WikiPortraits verbessert Prominenten-Fotografie auf Wikipedia

In der schier unendlichen Weite des digitalen Wissensuniversums Wikipedia existiert seit jeher ein merkwürdiger visueller Widerspruch: Während die Texte über Prominente oft akribisch recherchiert und formuliert sind, wirken deren begleitende Porträtfotos nicht selten wie flüchtige Schnappschüsse aus zweiter Hand – unvorteilhaft, unprofessionell, manchmal sogar unkenntlich. Diese visuelle Dissonanz zwischen Inhalt und Bild stellt eine eigentümliche Lücke im digitalen Wissensschatz dar.
Ein kollektives Fotoprojekt mit Mission
Genau hier setzt WikiPortraits an – ein bemerkenswertes Kollektiv freiwilliger Fotografinnen und Fotografen, die sich einer ebenso einfachen wie wirkungsvollen Idee verschrieben haben: Sie wollen die oftmals kritisierten, qualitativ minderwertigen Porträtaufnahmen auf Wikipedia durch professionelle, ästhetisch ansprechende Bilder ersetzen. Was als kleine Graswurzelbewegung begann, hat sich mittlerweile zu einer beachtlichen Initiative entwickelt, die systematisch internationale Festivals und Preisverleihungen frequentiert.
Die Zahlen sprechen für sich: Allein im vergangenen Jahr besuchten die ehrenamtlichen Lichtbildner etwa zehn hochkarätige Veranstaltungen und fertigten dabei nahezu 5.000 Porträtaufnahmen an – allesamt unter freier Lizenz und damit als Gemeingut für die Öffentlichkeit verfügbar. Diese Bilder finden nach und nach ihren Weg in die entsprechenden Wikipedia-Artikel und ersetzen dort die bisherigen, oftmals unbefriedigenden Aufnahmen.
Demokratisierung des visuellen Erbes
Was WikiPortraits leistet, ist im Kern eine Demokratisierung visueller Repräsentation. In einer Welt, in der Bildrechte oft streng kontrolliert und kommerzialisiert werden, schafft das Projekt einen Gegenpol: Hochwertige Porträtfotografie wird dem Gemeinwohl zugeführt und unterstützt damit das fundamentale Prinzip des freien Wissens, auf dem Wikipedia basiert.
Bemerkenswert ist dabei der doppelte Gewinn: Einerseits profitiert die Online-Enzyklopädie von einer deutlichen visuellen Aufwertung, andererseits erhalten auch weniger prominente Persönlichkeiten die Chance auf eine würdige fotografische Darstellung – ein Privileg, das sonst oft den Superstars vorbehalten bleibt.
Zukunftsperspektiven und Herausforderungen
Die Initiative bleibt nicht stehen. Bereits jetzt plant das Team seinen Einsatz beim Sundance Film Festival 2025, wo interessierte Persönlichkeiten die Möglichkeit erhalten werden, sich professionell für Wikipedia ablichten zu lassen. Das Projekt zeigt exemplarisch, wie bürgerschaftliches Engagement im digitalen Zeitalter aussehen kann: kreativ, gemeinwohlorientiert und mit nachhaltigem Effekt.
Die Herausforderung wird künftig darin bestehen, das Projekt weiter zu skalieren und gleichzeitig seine Unabhängigkeit zu bewahren. Denn gerade in der Freiheit von kommerziellen Interessen liegt die besondere Qualität von WikiPortraits – eine Qualität, die das visuelle Gesicht des größten Wissensprojekts unserer Zeit nachhaltig prägt und verbessert.
Nachdem sich Personen für Wiki portraitieren liessen, fällt dann diese Arbeit für Fotografen weg. Wozu auch Portraits bezahlen, wenn Wiki das nun gratis macht 🙁
Wobei das im Artikel präsentierte neue Porträt den Charme eines erkennungsdienstlichen Verbrecherfotos hat – weshalb ich eher bezweifle, dass der abgebildete Herr das Werk häufiger und gewinnbringend einsetzt. 😉