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Backplates

Backplates
Backplates sind Hintergrundbilder für Studioaufnahmen

Backplates sind die Bilder, die man braucht, um Studio-Szenen ins richtige Leben zu montieren. Olaf Giermann hat sich das neue 20-Millimeter-Sigma-Art-Objektiv geschnappt und ist damit auf Backplate-Jagd gegangen. Hier ist sein Bericht.

Zugegeben, ich war schon immer ein Fan von Weitwinkelaufnahmen, lange bevor ich diese überhaupt als solche wahrgenommen hatte – geschweige denn bewusst wahrnehmen konnte – beziehungsweise wusste, warum ich diese überhaupt mochte.

Fotografisch ausgedrückt, ist es die extreme, perspektivische Verkürzung, die bei Nähe zum Hauptmotiv eine unglaubliche Tiefe ins Bild bringt. Das klingt banal, wenn man das einmal erkannt hat. Ein 20-mm-Objektiv für Vollformat kommt mir da gerade recht. Doch was soll ich als Bildbearbeiter damit?

Backplates – Fremdobjektive

Vorab muss ich schon wieder etwas beichten: Ich war nie ein Freund von Objektiven, die nicht von meinem Kamera-Hersteller kamen. Meine wenigen Ausflüge vor einigen Jahren zu Fremdherstellern hatten mich in meiner Meinung bestätigt, die auch in vielen Internet-Foren breitgetreten wurde: Die Verarbeitung sei mäßig, die Serienstreuung hoch: Der eine Anwender erhielt eine „Gurke“, der andere freute sich über ein „Spitzenobjektiv“ … und bei vielen Modellen fehlte die automatische Profilkorrektur in Photoshops ­Camera Raw (die könnte man zwar leicht selbst erstellen, aber das ist ein anderes Thema).

Backplates – Sigma: Art-Serie

Über Sigmas Art-Objektive dagegen hatte ich bisher tatsächlich fast auschließlich Gutes bis Überschwengliches gehört. Ich kann mich weder an MTF-Charts erfreuen noch an Testbildausschnitten. Ich führe auch nicht grundlos Auto-Fokus-Tests durch oder vergleiche gar Pixel für Pixel bei identischen Aufnahme-Situationen, um mich an so gefundenen Fehlern zu echauffieren. DOCMA ist – meiner Meinung nach – sowieso kein Hardware-Testmagazin, doch die Sigma-Art-Serie hatte mich neugierig gemacht.

orion: BackplatesBackplates – Astro-Fotografen mit Milchstraßenambition

Ja, ich glaube, die sind wahrscheinlich die Hauptzielgruppe dieses sehr lichtstarken Objektivs. Die vierfache Lichtmenge im Vergleich von Blende f/2,8 zu f/1,4 ermöglicht jedenfalls bei hohen ISO-Werten Aufnahmen, die ohne Nachführungsroboter nicht möglich wären. Ich bin darauf nur durch Zufall beim Fotografieren von Hintergründen für Fotomontagen gestoßen. In meinem Backplate waren nicht nur der Mond, sondern trotz der lichtverseuchten Stadt oft sogar Sterne – hier zum Beispiel die des Orion-Sternbilds – zu sehen.

 

objektiv: Backplates
Das Sigma 20 mm, f/1.4 ist – abgesehen davon, dass es derzeit keine vergleichbaren Produkte mit diesem Bildwinkel und dieser Lichtstärke gibt – im Vergleich zur lichtschwächeren Konkurrenz ziemlich leicht und klein.
bahnhof: Backplates
Architektur-Fotografen wird es freuen: Die geringen Verzerrungen durch das Objektiv sind ohnehin vernachlässigbar und in Camera Raw oder Lightroom profilbasiert automatisch vollends zu korrigieren.

Backplates – Brennweite, Auflösung, Abbildungsqualität

Bei Backplates für Fotomontagen spielt die Brennweite an sich kaum eine Rolle. Denn für die Perspektive zählt nur der Aufnahmestandort. Mit einem Weitwinkel bekommt man dabei mehr aufs Bild, und beim Einsatz an – zum Beispiel – einer Nikon D800 mit 36 MP bestehen genug Crop-Reserven. Unerwünschte Bildränder kann man also notfalls wegschneiden, ohne wichtige Bilddetails zu verlieren. Voraus­setzung ist natürlich eine peinlich genau fokussierte, erschütterungsfreie Aufnahme – idealerweise vom Stativ und inklusive Spiegelvorauslösung. Eine hohe Auflösung bringt eben auch eine hohe Verantwortung mit sich, denn sie macht in der 1:1-Anzeige jede noch so kleine Erschütterung sichtbar. Die Auflösung des 20 mm-Sigma-Art-Objektivs ist dabei nach meinem Gefühl schon ab Offenblende großartig, wobei sie naturgemäß durch leichtes Abblenden – vor allem an den Bildrändern – dazugewinnt. Die meiner Meinung nach charmante Rand­abdunklung bei Offenblende, die sehr moderaten chromatischen Aberrationen und die minimale Verzeichnung sind in Camera Raw bei Bedarf mit einem Klick korrigiert.

flares: BackplatesBackplates – Lichtstärke

Ein großer Offenblende-Wert ist aber nicht nur für Astro-Foto­grafen ein Gewinn. Die hohe Lichtstärke liefert neben der Low-Light-Anwendung auch die Möglichkeit, eine sehr geringe Schärfentiefe zu erzielen – etwa für Montagen, die einen Miniatur­eindruck vermitteln sollen. Das Bokeh der Linse ist dabei ansehnlich – bei Offenblende erhalten Sie fast perfekte Zerstreuungskreise [1] und bei geschlossener Blende hübsche Sternformen [2].

Mein persönliches Fazit: Ein tolles, lichtstarkes Objektiv für Weitwinkel-Fans. Derzeit konkurrenzlos.

 

 


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DOCMA70_Cover_1200Dieser Artikel stammt aus der neuen DOCMA-Ausgabe 3/2016, die Sie im Zeitschriftenhandel kaufen können.

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