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Pentacon 200/4 oder Olympus OM 200/5 kaufen?

Aus heutiger Sicht bieten alte lange Telebrennweiten, von Ausnahmen abgesehen, optisch weniger überzeugende Abbildungsqualitäten. Zudem sind sie vergleichsweise groß und schwer, ganz besonders 200er mit Lichtstärke F/2.8. Zwei interessante lichtschwächere Vertreter der Gattung sind einen Blick wert: Pentacon 200/4 und Olympus OM 200/5.

200er Tele gehörten zum Standardrepertoire analoger Spiegelreflexkameras, zumindest hatte nahezu jeder Hersteller derartiges im Programm. Nahgrenzen ab 2,5 Meter machen sie nicht besonders flexibel und selbst lichtschwächere Exemplare bringen durchaus noch 500 Gramm auf die Waage.

Pentacon 200/4

Die letzte Version des Pentacon 200/4 stammt von 1979 und ist eine der wenigen Neukonstruktion, die in Görlitz noch entwickelt wurden. Stolze 415 DDR-Mark kostete das Prachtstück seinerzeit. Sein Aufbau ist ähnlich, aber nicht identisch zum Vorgängermodell Orestegor, ein Dauerbrenner, der über 25 Jahre im Lieferprogramm war. Primär lag der Fokus schon länger auf Produktoptimierungen zur einfachen und kostengünstigen Produktion. Interessante Details und viel Hintergrundwissen zu dieser Periode beim VEB Pentacon haben Yves Strobelt und Marco Kröger hier zusammengestellt.

Pentacon 200-1. Pentacon 200/4 oder Olympus OM 200/5 kaufen?
Offenblendig überzeugt mich das Pentacon 200/4 nicht ganz. Hier bei Blende F/5.6 wird die Schärfe sichtbar besser. Die Neigung zu chromatischen Aberrationen bleibt ausgeprägt, auch in dieser moderaten Lichtsituation ohne besonders harte Kontraste.
Pentacon-2. Pentacon 200/4 oder Olympus OM 200/5 kaufen?
Pentacon 200/4: Das Bokeh ist unaufgeregt und angenehm weich.

Erhaltungszustand prüfen

Im Inneren des Pentacon 200/4 überträgt ein langer Stab den hinten am Blendenring eingestellten Wert zur weit vorne liegenden Blende. Vor dem Kauf sollte man unbedingt prüfen, ob die Blendenlamellen sich einwandfrei öffnen und schließen lassen. Gelegentlich klinkt sich dieser Mechanismus aus, der Blendenring lässt sich weiterhin verstellen, aber die im Inneren des Objektivs bewegt sich nicht mehr. Das ist kein Drama und durch Lösen der Schrauben am M42-Anschluss und Abnehmen der Abdeckung ist der Stab wieder einzuhängen. Das Olympus 200/5 kennt solche konstruktiven Gebrechen nicht. Mehr zum Erhaltungszustand von Objektiven findet sich hier.

Fokussierung

Beide Objektive lassen sich deutlich feinfühliger und treffsicherer scharfstellen, als beispielsweise das neue, ebenfalls manuelle Spiegeltele Walimex 300/6.3, das hier präsentiert wurde. So macht manuelles Fokussieren mit langen Brennweiten auch im Nahbereich Spaß.

Pentacon-3
Pentacon 200/4: auch auf kurze Distanz feinfühlig fokussierbar. Mit dem Abblenden, hier auf F/8, nimmt die chromatische Aberration ab.

Pentacon 200/4 oder Olympus OM 200/5 kaufen?

Das Pentacon erhielt ich in nahezu neuwertigem Zustand und es faszinierte mich allein schon deshalb. Zudem ist es ein interessantes Stück Zeitgeschichte, was auch haptisch überzeugt. Das Olympus dagegen wirkt eher wie ein Brot-und-Butter-Objektiv, ein sehr gut verarbeitetes kleines Arbeitstier – und optisch bei Offenblende einen Tick überzeugender. Aber möglicherweise ist meine Wahrnehmung auch von meinem Faible für Olympus OM-Objektive leicht defokussiert.

Pentacon-Olympus
Das Olympus OM 200/5 wiegt rund 120 Gramm weniger als das Pentacon 200/4 und ist etwas kleiner. Ausführlicher vorgestellt wurde das Olympus hier.
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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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