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Filmentwicklung: Blindes Können oder blind vertrauen?

Analog Fotografieren

Einen Film bei absoluter Dunkelheit in die Spule der Entwicklungsdose einfädeln erfordert Muße. Zunächst wird bei Tageslicht mit einem Testfilm geübt bis der Vorgang auch mit geschlossenen Augen sicher von der Hand geht. Mit Kleinbildfilm ist es einfacher. Der breitere und vergleichsweise wabbelige 120er Rollfilm erfordert mehr Fingerspitzengefühl.

Filme entwickeln. Filmentwicklung: Blindes Können oder blind vertrauen?
Das nötige Equipment ist überschaubar. Die Entwicklung findet bei Licht statt und dauert maximal 30 Minuten.

Einmal in die lichtdichte Dose bugsiert ist der weitere Ablauf simpel. Er beschränkt sich aufs Eingießen von Entwickler, Fixierer, mehrfaches Kippen der Dose und abschließendes Wässern. All das geschieht bei Licht und erfordert auch kein fließendes Wasser. Ein 10-Liter-Eimer bietet genug Reserven. Den gefüllten Eimer zusammen mit dem restlichen Equipment einige Stunden vor Beginn in einen Raum gestellt, sorgt für eine konstante Wassertemperatur. Zeitangaben zum Entwicklungsprozess gelten für 20 Grad, Temperaturabweichungen lassen sich über die Entwicklungszeit ausgleichen. Besonders einfach funktioniert eine Standentwicklung. Je nach Rezept steht der Film dabei eine Stunde im Entwickler und die Dose wird nach 30 Minuten einmal gekippt.

Rollfilm 120. Filmentwicklung: Blindes Können oder blind vertrauen? Film
120er Rollfilm ist durch seine Breite mechanisch etwas labiler als Kleinbildmaterial.
Rodinal. Filmentwicklung: Blindes Können oder blind vertrauen? Film
Die Handhabung von Flüssigentwickler ist einfach. Adonal basiert auf einem alten Agfa-Rezept, ist narrensicher anzuwenden und sehr lange haltbar. Circa 50 Euro kosten komplette Kits mit Chemie für fünf Filme.
Timer App. Filmentwicklung: Blindes Können oder blind vertrauen? Film
Darkroom-Timer fürs Handy speichern auch Entwicklungsrezepte und steuern den zeitlichen Ablauf. Dev it (Android) und Develop (iOS) sind kostenlos.
Film trocknen
Nach dem Wässern wird der Film aufgehängt. Ein Netzmittel im letzten Spülgang vermeidet Wasserflecken beim Trocknen. Mechanische Wischer verursachen häufig bleibende Schäden.

Scanner

Puristen neigen zur Ansicht, Schwarzweißnegative können nur in der Dunkelkammer ihr volles Potential entfalten. Das mag zutreffen. Doch um analoge Fotos im Internet mit anderen zu teilen oder Digitaldrucke zu erstellen, führt kein Weg am Scanner vorbei. Das Filmscanner-Angebot ist in den letzten Jahren ausgesprochen überschaubar geworden, Epson, Plustek und Reflecta dominieren den Markt für Geräte bis 1000 Euro. Hier gibt es eine Übersicht noch lieferbarer Geräte. Das Scannen frisch entwickelter und sorgfältig behandelter Negative erfordert wenig Aufwand und konzentriert sich in erster Linie auf Tonwert- und Kontrastanpassungen sowie die Retusche unvermeidbarer Fusseln.

Scanner
Nur noch gebraucht erhältlich und für Schwarzweißfilme eine gute Wahl. Links der Filmscanner Plustek 7600 für Kleinbildmaterial. Rechts der Flachbettscanner Canon Canoscan 9000, ein Filmhalter für 120er Rollfilm gehörte zum Lieferumfang.

Software

Scanner-Software versprüht häufig nostalgischen Windows 95-Charme, erfüllt aber ihren Zweck und in der Regel recht übersichtlich. Wer einen passenden Scanner ohne kompatible Software in petto hat, findet mit Vuescan für knapp 100 US-Dollar wieder Anschluss an aktuelle Betriebssysteme sowie ein zeitgemäßes Benutzerinterface.

Canon Software
Canon ScanGear: Die rechte Seite zeigt alle wichtigen Einstellungen auf einen Blick. Der 16/48-Bit-Modus kann erst nach Freischaltung unter „Voreinstellungen“ genutzt werden.
Plustek QuickScan
Plustek QuickScan: Überschaubare Optionen und eine grottige Vorschau. Mit etwas Nachbearbeitung in Lightroom ist das Ergebnis mehr als akzeptabel.
Zubehör
Antistatik-Bürste für analoge Schallplatten und Briefmarken-Pinzette mit gebogenen Schaufeln bewähren sich beim Negativ-Handling. Ein zusätzlicher Blasebalg, wie zur Sensorreinigung verwendet, erledigt den Rest.

Die Lust am analogen Mittelformat

Der kommende Beitrag betrachtet Möglichkeiten, Exif-Daten für Filme unmittelbar nach der Aufnahme mit dem Handy zu erfassen und am PC in einem Rutsch mit den gescannten Bildern komfortabel zu vereinen. Der vorherige Teil des Beitrags findet sich hier.

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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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5 Kommentare

    1. Der Nagelknipser kann eine Alternative zur Schere sein, um die Ecken am Film zu kürzen. Handwerkszeug muss eben in der Hand liegen – und Hände sind verschieden 😉

  1. Hmm, habe ich das richtig gelesen Entwickler 1h und nur 1 mal die Dose gewendet? Na dann kann man aber von Glück sprechen wenn es keine Luftblasen auf dem Film gibt. Abgesehen davon, ja ich habe das zwar schon vor Jahren für mich an den Nagel gehängt, aber ich kenne keinen Entwickler der 1h entwickelt hat. Und ich habe das 10 Jahre beruflich gemacht.
    Und Nagelknippser! Echt? Schere, kurz die Ecken wegschneiden zum einfädeln und fertig.

    Man muss nicht aus allem eine Raketenwissenschaft machen.

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