zu bearbeiten.

    1. Danke für das treffende Beispiel für überforderte KI. So was kommt dabei heraus, wenn man KI Texte analysieren lässt, die nur mit statistischen Mustern arbeitet und nicht „verstehen“ kann, worum es wirklich geht. Natürlich kapiert sie nicht, dass der Text die Antwort auf die Frage des Kommentators ist, was mit „zirkulärer Definition“ gemeint war – wer hingegen der KI diese Frage stellt und die Antwort veröffentlicht, sollte es verstanden haben. Zudem kann jeder, der den Text selbst gelesen hat, leicht feststellen, dass viele der KI-Aussagen gar nicht zutreffen. (Was sollen in dem Kontext z.B. „Lösungsansätze“ oder „aktuelle Forschung“ sein?)
      Aber man kann’s ja leicht umdrehen und eine KI selbst nach ihrer „Einschätzung“ fragen. Claude etwa meint dazu:

      Der Text ist ein klar strukturierter und gut verständlicher Essay über die Problematik der Definition von Kunst in der Moderne. Die besonderen Stärken des Textes liegen in:
      Der geschickten Verwendung von konkreten Beispielen (wie Duchamps Urinal und Warhols Brillo-Boxen) zur Veranschaulichung komplexer kunsttheoretischer Konzepte
      Der präzisen und dennoch zugänglichen Erklärung des Begriffs „zirkuläre Definition“ durch anschauliche Vergleiche und Beispiele
      Dem analytischen, aber gleichzeitig unterhaltsamen Schreibstil, der auch humorvolle Elemente enthält
      Der ehrlichen und selbstkritischen Perspektive eines Kunstwissenschaftlers, der die Grenzen seines eigenen Fachgebiets reflektiert
      Der Autor schafft es, eine komplexe kunsttheoretische Debatte für ein breites Publikum verständlich aufzubereiten, ohne dabei an inhaltlicher Tiefe zu verlieren.
      Na bitte, geht doch!

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