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Motiv auswählen – Was kann die neue Funktion?

Erst vor knapp über einer Woche machte sich Doc Baumann in seinem Blogbeitrag Gedanken über die Zukunft des Freistellens. Anlass war ein von Adobe veröffentlichtes Sneak-Peek-Video über eine neue Funktion namens „Select subject“, die wie von Zauberhand automatisch das Hauptmotiv eines Fotos erkennen und auswählen können soll. Seit gestern ist diese Funktion durch das Update v19.1 nun tatsächlich schon für alle Photoshop CC-Anwender verfügbar. Sie wurde auf deutsch Motiv auswählen genannt. Was kann die neue Funktion?

Motiv auswählen
Selbst in ungewöhnlichen Haltungen werden Menschen recht zuverlässig erkannt und ausgewählt. Es lässt sich jedoch nicht festlegen, dass Sie hier beispielsweise das Boot und nicht die Menschen auswählen möchten.

Motiv auswählen: Wo?


Die neue Funktion finden Sie nach dem Update auf Version 19.1 an drei(einhalb) Stellen in Photoshop:

  1. Im Menü unter »Auswahl > Motiv«,
  2. in der Optionsleiste des »Zauberstabs«,
  3. in der Optionsleiste des »Schnellauswahlwerkzeug«.
Motiv auswählen
Neben dem Menüpunkt finden Sie eine neue Schaltfläche »Motiv auswählen« rechts in der Optionsleiste von Schnellauswahlwerkzeug und Zauberstab.

Außerdem gibt es noch eine Schaltfläche im Dialog »Auswählen und maskieren« – ist dort aber nichts anderes als ebenfalls die Optionsleiste des »Schnellauswahlwerkzeugs«. Letzteres muss also im Dialog aktiv sein, damit Sie die Funktion »Motiv auswählen« dort sehen.


Motiv auswählen: Wie?


Es gibt keine Optionen, keine Im-Bild-Bedienelemente oder dergleichen (nur einen kleinen Trick, den ich Ihnen weiter unten verrate). Alles, was Sie tun müssen, ist die Schaltfläche anzuklicken.

Nun fragen Sie sich zurecht: Das soll funktionieren? Woher soll Photoshop wissen, was ich auswählen will? Die Antwort: durch Machine Learning. Das bedeutet, dass Adobe den Erkennungsalgorithmus mit Unmengen an Fotos trainiert hat, das mutmaßliche Hauptmotiv (es können auch mehrere Motive sein, zum Beispiel Menschen) zu erkennen.

Das Ganze funktioniert erstaunlich gut – und gerade bei schwachem Kontrast zwischen Motiv und Hintergrund sogar besser als die »Schnellauswahl« oder der »Zauberstab«. Sie müssen sich aber (derzeit noch) von der Erwartungshaltung trennen, mit dieser Funktion eine fertige Maske zu bekommen, bei der jedes Härchen und jedes Detail perfekt freigestellt ist. Die Motivauswahl ist nur die Ausgangsbasis für die weitere Optimierung mit »Auswählen und maskieren« – und dort sind die zu viel beziehungsweise zu wenig ausgewählten Bereiche schnell korrigiert und die Details mit dem »Kante-verbessern-Pinsel« schnell optimiert.

Die neue Funktion macht ein fundiertes Wissen über Freistelltechniken nicht überflüssig und kostet auch keine Arbeitsplätze. Je höher der eigene Qualitätsanspruch an die Maske, um so seltener werden Sie diese Funktion einsetzen. Aber für schnelle Korrekturen und Montagen, bei denen es nicht auf den letzten Pixel ankommt, kann »Motiv auswählen« ein echter Zeitsparer sein.

Anbei einige Beispiele für die Ergebnisse der Motivauswahl bei verschiedenen Motiven meiner eigenen Bilder. Alle sind im Maskierungsmodus dargestellt, da man so leichter erkennen kann, was ausgewählt wurde und was nicht.

Motiv auswählen
Toll ist die Funktion für das schnelle Auswählen der Personen(Objekte in einem Studiofoto mit gleichmäßigem Hintergrund – beispielsweise zum schnellen Hintergrundtausch.
Motiv auswählen
Auch outdoor werden Menschen zuverlässig erkannt, jedoch gibt es hier und da Auswahlfehler, wo die Farbe von Hintergrund und Motiv zu ähnlich ist. Je kleiner die Motive im Verhältnis zum Gesamtbild sind, umso weniger gut wird die resultierende Auswahl. Mehr dazu: siehe unten.
Motiv auswählen
HIer habe ich eine Art „Wimmelbild“ ausprobiert, bei denen skurrile Outfits zum Einsatz kamen und die meisten Details tonal ziemlich ähnlich sind. Die beiden Personen im Vordergrund wurden dennoch als Motiv erkannt. Sie sehen aber auch, wie mit zunehmender Komplexität der Nachbearbeitungsaufwand für die Auswahl steigt.
Motiv auswählen
Dieses Bild nutze ich gerne bei Präsentationen, um die Prinzipien des kontrastbasierten Freistellens zu erklären. Viele Zuschauer erkennen auf den ersten Blick oft den dunklen Hund nicht, weil er genauso dunkel wie der Hintergrund ist. Insofern hat mich das gute Ergebnis der automatischen Motivauswahl hier ziemlich überrascht. Das Schnellauswahlwerkzeug springt bei diesem Motiv gerne auf Hintergrund und den Untergrund über. Foto: DJakob – Adobe Stock
Motiv auswählen
Bei Aliens funktioniert die Ein-Klick-Motivwahl noch nicht so gut. Offensichtlich standen Adobe keine Außerirdischen-Fotos zur Verfügung. Und POTUS Donald Trump wurde offensichlich auch noch keine diesbezüglichen Geheimakten zugänglich gemacht … Denn der hätte längst darüber getweetet. 😉
Motiv auswählen
Falls gar kein konkretes Motiv im Bild vorliegt, wie hier bei der Gischt, selektiert der unnötige (aber probieren muss man es ja mal) Klick auf »Motiv auswählen« IRGENDETWAS, das man gern auf Freudsche Art deuten kann. 😉

Motiv auswählen: Einen kleinen Trick gibt es doch!


Tatsächlich gibt es eine sehr effektive Methode, die Ergebnisse der automatischen Motivauswahl teilweise drastisch zu verändern: das Bild auf das Motiv zuschneiden! Wenn Sie also beispielsweise eine Person auswählen möchten, die nur einen kleinen Teil des Bildausschnittes einnimmt, werden Sie ein deutlich schlechteres Ergebnis mit »Motiv auswählen« erhalten, als wenn Sie vor dem Anwenden der Funktion das Bild auf die Größe der Person zuschneiden. Hierbei müssen Sie jedoch »Außerhalb liegende Pixel löschen« beim »Freistellungswerkzeug« aktivieren, da »Motiv« auswählen auch die außerhalb der Arbeitsfläche liegenden Bereiche einer Ebene berücksichtigt. Zumindest für das Freistellen von Elementen für schnelle Fotomontagen, könnte sich dieser Umweg über das (in diesem Zusammenhang sehr verwirrend benannte) »Freistellungswerkzeug« manchmal lohnen.

Motiv auswählen
»Motiv auswählen« funktioniert besser, wenn Sie das Bild vor seiner Anwendung auf das Motiv zuschneiden (links ohne Zuschneiden, rechts mit).

Alles in allem ist »Motiv auswählen« eine Funktion, die man nicht unbedingt haben muss, die aber gerade für Studiofotos, bei denen Sie mal schnell den Hintergrund per Füllmethode austauschen möchten, brauchbar ist. Sie erhalten deutlich schnellere und auch genauere Ergebnisse als der „Missbrauch“ von »Auswahl >Fokus« zu diesem Zweck. Nacharbeit ist aber in jedem Fall Pflicht!

Probieren Sie die Funktion einmal aus. Das Wochenende ist ja gleich da. 😉

Beste Grüße,

Olaf

Olaf Giermann
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Olaf Giermann

Olaf Giermann gilt heute mit 20 Jahren Photoshop-Erfahrung sprichwörtlich als das »Photoshop-Lexikon« im deutschsprachigen Raum und teilt sein Wissen in DOCMA, in Video­kursen und in Seminaren.

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4 Kommentare

    1. …das ist genau das, was ich so liebe: schnell raus damit, egal ob’s funktioniert. Produkt reift beim Kunden…

      Naja, wer auch Probleme beim Updaten bekommt, hier meine Lösung:
      1. die Aktuelle CC (wenn eine 19er vorhanden ist) deinstallieren
      2. die CC-App auf Englisch umstellen
      3. die aktuellste Version installieren (ich hab es über den Link „NEUES“ ausgelöst: da wird der Browser geöffnet und dort auf Runterladen klicken)
      4. die Version 19.1 ist drauf – aber in Englisch, also die CC-App auf Deutsch zurückstellen und aktualisieren. Vorsicht: falls ältere Versionen auf der Kiste sind, den Haken für „frühere Versionen deinstallieren“ rausnehmen (ist auch so ein verdammter Mist).

      Mal echt – die haben doch nicht mehr alle Latten am Zaun!

      …achja…alles unter El Capitan

  1. @Lacieblue: Ein Neustart des Rechners (mach ich alle paar Wochen mal bei meinen Macs) oder der CC-App (wenn etwas neues in der Luft liegt) hätte vielleicht auch schon geholfen. 😉

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