Altglas

Aktuelle Altglas-Preise einschätzen

Als Handelsplatz für alte Objektive dürfte eBay mit Blick auf die Auswahl konkurrenzlos sein. Doch manche Preisvorstellung scheint Sphären entlehnt, wo Schrott mit Gold aufgewogen wird. Was mal teuer war, ist heute nicht automatisch wertvoll. Gelegentlich sorgen auch Haben-Wollen-Hypes für unerklärliche Aufschwünge. Versuche Dritter, realistische Preise zu ermitteln, waren nur bedingt erfolgreich. eBay bietet eigene Tools, die Transparenz schaffen.

Alte Listen. Aktuelle Altglas-Preise einschätzen
Alte Preislisten besitzen bestenfalls noch nostalgischen Wert. Darin schmökern macht Erinnerungen lebendig – sofern man in einer Welt ohne Internet aufgewachsen ist. Ansonsten ist es Altpapier mit dem Charme eines abgegriffenen Reclam-Heftes.

Bidvoy war einer der ersten Anbieter von pragmatisch aufbereiteten eBay-Preisvergleichen. Laut einer letzten Pressemitteilung wurde der Service eingestellt, weil eBay den Datenzugriff nachhaltig einschränkte. Die Web-Anwendung Wertcheck verschwand ebenfalls wieder von der Bühne. Gehalten hat sich bis heute die App Verkaufswert-Rechner für Android und iOS sowie eine Datenbank namens BayWotch. Ihr nostalgisches User-Interface erinnert an krümelige Windows-3-Klötzchengrafik und ist nicht für die schnelle Recherche gedacht.

Die Vermutung, dass eBay möglicherweise Transparenz verhindern wollte, ist nur eine Seite der Medaille – und für den Altglas-Kauf kaum relevant. Suchfunktionen statistischer Auswertungen basieren primär auf der beim Einstellen eines Artikels hinterlegten Beschreibung „Was möchten Sie verkaufen?“ Die Angabe „iphone 4“ kann hinreichend sein und war ein Bidvoy-Standardbeispiel. Alte Objektive ließen sich präzise beschreiben. Aber jeder, der schon mal bei eBay danach suchte, weiß, dass dies selten gemacht wird. Fantasievolle Umschreibungen werden gerne mit Ahnungslosigkeit, Fehleinschätzungen des Zustands und fantasievollen Preisen garniert.

eBay-Suche

Um das Wunschobjektiv zu finden, sind oft mehrere Anläufe nötig, bis die Suchworte passende Angebote anzeigen. Dann runterscrollen, bis links die Rubrik „Nur anzeigen“ auftaucht, hier „Verkaufte Artikel“ anklicken – voilà! Oben rechts am Bildschirm vermittelt die Sortierung nach „Kürzlich beendet, Niedrigster Preis und Höchster Preis“ einen Eindruck von Preisspannen und möglichen Hypes. Ergänzt durch einen Klick in Artikelbeschreibungen finden sich weitere Anhaltspunkte zur Relation von Preis und Zustand. Mitunter erstaunt auch, welche Preise beim Zustand „Nur Ersatzteile“ gefordert werden. Auch Einzellhändler bieten sichtbar verdellte oder verpilzte Objektive zu satten Preisen an. Begriffe wie Vintage oder Retro machen nichts besser, manche Angebote taugen nur noch für den Wertstoffhof.

FoMA Guide
Der vom fotoMAGAZIN jährlich im August herausgegebene Second Hand Guide bietet eine Basis zur Einschätzung von Preisen für gebrauchtes Fotoequipment. Er erhielt 2020 ein Facelift. Bekannte Marken sind weiterhin vertreten, aber zum Teil ausgedünnt, weil manche Objektive kaum noch gehandelt werden.

Realitätsresistent

Nicht selten werden erfolglose Auktionen und Sofortkauf-Angebote stoisch wieder eingestellt. Zum gleichen Preis und über Wochen – was mal teuer war, muss wertvoll sein. Vor Keller- und Dachbodenfunden sei auch gewarnt. Beide Fundorte weisen mitunter hohe Luftfeuchtigkeit auf und bieten dem Glaspilz, zusammen mit dem gerne erwähnten „Original Lederköcher“, beste Wachstumsbedingungen. Ein weiß-grauer Überzug auf dem Leder lässt Übles erahnen. Das Kapitel „Alte Objektive kaufen“ im Band 2 des E-Books Digital fotografieren mit alten Objektiven erklärt ausführlich, wie sich der Erhaltungszustand eines Objektivs bestimmen lässt. Im gedruckten Buch finden sich diese Hinweise im Kapitel „Altglas kaufen“.

Altglas in Labor neu vermessen. Aktuelle Altglas-Preise einschätzen
Der Beitrag Altglas im Labor neu vermessen kann die Kaufentscheidung unterstützen. Wenn die Qualität stimmt, relativieren sich unter Umständen die Preise.
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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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