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Rendezvous mit einem Fuchs

Rendezvous mit einem Fuchs

Als Harald Kröher Füchse und Waschbären in einer Tierauffangstation fotografierte, konnte er sich auf den Autofokus und den Bildstabilisator seines neuen 70–200 mm- Telezooms verlassen. Für eine attraktive Bildkomposition sorgte er danach in Photoshop.

Zwischen der Wildlife-Fotografie und der ­inszenierten Tierfotografie bildet die Arbeit mit Tieren in einem Tierheim eine Kategorie für sich. Die Tiere sind nicht wild und leben unfrei, sind aber andererseits auch nicht wirklich gezähmt und verhalten sich fremden Menschen ­gegenüber oft scheu. Harald Kröher kam mit einem Model zu einem Fototermin in der Tierauffangstation in Maßweiler in der Pfalz, und obwohl er auf den Rat und die Unterstützung der dortigen Tierpfleger bauen konnte, war der Photoshoot eine Herausforderung. Wie Tiere und Model miteinander interagieren würden, ließ sich kaum voraussagen.

Während das Model Kim das Pastellfuchspärchen Frodo und Zoé mit Leckerlis lockte, verbarg sich der Fotograf in 15 Metern Entfernung hinter einem Busch. Den Bildstabili­sator des Sigma 70–200 mm F2,8 Sports stellte Kröher auf Stufe 1, um Verwacklungen auszuschließen. Bis zu vier ­Belichtungszeitstufen sind damit nach seiner Erfahrung zu gewinnen, wodurch das Objektiv auch bei schlechten Lichtverhältnissen „ein wahrer Erfolgsgarant“ ist.

In diesem Fall kam es auf die Kooperation der Tiere an, und zur Überraschung aller reagierte Frodo, der 2016 ausgesetzt worden war und seitdem in der Station lebt, erstaunlich zutraulich: Er kletterte auf die Knie der sitzenden Kim, um einen weiteren Leckerbissen zu erwischen. Nun musste alles ganz schnell gehen. Kröher fokussierte auf Kims Gesicht, und da sich der Fuchs in derselben Ebene befand, wurde er trotz offener Blende scharf abgebildet. Selbst mit dem schnellen Autofokus reichte die Zeit nur für zwei Aufnahmen; danach verschwand Frodo wieder in seinem Bau.

Den einmaligen Moment hatte Kröher für ausdrucksstarke Fotos nutzen können, aber im unscharfen Hintergrund seiner Bilder störten ein Zaun, die Hütte der Füchse und auch Zoé, die währenddessen ein paar Leckerlis vom Boden aufgesammelt hatte. Für eine perfekte Bildkomposition war daher eine Montage in Photoshop nötig.

 

Rendevous mit einem Fuchs01 Ein neuer Hintergrund

Bei einer Brennweite von 200 mm und einer hohen Lichtstärke von F2,8 ist die Schärfentiefe bereits recht gering, aber der unruhige Hintergrund (a) lenkt von den Hauptmotiven Frodo und Kim ab. Abhilfe sollte ein alternativer Hintergrund schaffen, der hinter den freigestellten Motiven im Vordergrund eingezogen würde. In Harald Kröhers Archiv fand sich ein Bild einer Waldlichtung (b), das bei ähnlichen Lichtverhältnissen aufgenommen war. Nur die Schärfe dieses Fotos passte zunächst nicht, da der neue Hintergrund noch unschärfer als der reale sein sollte.

Rendezvous mit einem Fuchs02 Maskieren

Nach dem Zuschnitt des Fotos in Photoshop kopierte Kröher den Fuchsschwanz auf eine neue Ebene und vergrößerte ihn ein wenig. Er nutzte zunächst das »Schnellauswahlwerkzeug« für eine grobe Freistellung von Fuchs und Model, und verbesserte die so entstandene Maske mit den Tools von »Auswählen und maskieren« (a).

Danach fügte er das Bild der Waldlichtung in einer Ebene vor dem Originalfoto ein und nahm die im ersten Schritt angelegte Maske als Ausgangspunkt, um Frodo und Kim vor dem neuen Hintergrund freizustellen. Mit dem »Pinsel« und schwarzer oder weißer Farbe passte er die Maske noch einmal auf Sicht an. Danach invertierte er die Maske und sorgte mit wenigen Strichen eines weichen, schwarzen Pinsels für einen soften Übergang zwischen der Wiese im ursprünglichen Foto und dem Waldboden der eingefügten Lichtung (b).

Rendezvous mit einem Fuchs03 Bokeh und Farbkorrekturen

Die Ebene mit der maskierten Waldlichtung duplizierte Kröher und wandelte sie in ein Smartobjekt um. Nach einer Weichzeichnung zur Herstellung eines künstlichen Bokehs glich er die Farbstimmung des neuen Hintergrunds an die des Vordergrunds an. Mit »Verflüssigen« nahm Kröher leichte Korrekturen beim Model vor und nutzte den Filter »Color Efex Pro« aus der Nik Collection mit den Optionen »Glamour Glow« und »Sunlight« für den gewünschten Look. Es folgte eine leichte Porträtretusche bei Model und Fuchs und zum Abschluss der Zuschnitt auf das gewünschte Bildformat.

 

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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Kommentar

  1. Auch wenn’s ein „sponsored post“ ist – aber: das als „Foto“ zu bezeichnen …
    M. Meinung nach sollte sowas „kennzeichnungspflichtig“ sein.
    Und dann wundern sich die Leute über „Fake-Fotos“ in den Nachrichtenmedien … 🙁

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