Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.
  • Die Fotografie ist tot. Lang lebe die Fotografie. Diese paradoxe Feststellung beschreibt treffend den Zustand unserer visuellen Kultur, seit das Smartphone seinen Siegeszug angetreten hat. Was einst ein bewusster Akt des Festhaltens war, ist zu einem permanenten visuellen Bewusstseinsstrom geworden. Die Kamera ist nicht mehr nur ein Werkzeug, sie istMehr

  • Die Astrofotografie gehört zu den anspruchsvollsten und zugleich faszinierendsten Disziplinen. Sie ist ein Feld, in dem sich technische Akribie und eine beinahe meditative Naturerfahrung die Waage halten müssen. Wer hier beeindruckende Ergebnisse erzielen will, kann sich nicht allein auf teure Ausrüstung oder glückliche Zufälle verlassen. Gefragt ist eine Mischung ausMehr

  • Die digitale Bildwelt steht vor einer Zäsur. Der EU AI Act ist kein fernes Zukunftsszenario mehr, sondern eine präsente rechtliche Realität, deren Übergangsfristen ablaufen. Für Fotografen und Bildbearbeiter bedeutet dies vor allem eines: eine unmissverständliche Kennzeichnungspflicht. Wer die neuen Regeln ignoriert, riskiert empfindliche Strafen. Dieser Beitrag schlüsselt auf, welche PflichtenMehr

  • Mein Freund Thomas, Werbefotograf der alten Schule, seufzte neulich theatralisch ins Weinglas. „Ich gebe auf“, sagte er und schob mir seinen Tablet-Computer über den Tisch. Darauf zu sehen: ein makelloses Produktfoto für eine Uhrenkampagne. „Dreißig Jahre habe ich gelernt, mit Licht und Schatten zu zu gestalten, und jetzt kommt einMehr

  • Es grenzt an Realsatire, wenn die Politik, allen voran die SPD mit Justizministerin Stefanie Hubig, verkündet, sie wolle das heimliche Anfertigen von „Voyeuraufnahmen“ umfassender unter Strafe stellen. Man reibt sich verwundert die Augen und fragt sich: Was genau ist eine „Voyeuraufnahme“? Wo verläuft die feine Linie zwischen dem dokumentarisch interessiertenMehr

  • Stellen Sie sich vor, Sie betreten das Atelier eines Bildproduzenten im Jahr 2030. Wo einst das geschäftige Treiben von Assistenten, Models und Visagisten den Raum füllte, herrscht nun eine fast sakrale Stille. Ein einzelner Mensch sitzt im Zentrum dieses Raumes im Rauschen der Lüfter seiner Grafikkarten. Es gibt keine überladenenMehr

  • Die inflationäre Verbreitung von Kinderbildern im Netz stellt uns vor neue ethische Fragen. Wir analysieren die Gratwanderung zwischen dokumentarischem Anspruch, elterlichem Stolz und der Verantwortung für eine Generation, deren visuelle Biografie öffentlich verhandelt wird, bevor sie selbst „Ich“ sagen kann. Jedes geteilte Kinderfoto ist heute eine Art Eintragung in einMehr

  • Wir durchleben gerade jenen historischen Moment, den spätere Generationen womöglich als „Die Große Auslagerung“ bezeichnen werden. Nachdem unsere Ahnen erst ihre Erinnerung an Papier, dann ihre Muskelkraft an Maschinen delegierten, sind wir nun dabei, uns mit bemerkenswertem Eifer unseres Denkvermögens zu entledigen. Zwar gibt es heute vereinzelte Mahner, die vorMehr

  • Jeder, der schon einmal ein aufwendigeres Shooting mit mehreren Lichtquellen und einem eng getakteten Zeitplan hatte, kennt das Gefühl: Die Uhr tickt und eine der Lichtquellen verhält sich nicht ganz so, wie man es im Kopf geplant hatte. Zeitdruck und unvorhergesehene Probleme sind die natürlichen Feinde der Kreativität und derMehr

  • Es ist eine bittere Pille für jeden, der sein Handwerk von der Pike auf gelernt hat: Die Bilderflut, die einst als wertloser „KI-Slop“ belächelt wurde, klopft nicht mehr nur an die Türen der Galerien – ihr wird von Auktionshäusern wie Sotheby’s bereits der rote Teppich ausgerollt. Was bedeutet diese EntwicklungMehr

  • Ein stiller Putsch vollzieht sich im Herzen des Internets. Ohne Fanfaren oder dramatische Ankündigungen definieren KI-Browser wie Comet von Perplexity und Arc die Spielregeln digitaler Sichtbarkeit neu. Die vertraute Choreographie aus Suchen, Klicken und Besuchen, die jahrzehntelang das Fundament des digitalen Marketings bildete, löst sich auf. An ihre Stelle trittMehr

  • Eine provokante These aus dem britischen Guardian wirft ein grelles Licht auf unsere Zunft: Künstliche Intelligenz erschaffe eine neue Unterschicht, ein „permanentes Prekariat“ aus Kreativschaffenden, deren über Jahre verfeinerte Fähigkeiten von Algorithmen entwertet werden. Wir als Fotografen, Bildbearbeiter und Autoren seien die Ersten an der digitalen Schlachtbank. Doch die AutorinMehr

  • Es gibt in der Welt der Fotografie Dogmen, die als unumstößlich gelten. Eines davon, das von der Marke Leica über Jahrzehnte kultivierte Heiligtum, wird nun geschleift: der mechanische Messsucher. Mit der Ankündigung der Leica M EV-1, die statt des legendären optischen Mischbild-Entfernungsmessers einen elektronischen Sucher besitzt, begeht das Wetzlarer UnternehmenMehr

  • Die Poetik des Ungesehenen

    Die Hamburger Deichtorhallen inszenieren mit der Walther Collection eine Ausstellung, die dem Sehen misstraut – und dabei Gefahr läuft, die Fotografie selbst zu bevormunden. Es ist ein Abschied mit Paukenschlag: Bevor die Walther Collection mit 6.500 Werken ihre finale Heimat im New Yorker Metropolitan Museum of Art findet, gastiert sieMehr

  • Ein Kind, dessen Augen eine Geschichte von Verlust und Hunger erzählen, das Gesicht von Staub und Tränen gezeichnet, der Blick direkt in die Kamera – ein perfekt komponiertes Bild des Elends. Es trifft uns an unserer emotionalen Sollbruchstelle und der Impuls, zu helfen, ist unmittelbar. Doch dieses Kind hat nieMehr

  • Der Fortschrittsbalken des Generative-Fill-Dialogs hat sein Ziel fast erricht. Auf dem Monitor eine Aktstudie, ein Spiel aus Licht und Schatten auf menschlicher Haut, die auf ihre Formaterweiterung wartet. Doch statt der gewohnten Werkzeugpalette begegnet mir eine sterile Dialogbox, deren höfliche Ablehnung wie Hohn wirkt: Die Bearbeitung sei nicht möglich, daMehr

  • Die Schmähreden klingen noch nach, fast schon rituell vorgetragen von Schauspielergewerkschaften und Hollywood-Veteranen: „Seelenlose Pixelhaufen“ könnten keine wahren Emotionen vermitteln, wer nicht aus Fleisch und Blut bestehe, sei kein Darsteller, sondern eine technische Spielerei, und überhaupt sei die Filmwelt besser gewesen, bevor Algorithmen anfingen, den Menschen die Arbeit wegzunehmen. ManMehr

  • „Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft.“ Das dachte sich wohl nicht nur George Orwell, sondern auch jene Algorithmen, die heute mit unheimlicher Präzision längst verstorbene Gesichter aus dem digitalen Grab holen. Sie kennen diese Momente. Man blättert durch alte Familienalben, zeigt auf vergilbte Gesichter und fragt: „Wer ist dasMehr

  • Es war ein gewöhnlicher Donnerstag, als ich durch meinen Feed scrollte und plötzlich innehielt: »TRIGGERWARNUNG: Das folgende Bild enthält explizite Darstellungen von … Landschaftsfotografie.« Ich musste schmunzeln und tippte sofort auf »Mehr anzeigen«. Der Fotograf hatte mich. Statt des erwarteten harmlosen Sonnenuntergangs offenbarte sich eine technisch brillante Aufnahme eines Waldbrandes,Mehr

  • Erinnern Sie sich an den russischen Panzer, der im März 2022 scheinbar unaufhaltsam durch die Straßen von Kiew rollte? Das Bild geisterte durch die sozialen Medien, ein Symbol brutaler Invasion. Gut, wenn Sie sich nicht erinnern, denn dieser Panzer existierte nur als digitaler Geist – zusammengefügt aus einer realen ukrainischenMehr

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