BlogSoftware

Peakto 2.5: Komfortabler Ansatz oder ein Systembruch im Studio?

Die Ankündigung von CYME, den KI-gestützten Medienmanager Peakto in Version 2.5 um Server- und Web-Funktionen zu erweitern, klang zunächst wie die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches: Endlich ein Werkzeug, das die Vorzüge einer lokalen, datenschutzkonformen Bildverwaltung mit den kollaborativen Möglichkeiten einer Cloud-Lösung verbindet. Doch bei genauerer Betrachtung der technischen Architektur entpuppt sich das Konzept als für viele Fotografen eher problematisch, da sie die gewachsene Infrastruktur der allermeisten Fotostudios und Postproduktions-Häuser schlichtweg ignoriert. Der Zwang, einen Mac als Server-Hardware einzusetzen, ist kein kleines Manko, sondern ein Systembruch, der die Software für einen Großteil ihrer potenziellen Zielgruppe unbrauchbar macht.

Die gelebte Realität: Wo Profis ihre Daten wirklich lagern

Wer heute als Fotograf, Filmer oder in einer Agentur mit Terabytes an RAW-Dateien und Videomaterial hantiert, setzt für die Speicherung nicht auf den Arbeitsplatzrechner. Das Rückgrat der Datensicherung und des zentralen Zugriffs bilden in der überwältigenden Mehrheit der Fälle dedizierte Netzwerkspeicher (NAS) oder selbst konfigurierte Linux-Server. Branchenkenner schätzen, dass Systeme von Herstellern wie Synology oder QNAP beziehungsweise selbst aufgesetzte Linux-Server in weit über 90 Prozent der professionellen Umgebungen den Daten-Hub bilden. Sie sind skalierbar, kosteneffizient, redundant ausgelegt und für den 24/7-Betrieb optimiert. Der Mac hingegen ist in diesem Szenario ein reiner Client – eine leistungsstarke Workstation, aber eben kein zentraler Datenserver.

Genau hier vollzieht Peakto einen harten Bruch mit der Praxis. Anstatt ein Server-Backend für die Plattformen bereitzustellen, auf denen die Daten bereits liegen – also Linux oder die spezialisierten Betriebssysteme der NAS-Hersteller –, deklariert CYME den Mac zur alleinigen Server-Instanz. Das bedeutet: Selbst wenn alle Bilder und Videos bereits sauber strukturiert auf einem NAS mit 100 Terabyte Kapazität liegen, muss zwingend ein permanent laufender Mac als Vermittler dazwischengeschaltet werden. Dieser generiert nicht nur die Vorschaudateien und verwaltet die Datenbank, sondern wickelt auch sämtliche Web-Zugriffe ab. Ein Studio, das auf eine etablierte Server-Infrastruktur setzt, wird somit gezwungen, eine zusätzliche Hardwarekomponente in seinen Workflow zu integrieren, die ausschließlich für eine einzige Anwendung zuständig ist.

Der Flaschenhals ist vorprogrammiert: Kapazität und Performance

Diese architektonische Fehlentscheidung zieht zwei gravierende Nachteile nach sich. Erstens, die Kapazität: Während ein NAS oder Linux-Server kostengünstig auf mehrere hundert Terabyte erweitert werden kann, sind die Aufrüstmöglichkeiten eines Macs stark begrenzt und unverhältnismäßig teuer. Die Idee, ein komplettes Berufsleben an Bilddaten auf den internen oder extern via Thunderbolt angebundenen SSDs eines Mac Studio zu spiegeln, ist für die meisten Profis schlichtweg realitätsfern.

Zweitens, die Performance: macOS ist notorisch unzuverlässig, wenn es um die performante Abwicklung von Netzwerkprotokollen wie SMB in heterogenen Umgebungen geht. Dass nun ausgerechnet ein Mac als zentraler Daten-Dispatcher für potenziell Dutzende von Web-Clients und die rechenintensive KI-Analyse fungieren soll, ist ein gewagtes Unterfangen. Jede Suchanfrage, jede Proxy-Generierung und jeder Download durch einen externen Kunden muss diesen potenziellen Engpass passieren. Ein dedizierter Linux-Server mit optimiertem Netzwerk-Stack und direkter Anbindung an die Speicher-Volumes wäre hier die technisch weitaus sauberere und leistungsfähigere Lösung.

Die Konkurrenz zeigt, wie es richtig geht

Dass ein plattformoffener Ansatz nicht nur möglich, sondern längst etabliert ist, beweist ein Blick zur Konkurrenz im DAM-Sektor (Digital Asset Management). Lösungen wie das quelloffene ResourceSpace sind nativ für Linux konzipiert und lassen sich direkt auf der vorhandenen Server-Hardware installieren. Wenn die Anforderungen an den Anwendungskomfort nicht ganz so hoch sind, kommt man oft auch mit einer Nextcloud-Lösung klar. Diese Produkte respektieren die bestehende Infrastruktur ihrer Kunden, anstatt sie zu einer kompletten Umstellung zu zwingen.

Fazit: Eine elegante Lösung für das falsche Problem

Zweifellos, die Bedienoberfläche von Peakto 2.5 ist elegant, die KI-gestützte Suche beeindruckend und der Grundgedanke, auf Cloud-Uploads zu verzichten, absolut richtig. Doch all diese Vorzüge verpuffen angesichts einer Architektur, die an den fundamentalen Bedürfnissen und Gegebenheiten des professionellen Marktes vorbeigeht. Die vermeintlich gesparten Cloud-Gebühren werden durch die realen Investitions- und Betriebskosten für einen dedizierten Mac-Server mehr als aufgewogen.

Solange CYME kein Server-Backend für Linux oder gängige NAS-Plattformen nachliefert, bleibt Peakto 2.5 eine Insellösung. Es ist ein Werkzeug für Einzelanwender oder kleine Mac-zentrierte Teams, die ihre Daten ohnehin lokal auf einem Rechner verwalten. Für die große Mehrheit der professionellen Fotografen und Agenturen, deren Arbeitsleben sich um zentrale Netzwerkspeicher dreht, stellt die Software in ihrer jetzigen Form jedoch keine praktikable Alternative dar. Der Systembruch ist zu tief, der Kompromiss zu groß.

Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

3 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen sehr ausführlichen Artikel und für das Interesse an Peakto.

    Es stimmt: Peakto basiert derzeit auf der Nutzung eines Macs, der eingeschaltet bleiben muss, um die Kollaborations- und Freigabefunktionen sicherzustellen. Das ist der “Preis”, um drei Ziele miteinander zu vereinen: Dateien lokal zu speichern, von einer leistungsfähigen KI zu profitieren und gemeinsam zu arbeiten, ohne auf eine externe Cloud angewiesen zu sein.
    Diese Entscheidung ermöglicht es uns außerdem, eine einfache, plug-and-play-Lösung anzubieten – ideal für viele professionelle Kreative, Studios und kleine Teams, die kein komplexes MAM-System einrichten möchten.

    Warum hat CYME diese Entscheidung getroffen?
    Weil NAS-Systeme zwar hervorragend für die Speicherung geeignet sind, jedoch noch nicht darauf ausgelegt sind, eine lokale KI effizient auszuführen – es sei denn, sie verfügen über integrierte GPUs, die jedoch noch selten sind.
    Und der Bedarf wird weiter steigen: Zukünftige KI-Funktionen, die bereits Einzug in die Medienverwaltung halten, werden auf großen Sprachmodellen (LLMs) basieren und deutlich mehr Rechenleistung (GPU, Neural Engine) sowie Speicherbandbreite erfordern, als heutige NAS-Systeme bieten.
    Der Mac mit seiner vereinheitlichten Speicherarchitektur bietet heute eine ideale Umgebung, um leistungsstarke KI-Algorithmen lokal auszuführen – ein Prinzip, das auch beim neuen KI-Computer von NVIDIA aufgegriffen wird.

    Sie haben recht: NAS-Systeme bieten sehr schnelle Direktzugriffe und eignen sich hervorragend für Transkodierung oder HTTP-Freigaben. Unsere Roadmap sieht daher vor, bestimmte Verarbeitungsschritte künftig direkt auf dem NAS auszuführen.
    Doch zum jetzigen Zeitpunkt ist das NAS allein keine effiziente Maschine für lokale KI-Berechnungen. Unsere Vision ist daher ein hybrider Ansatz: ein NAS für die Speicherung und bestimmte Aufgaben, ergänzt durch einen oder mehrere Macs für die intelligenten und kollaborativen Funktionen. Eine zukunftssichere und skalierbare Architektur.

    Schließlich hat nicht jedes Unternehmen, das die Souveränität über seine Daten wahren möchte, den Wunsch oder die Kapazität, eine eigene NAS-/KI-Serverfarm zu betreiben. Peakto richtet sich in erster Linie an freischaffende Kreative, Studios, Kommunikationsabteilungen und lokale Sender, die eine leistungsstarke, einfache und lokale Lösung suchen – ohne Cloud-Abhängigkeit oder komplexe Infrastruktur.

    Nochmals vielen Dank für Ihre Analyse und dafür, dass Sie diese wichtige Frage aufgeworfen haben.

    Ich hoffe, dass die KI, die mir beim Schreiben auf Deutsch geholfen hat, auch gute Arbeit geleistet hat 😉

    1. Danke für die ausführlichen Erläuterungen – die KI hat das soweit nachvollziehbar – gut übersetzet. Lassen Sie mich bei der Gelegenheit noch etwas fragen: Warum sollen diese so komplexen KI-Anwendungen dann nur auf Macs laufen. Ich meine, es ist wenn doch allseits bekannt, dass Apple hier hardwareseitig nicht eben zu den Top-Performern gehört? Wäre es dann nicht konsequent zumindest auch eine Lösung für Windows anzubieten, weil man dort die KI-beschleunigenden NVIDIA-Karten nutzen kann?

  2. At the moment, the CYME team is focused on developing all key features on macOS. Once this foundation is solid, expanding Peakto to Windows will become a higher priority.

    In the meantime, some of our Windows-based clients have chosen to use a Mac as a local server to run Peakto, while continuing to work from their PC through Peakto’s web interface — keeping their files stored locally and still benefiting from the platform’s AI and collaboration tools.

    We truly appreciate your expertise and perspective — they help keep the discussion around Peakto’s evolution both sharp and meaningful.

Schreibe einen Kommentar

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"