Moody-Look: Kreative Regentage
Lange konnte ich persönlich mit schlechtem Wetter nichts anfangen. Ich hasse Regen und ich hasse es, nass zu werden. Als bei einem New York-Aufenthalt ein kompletter Tag Regen angekündigt wurde, war meine Stimmung natürlich im Keller. Ich bin dennoch vor die Tür gegangen und habe dann meine absoluten Lieblingsbilder dieses Aufenthaltes geschossen. Patschnass watschelte ich durch die Straßen New Yorks – auf der Suche nach Motiven, die man bei schönem Wetter eben nicht bekommt. Ich kann es jedem wirklich nur empfehlen!
Bei der Entwicklung der Bilder habe ich mich hier auch an einem Instagram-Trend orientiert: Der Moody-Look ist im Moment mindestens genauso hip, wie sein Müsli mit Soja-Milch zu essen. Allerhöchste Zeit, auch diesen Look mal genauer unter die Lupe zu nehmen, zumal der Vorher/Nachher-Vergleich schon sehr eindrucksvoll ist.
01 Lichtstimmung
Bevor hier an der Lichtstimmung etwas verändert wird, muss zuallererst der missglückte – weil zu blaue – Weißabgleich korrigiert werden (a). Hier gehe ich persönlich nach Gefühl vor und versuche, das Bild zunächst neutral einzustellen.
Auch bei diesem Style holen Sie danach mit den Reglern »Tiefen« und »Lichter« (b) wieder etwas mehr Struktur aus den „abgesoffenen“ beziehungsweise „ausgefressenen“ Bereichen zurück – allerdings im dunklen Bereich nicht so sehr wie bei dem „Fresh“-Look. »Schwarz« wird auch hier sehr weit aufgehellt. Der »Weiß«-Regler (c) wird in diesem Fall jedoch nicht zum Anheben des Lichterkontrasts benutzt, sondern für die genau gegenteilige Wirkung. Sie wollen ja ein „Moody“-Ergebnis bekommen. Starke globale Kontraste erhalten Sie durch den Regler »Kontrast« (d), und über »Klarheit« (e) erhöhen Sie den Mitteltonkontrast. Das ist schon die halbe Miete.
02 Gradationskurve
In den Kanälen Rot, Grün und Blau verstärken Sie wie beim „Fresh-Style“ durch eine S-Kurve den Kontrast. In der RGB-Kurve gehen Sie jedoch etwas anders vor: Um das Bild für den Moody-Look (das englische „moody“ bedeutet soviel wie launisch/mürrisch/verstimmt) noch matter erscheinen zu lassen, verschieben Sie die beiden Endpunkte der Kurve vertikal in Richtung Mitte (a). So erhalten Sie einen matten Look, den Sie durch weitere Anfasser auf der Kurve fein abstimmen können. Erzeugen Sie hierbei eine leichte S-Form nahe der diagonalen Linie (b).
03 Körnung
Da dieser Look oft älteren Filmen nachempfunden ist, darf die Körnung auf keinen Fall fehlen. Gerne kann sie hier auch etwas gröber ausfallen.
Wählen Sie beispielsweise folgende Parameter: »Stärke: 21«, »Größe: 33«, »Unregelmäßigkeit: 65«. Bei vielen Fotos würde zudem eine abdunkelnde Vignette nicht schaden –
im Beispiel habe ich eine solche jedoch nicht verwendet.
04 HSL
Alle Farben im Bild werden stark entsättigt – auch die „Hauptfarbe“ gelb (a). In den Reitern »Farbton« (b) und »Luminanz« (c) gleichen Sie ähnliche Farbtöne, wie zum Beispiel die der Tragetasche und der im Hintergrund zu sehenden Taxis an. Dadurch reduzieren Sie die Buntheit des Fotos und sorgen für wiederkehrende Farbelemente.
05 Teiltonung
Viele versuchen, (ausschließlich) über die Weißabgleichsregler einen Look beziehungsweise eine Farbstimmung zu erzeugen. Für subtilere Effekte ist die Teiltonung besser geeignet, da Sie die Lichter und die Tiefen voneinander getrennt einfärben kann. Hier sind nur die »Schatten«-Bereiche mit einem schwach gesättigten Rot eingefärbt.
TIPP: Färben Sie die Lichter, bleibt das Bild natürlicher. Färben Sie die Tiefen, erhalten Sie einen künstlicher wirkenden Look.
06 Feinschliff
Für die finale Abstimmung der Farben kam hier der Reiter »Kamerakalibrierung« zum Einsatz. Die »Primärwerte rot« werden im Farbton zum bilddominanten Gelborange verschoben und gesättigt. Das Verschieben der »Primärwerte Blau« in Richtung Türkis verleiht vor allem dem Hintergrund des Fotos zusätzlich etwas Stimmung.
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