Alle reden vom Bild-Look, aber jeder meint etwas anderes. Jörg Müller geht der Frage nach, wer warum alte Objektive an Digitalkameras nutzt – mit wissenschaftlicher Gründlichkeit. Sein Buch ist eine fundierte Analyse der Altglas-Fotografie, gestützt auf Experteninterviews und die qualitative Auswertung von Artikeln, Büchern, Blogs, Podcasts und Videos. Das Ergebnis: Einblick in einen analogen Trend und eine Fülle interessanter Informationen und Quellen.
Jörg, was hat dich dazu gebracht, das Buch zu schreiben?
Ich habe den Eindruck, heute wird einfach alles vermessen: Objektive, die ein oder zwei Prozent schärfer oder kontrastreicher sind als andere, gelten gleich als überlegen. Aber in diesem Optimierungswahn gehen viele Dinge verloren, die das Fotografieren eigentlich ausmachen. Alte Objektive vermitteln andere Werte: mechanische Präzision, ehrliche optische Eigenschaften – und vor allem bringen sie Spaß beim Fotografieren. Genau das wollte ich zeigen.
Was macht für dich den besonderen Reiz der Altglas-Fotografie aus?
Ein altes Objektiv zwingt dich, dich mit dem Motiv auseinanderzusetzen. Du spürst die Mechanik, das Gewicht, das Material. Jedes dieser Objektive hat seinen eigenen Charakter – und genau das macht sie so spannend. Sie erzählen Geschichten, nicht nur über das, was man fotografiert, sondern auch über sich selbst.
In deinem Buch gehst du auch auf die Geschichte der Fotografie, alte Formate und ästhetische Fragen ein. Warum war dir das wichtig?
Weil man so den Blick weiten kann. Viele sehen in altem Glas einfach nur überholte Technik – aber das ist zu kurz gedacht. Wenn man sich mit der Geschichte, der Formatentwicklung oder auch mit nachhaltigen Aspekten beschäftigt, erkennt man, dass diese Objektive mehr können, als nur „retro“ auszusehen. Sie verändern die Art, wie du fotografierst – und wie du deine Bilder wahrnimmst.
Was dürfen Leser von deinem Buch erwarten?
Ich möchte Hintergrundwissen liefern – nicht im Sinne von Datenblättern, sondern im Sinne eines Verständnisses für das Phänomen „Altglas“. Warum fühlt sich das so anders an? Was macht den Reiz aus? Dazu habe ich auch Experten interviewt, die ihre Erfahrungen teilen – Leute, die für das Thema brennen. Mein Ziel war es, zu informieren, nicht zu missionieren. Wer sich auf alte Objektive einlässt, entdeckt das Fotografieren oft neu.








