Synologys goldener Käfig

Es gibt wenige Dinge in der IT-Welt, die so zuverlässig und unaufgeregt ihren Dienst verrichten wie ein gut konfiguriertes NAS-System von Synology. Der DiskStation Manager (DSM), das Betriebssystem dieser kleinen Datenserver, ist über Jahre gereift und bietet eine Funktionsvielfalt und eine intuitive Bedienung, die im Marktsegment ihresgleichen sucht. Von der simplen Dateifreigabe über ausgeklügelte Backup-Strategien bis hin zu Container-Virtualisierung – Synology hat hier ein Ökosystem geschaffen, das gerade für Fotografen, Videografen und Designer, die mit stetig wachsenden Datenmengen jonglieren, einen enormen Nutzwert bietet. Doch nun ziehen dunkle Wolken am Horizont auf, die das bisher so positive Bild trüben könnten. Synology weitet eine Praxis aus, die man bisher nur aus dem hochpreisigen Enterprise-Segment kannte: den Zwang zur Nutzung hauseigener oder zertifizierter Festplatten. Ein Schritt, der vor allem bei der preisbewussteren, aber technisch versierten Kundschaft der beliebten Plus-Serie für erheblichen Unmut sorgen dürfte.
Bezahlte Bevormundung statt Wahlfreiheit?
Was steckt genau dahinter? Synology hat bereits vor einiger Zeit damit begonnen, bei seinen Enterprise-NAS-Systemen die Daumenschrauben anzuziehen. Wer dort Festplatten einsetzt, die nicht von Synology stammen oder zumindest offiziell zertifiziert wurden, erhält statt einer detaillierten Zustandsanalyse der Laufwerke lediglich eine Warnmeldung, dass es sich um nicht unterstützte Hardware handelt. Diese Praxis soll nun auf die neuen Modelle der Plus-Serie ausgeweitet werden, die im Laufe des Jahres 2025 auf den Markt kommen. Für Anwender, die auf die Gesundheitsüberwachung ihrer Datenträger angewiesen sind – und wer ist das bei geschäftskritischen Bildarchiven oder Projektdateien nicht? – kommt dies einem faktischen Zwang gleich, die teureren Synology-Laufwerke oder zertifizierte Modelle zu erwerben.
Doch damit nicht genug. Synology deaktiviert bei Verwendung nicht genehmer Festplatten auch gleich noch weitere nützliche Funktionen. Dazu gehören laut Berichten die Volume-weite Deduplizierung, Lebensdauer-Analysen der Laufwerke und automatische Firmware-Updates für die Platten. Es soll sogar nicht näher spezifizierte Einschränkungen bei der Konfiguration von Speicherpools geben, und natürlich leidet auch der Support im Fehlerfall. Bestehende, bereits erworbene Systeme der Plus-Serie sind von dieser neuen Regelung glücklicherweise nicht betroffen. Auch eine Migration bestehender Speicherpools auf neue Hardware soll laut Synology möglich sein, ohne dass die Sanktionen greifen – eine Aussage, deren Belastbarkeit sich in der Praxis erst noch wird zeigen müssen.
Man mag argumentieren, dass im Enterprise-Umfeld, wo maximale Zuverlässigkeit und Support aus einer Hand zählen, eine solche Bündelung von Hardware und zertifizierten Komponenten Sinn ergeben kann. Dort sind die Budgets oft anders kalkuliert, und der Aufpreis für die vermeintliche Sicherheit wird eher akzeptiert. Doch die Plus-Serie zielt auf einen anderen Markt: ambitionierte Heimanwender, kleine Unternehmen, Freiberufler und eben Kreativprofis. Hier spielt der Preis eine deutlich größere Rolle, und die Freiheit, bewährte und oft preislich attraktivere Festplatten anderer Hersteller (wie WD Red Pro, Seagate IronWolf Pro etc.) einzusetzen, war bisher ein wichtiger Faktor. Dass Synology-gebrandete Festplatten oft einen signifikanten Aufpreis gegenüber technisch vergleichbaren Modellen anderer Marken aufweisen, ist kein Geheimnis. Dieser Schritt wirkt daher weniger wie eine Maßnahme zur Qualitätssteigerung als vielmehr wie eine ungeschickte Methode zur Profitmaximierung durch Vendor-Lock-in.
Konsequenzen für Kreativprofis und der Blick über den Tellerrand
Für Fotografen und Bildbearbeiter bedeutet dies konkret: Wer demnächst in ein neues NAS der Synology Plus-Serie investiert, muss entweder deutlich tiefer in die Tasche greifen, um es mit den „richtigen“ Platten zu bestücken, oder er verzichtet auf wichtige Diagnosefunktionen und Features. Gerade die Gesundheitsüberwachung (SMART-Werte und deren Interpretation durch DSM) ist essenziell, um drohende Ausfälle frühzeitig zu erkennen und Datenverlust vorzubeugen. Eine simple Warnmeldung statt konkreter Daten ist hierfür kein adäquater Ersatz. Man stelle sich vor, das Terabyte-große RAW-Archiv oder die abgeschlossenen Kundenprojekte liegen auf einem Laufwerk, dessen Zustand man nur noch raten kann.
Diese Gängelung könnte für Synology zum Bumerang werden. Der NAS-Markt ist umkämpft. Anbieter wie QNAP schlafen nicht und bieten ebenfalls leistungsfähige Systeme, oft mit größerer Hardware-Flexibilität. Auch Selbstbau-Lösungen auf Basis von Open-Source-Systemen wie TrueNAS gewinnen an Popularität, gerade bei technisch versierten Anwendern, die volle Kontrolle über ihre Hardware wünschen. Synology setzt mit dieser Entscheidung die über Jahre aufgebaute Markentreue und das Vertrauen seiner Kernzielgruppe aufs Spiel. Die Frage wird sein, ob der Komfort und die Qualität des DSM ausreichen, um die Kröte der eingeschränkten Hardware-Wahl und der höheren Kosten zu schlucken. Gerade bei den kleineren, für viele Kreative attraktiven 2-Bay- oder 4-Bay-Modellen der Plus-Serie könnte die Rechnung für Synology nicht aufgehen.
Es bleibt abzuwarten, wie der Markt reagiert, wenn die ersten betroffenen Modelle verfügbar sind. Vielleicht erkennt Synology noch rechtzeitig, dass die Stärke ihres Ökosystems nicht nur in der Software liegt, sondern auch in der bisherigen Offenheit gegenüber der Hardware-Wahl der Nutzer. Ein goldener Käfig mag zwar glänzen, aber er bleibt ein Käfig. Und viele Kreative schätzen ihre Freiheit – auch bei der Wahl ihrer Festplatten.
Technisch versierte Anwender greifen zu Ugreen. Die verbaute Hardware ist deutlich jünger als die von Synology, bei nahezu gleichem Preis. Darauf wird dann mittels ARC Loader der DSM installiert….. und fertig ist das Synology NAS ohne Synology mit besserer Hardware.
Jetzt werkeln 2 WD Red Pro Platten mit 8TB in einer Ugreen 4800 Plus unter DSM. Die alte DS220+ dient nur noch vorwiegend als Testumgebung für Alternativen wie TrueNAS.
Wichtige Daten wie das Kundenarchiv, das eigene Fotoarchiv und die wertvollen RAW sollte man ohnehin mehrfach und regelmäßig sichern und an mehreren Standorten aufbewahren.
Ugreen mag coole Hardware liefern, aber ein echtes Synology wird daraus nicht.Wer basteln will und weiss, was er tut – bitte. Für alle anderen bleibt ein Original-Synology sicherer, einfacher und garantiert updatefähig. Mehrfachsicherung an verschiedenen Orten ist natürlich sowieso ein Muss.
Lesen ist wohl heute schon eine seltene Begabung. Synology gewährleistet den vollen Garantieschutz und Support verständlicherweise nur bei den orig. Platten, ansonsten die Grundgarantie und den Basicsupport unverändert bei allen Platten von den Dritthersteller, welche gelistet sind und davon gibt es jede Menge. Und nein dies ist keine Gängelung von Synology denn dies war schon immer so und nun wird verstärktes Marketing für die eigenen Platten betrieben.
Bitte immer alles ganz genau lesen, ist alles bei Synology zu finden.
Ich dachte, ich hätte hinlänglich herausgearbeitet, dass sie diese Maßnahmen (laut Medienberichten) planen.
Bei Synology ist zu finden, dass dies mitnichten „schon immer so“ war, sondern eine neue Politik ist: https://kb.synology.com/en-eu/DSM/tutorial/Drive_compatibility_policies („Drive compatibility policies FAQs for Synology storage systems starting from 2025“). Diese neue Maßnahme wird derzeit überall kritisch kommentiert, siehe
https://www.geeky-gadgets.com/synologys-shocking-new-policy-say-goodbye-to-third-party-drives/
https://www.virtualizationhowto.com/2025/04/synology-just-locked-down-your-nas-drives-heres-what-to-use-instead/
https://blog.lon.tv/2025/04/22/synology-says-no-third-party-drives-in-future-plus-series-nas-devices/
https://nerdschalk.com/synology-limits-third-party-hard-drive-use-in-new-nas-devices/
https://cybernews.com/security/synology-third-party-drive-restrictions-outrage/
https://www.synoforum.com/threads/synology-2025-nas-hard-drive-and-ssd-lock-in-confirmed-bye-bye-seagate-and-wd.14682/
https://www.techradar.com/pro/synology-confirms-it-is-cracking-down-on-third-party-nas-hard-drives
https://overclock3d.net/news/storage/synology-to-require-self-branded-drives-with-upcoming-nas-systems/
etc. etc.