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Wenn der Feuergott digitale Einwegkameras fallen lässt

Der chinesische Mars-Rover Zhurong, benannt nach einem alten Feuergott aus vor-konfuzianischer Zeit, nutzt eine neue Variante, die beliebten Raumfahrzeug-Selfies aufzunehmen: Einwegkameras.

Wenn der Feuergott digitale Einwegkameras fallen lässt
Der chinesische Mars-Rover Zhurong, nachdem er von der Plattform seiner Landeeinheit (rechts im Bild) gerollt ist. Aber wie ist dieses Foto entstanden?

Selfies von Mars-Rovern haben eine lange Tradition. Die Rover der NASA haben dazu ihren Roboterarm genutzt, der mit einer Kamera ausgestattet ist: Das Selfie wird aus einer Vielzahl überlappender Fotos des Rovers zusammengesetzt, die mit jeweils leicht verschobenem Arm aufgenommen sind. Wenn man beim Stitching der Einzelbilder jeweils die Bildteile ausspart, in denen der Arm sichtbar ist, ist dieser „Selfie-Stick“ am Ende unsichtbar. In diesem Video hat die für den Roboterarm von Perseverance zuständige Chefingenieurin am JPL genauer beschrieben, wie das funktioniert.

Der chinesische Rover hat es anders gemacht. Er verfügt über kleine digitale Einwegkameras, die ihre Aufnahmen per WLAN zum Rover übertragen, so lange die Batterielaufzeit und die Funknetzabdeckung das erlauben. Eine solche Kamera wurde schon während des Flugs zum Mars abgeworfen, und der trudelnden Kamera, die auf gut Glück ins All fotografierte, geriet dabei auch mal die Sonde ins Bildfeld.

Wenn der Feuergott digitale Einwegkameras fallen lässt
So sieht es aus, wenn Zhurong eine Kamera fallen lässt.

Auf dem Mars ließ Zhurong eine solche Kamera auf die Oberfläche plumpsen und begab sich danach in eine geeignete Position, um sich von ihr fotografieren zu lassen. Das ist natürlich auch ein bisschen Glückssache, denn es ist ja nicht sicher, dass die Kamera auf die richtige Seite fällt und so liegen bleibt, aber eine pfiffige Idee ist es schon.

Die Landeeinheit der Tianwen-1-Mission. Rechts sind die Reifenspuren des Rovers zu sehen.

Nebenbeibemerkt: Was die Präsentation von Fotos ihrer Weltraummissionen betrifft, könnten die Chinesen noch viel von der NASA lernen. Die NASA zeigt durchweg nur behutsam bearbeitete und verlustfrei komprimierte Bilder; teilweise bietet sie auch Rohdaten an. Dagegen wirken die chinesischen Fotos wie durch die Mangel gedreht und danach brutal komprimiert, bis sich unübersehbare JPEG-Artefakte zeigen. Seltsamerweise sind die veröffentlichten Bilddateien dann aber nicht einmal besonders klein. Das liegt offenbar daran, dass die bereits komprimierten Fotos vorher noch mit einem Logo versehen und dann erneut komprimiert wurden – diesmal aber nur ganz leicht, damit wenigstens das Logo keinen Schaden nahm.

Der Vergleich dieser Ausschnitte aus demselben Bild zeigt, dass das Logo (links) erst hinzugefügt wurde, nachdem eine rabiate JPEG-Kompression die Details der Mars-Landschaft bereits zu 8 mal 8 Pixel großen Kacheln vergröbert hatte. Die zweite, konservativere Kompression kann den angerichteten Schaden natürlich nicht mehr rückgängig machen.
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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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