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„Mr. Squeezerlens“: DOCMA-Autor Frank Baeseler gestorben

Frank Baeseler führte ein bewegtes Leben. Aus der Werbung kommend ging er als Übersetzer nach England und publizierte dort seine ersten Bücher. Zurück in Deutschland widmete er sich Designer-Produkten und wandte sich später wieder dem Schreiben zu. Seine künstlerische Leidenschaft galt der experimentellen Fotografie, dafür entwickelte er die sogenannte Squeezerlens.

F. Baeseler. „Mr. Squeezerlens“: DOCMA-Autor Frank Baeseler gestorben
Frank Baeseler 1943 – 2021

In den 1960er Jahren war der gelernte Werbekaufmann in Hamburg bei Lintas tätig, bevor er sich mit seiner Werbeagentur BB&G selbstständig machte. Zu seinen Kunden zählte unter anderem der Computerhersteller Atari. 1986 zog es Frank nach England in die Gegend um London. Im Verlag McGraw Hill arbeitete er als Übersetzer und Autor. Seine ersten Bücher fokussierten auf Desktop-Publishing und Scanner. Als er 1989 wieder nach Deutschland kam, gründete Frank New Classics für den Vertrieb gediegener Haushaltswaren. Seinen neuen Lebensmittelpunkt fand er in Schleswig- Holstein an der Schlei, ab 2000 unweit der Landeshauptstadt in Güby. Frank wandte sich zu dieser Zeit erneut dem Schreiben zu. Bei Markt+Technik erschienen seine Bücher über Photoshop und Indesign. Für den Addison-Wesley Verlag betreute er als Übersetzer und Lektor den US-Autor Michael Freeman.

Künstlerisch-kreative Ader

Neben dem Broterwerb widmete sich Frank der Beratung von Künstlern und begleitete ihre Ausstellungen. Dazu gehörten für ihn auch pragmatische Dinge wie der Druck von Exponaten oder die Entwicklung von Internetauftritten. Eine enge Freundschaft verband ihn mit dem Hamburger Fotografen Jacques Schumacher.

Sein fotografisches Wissen gab er viele Jahre als Dozent in Neumünster am Berufsbildungswerk an die nächste Generation weiter. Die Arbeit mit seinen „kiddies“, wie er sie nannte, hatte ihn damals sehr erfüllt und stolz gemacht. 

Pictorialistisch inspiriert

Franks Leidenschaft zur experimentellen Fotografie prägte der Pictorialismus. Ihre Blütezeit erlebte diese kunstfotografische Stilrichtung vor dem Ersten Weltkrieg mit gemäldeähnlichen Bildwirkungen: verschwommene, stimmungsvolle Landschaften und idyllische Szenen mit deutlich erkennbaren Objekten im Vordergrund. Dem Vorbild folgend sollte die moderne Interpretation ausschließlich mit fotografischen Mitteln entstehen. Für Frank kamen daher nur alte Objektive in Frage.

Seine ersten Schritte erfolgten 2013 mit Polaroid-Kameras auf Sofortbildfilm und einem experimentell entwickelten Verfahren, das bisher unbeachtete Negativ für die weitere digitale Weiterbearbeitung zu extrahieren. Über viele von Franks Foto-Projekten hat DOCMA berichtet.

Nachruf
Erste pictorialistisch inspirierte Experimente setzte Frank mit Polaroid-Kameras auf Sofortbildfilm um.
„Mr. Squeezerlens“: DOCMA-Autor Frank Baeseler gestorben
Frank vermittelte seinen Modellen auch Perspektiven, die über das Fotografiertwerden hinausgingen.

Squeezerlens

2014 entstand die Idee zur Squeezerlens. Die Verbindung zwischen Kamera und Objektiv erfolgte über einen biegsamen Faltenbalg, zum Fokussieren wurde selbiger gebogen, gedrückt und gequetscht. Daher rührt der Name Squeezerlens. Bald umfasste das Angebot sechs verschiedene Optiken aus Zeiten der analogen Fotografie. Die Adaptionen entstanden in Eigenregie, wobei keineswegs alles immer auf Anhieb klappte: „Was mit einem Objektiv mechanisch möglich war, erforderte bei anderen eine neue Lösung“. 2020 gesellte sich mit der Wechsel-Squeezerlens Franks letzte Kreation dazu.

Nachruf Baeseler

Wie die Familie erst jetzt mitteilte, ist Frank Baeseler am 10.2.2021 an einem Krebsleiden gestorben. Sein Sohn Sven plant, die Squeezerlens-Entwicklung fortzuführen. Mehr Infos dazu folgen auf der Squeezerlens-Webseite.

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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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