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Australien in Austria: Das La Gacilly-Baden Photo Festival 2025 entführt nach Down Under

Das La Gacilly-Baden Photo Festival, ein Schwergewicht der europäischen Open-Air-Fotografie-Szene, das wir seit 2019 mit publizistischer Aufmerksamkeit begleiten, kündigt für den Zeitraum vom 13. Juni bis zum 12. Oktober 2025 eine neue, faszinierende Ausgabe an. Unter dem Leitmotiv „Australien & Die Neue Welt“ transformiert sich die Kurstadt Baden bei Wien erneut in eine weitläufige Galerie für exzellente Fotokunst. Für professionelle Bildschaffende und jene, die sich intensiv mit den Nuancen der Fotografie und digitaler Bildveredelung auseinandersetzen, verspricht das Festival nicht nur eine Fülle visueller Anregungen, sondern auch profunde Einblicke in zeitgenössische fotografische Diskurse und deren gesellschaftliche Relevanz. Die thematische Konzentration auf den fünften Kontinent eröffnet eine vielschichtige Auseinandersetzung mit dessen einzigartigen Naturräumen, den Kulturen der indigenen Bevölkerung und den komplexen Herausforderungen der Gegenwart.

Foto: Bobbi Lockyer
Foto: Bobbi Lockyer

Facettenreiches Narrativ eines Kontinents

Die Entscheidung, Australien ins Zentrum der fotografischen Betrachtungen für 2025 zu rücken, transzendiert eine geografische Schwerpunktsetzung. Sie zielt darauf ab, die komplexen und oft widersprüchlichen Narrative eines Landes zu entschlüsseln, das gleichermaßen für seine überwältigende Naturdiversität, die akuten Herausforderungen des Klimawandels, sein tief verwurzeltes indigenes Erbe und die Dynamiken einer hochmodernen Gesellschaft bekannt ist. Das Festival wird diese Vielschichtigkeit in rund 30 Ausstellungen inszenieren, die sich entlang eines sieben Kilometer langen Parcours durch die historische Altstadt, die gepflegten Parks und die Gärten Badens erstrecken. Dieser kuratorische Ansatz, Fotografie im öffentlichen Raum zu präsentieren, senkt nicht nur die Zugangsschwellen zur Kunst, sondern fördert auch eine bewusste Auseinandersetzung mit der urbanen und natürlichen Umgebung und minimiert nebenbei den Energieaufwand, der mit traditionellen Ausstellungsinstitutionen verbunden ist.

Foto: Matthew Abbott
Foto: Matthew Abbott

Das Publikum darf sich auf fotografische Positionen freuen, die sowohl die ikonischen Landschaften – von den rostroten Wüsten des Outbacks bis zu den vulnerablen Ökosystemen des Great Barrier Reef – als auch die urbanen Ballungszentren und die Menschen Australiens differenziert porträtieren. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den Perspektiven indigener Gemeinschaften, deren intime Verbindung zum Land und deren über Generationen tradiertes Wissen im Umgang mit natürlichen Ressourcen von unschätzbarem Wert sind. Zu den angekündigten Lichtbildnern zählen Persönlichkeiten wie Matthew Abbott, dessen eindringlicher Fotojournalismus soziale und ökologische Bruchlinien beleuchtet, Narelle Autio, die das australische Küstenleben in dynamisch-fluiden Bildern einfängt, und Tamara Dean, deren Arbeiten die Beziehung zwischen Mensch und Natur oft in surreal-ästhetischen Kompositionen erkunden. Ihre Werke versprechen, die charakteristischen Merkmale zeitgenössischer australischer Fotografie – unkonventionelle Blickwinkel, präzise Fokussierung und eine tiefgreifende narrative Ebene – eindrucksvoll zu demonstrieren.

Thematische Bandbreite

Foto: Mitch Dobrowner
Foto: Mitch Dobrowner

Die thematische Bandbreite der gezeigten Arbeiten wird sich von drängenden ökologischen Fragen wie den sichtbaren Folgen des Klimawandels – dokumentiert in Bildern von Buschfeuern, Dürreperioden und der Korallenbleiche – bis hin zur tiefgründigen Auseinandersetzung mit dem kulturellen Erbe und der Weisheit der First Nations erstrecken. Hierbei rückt insbesondere deren traditionelles Wissen im Kontext von Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit in den Fokus. Einen weiteren Schwerpunkt bildet der visuelle Dialog zwischen den rasant wachsenden urbanen Zentren Australiens und den scheinbar unberührten Weiten des Kontinents, der die modernen Herausforderungen und Transformationen beleuchtet. Eine eigens konzipierte Ausstellung, der „Director’s Cut“, wird von Jurypräsidentin Christie Goodwin kuratiert und exemplarische Arbeiten präsentieren, die das Festivalthema auf herausragende Weise interpretieren.

La Gacilly-Baden: Humanistische Vision und europäische Resonanz

Die Wurzeln des Festivals reichen zurück ins Jahr 2004, als Jacques Rocher es im französischen La Gacilly ins Leben rief, getragen von der Vision, die Fotografie als Medium für humanistische und ökologische Botschaften zu nutzen. Diese grundlegende Ausrichtung prägt das Festival bis heute und findet in der sorgfältigen Auswahl der Themen und Künstler Ausdruck. Die Erweiterung nach Baden im Jahr 2018 war ein signifikanter Schritt, der das Ereignis fest im europäischen Kulturkalender verankerte und seine Reichweite beträchtlich vergrößerte. Mit einer beeindruckenden Resonanz von jährlich über 300.000 Besuchern hat sich das La Gacilly-Baden Photo Festival als Europas umfangreichstes Open-Air-Fotografie-Festival etabliert. Es fungiert als eine einzigartige Schnittstelle von Kunst und gesellschaftlichem Engagement, die die visuelle Kraft der Fotografie gezielt einsetzt, um das Bewusstsein für drängende globale Herausforderungen zu schärfen und zum fundierten Diskurs anzuregen.

Die Ausgabe 2025 mit dem Fokus „Australien & Die Neue Welt“ verspricht, diese Tradition konsequent fortzusetzen und den Besuchern nicht nur ästhetischen Genuss auf höchstem Niveau, sondern auch tiefgehende Denkanstöße zu vermitteln. Für Fotografen und alle visuell Forschenden bietet es eine exzellente Gelegenheit, sich mit den narrativen Strategien und technischen Ansätzen international renommierter Kollegen auseinanderzusetzen und wertvolle Inspiration für eigene Projekte und die Weiterentwicklung der eigenen Bildsprache zu gewinnen.

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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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