Altglas

Tour de Ruhr: Unterwegs auf den Halden

Die Halden entstanden durch aufgeschütteten Abraum der Zechen und verwandelten sich in Landschaftsparks und Landmarken. Ihre Ausmaße sind gigantisch. Deutlich sichtbar erheben sie sich über die flache Region und bieten spektakuläre Perspektiven. Wenngleich 150 Meter Höhe bescheiden klingen, wollen sie erklommen werden. Ein WDR-Team begleitet vier Menschen unterwegs auf den Halden.

Tour de Ruhr: Unterwegs auf den Halden
Tetraeder: Weithin bekannte Landmarke zwischen Bottrop und Oberhausen. Etwas weniger Brennweite wäre hier wünschenswert gewesen. Für einen weiteren Aufstieg reichte die Zeit nicht. Mehr als zwei Halden am Tag sind nur im Dauerlauf zu bewältigen und ein Termin im Landschaftspark Duisburg-Nord drängte. (Qlympus 28/3.5 an Nikon Z6).

Der Regionalverband Ruhr (RVR) bewirtschaftet im Rahmen seines Grünflächenmanagements Halden und Landmarken wie beispielsweise Haniel, Hohenward und den Tetraeder. Auch der Nordsternpark zählt wie die anderen Liegenschaften zur Route der Industriekultur. Jede von ihnen prägt ein eigener Charakter, doch diesmal weniger vom Träger als vielmehr durch die landschaftlichen Gegebenheiten und ihre Nutzung bestimmt.

Emscher. Tour de Ruhr: Unterwegs auf den Halden
Die kanalisierte Emscher im Nordsternpark. Früher galt sie als Kloake des Ruhrgebiets, auch „Köttelbecke“ genannt. 2010 wurde sie zur Flusslandschaft des Jahres gewählt. Sachlich-nüchtern informiert Wikipedia über die Geschichte des Flusses (MFT-Kamera, Olympus PEN 38/1.8).
Nordsternpark. Tour de Ruhr: Unterwegs auf den Halden
Highlights bieten die Brückenkonstruktionen im Nordsternpark. Über weitere fotogene Details informiert diese Website (Nikon 20/2.8).

Mit einer Fläche von 220 Hektar ist der Landschaftspark Hoheward einer der größten seiner Art in Europa. Vom Fuß der Halde führt die Himmelstiege über mehr als 500 Stufen zum rund 110 Meter hoch gelegenen Horizontobservatorium, welches unter keinem guten Stern steht. Kurz nach der Eröffnung wurden Risse in der Stahlkonstruktion festgestellt, das Begehen der Innenfläche ist bis heute nicht möglich. Alternativ bietet sich die Sonnenuhr auf der rund 3000 Quadratmeter großen gepflasterten Fläche am Süd-Ost-Ende der Halde an. Die 30 zusätzlichen Höhenmeter sind keine besonders große Hürde – wenn man das Horizontobservatorium bereits erreicht hat.

Zeche Ewald
Doppelpack: Ein Förderturm der letzten Generation und ein Malakow-Turm Baujahr 1875 – nah nebeneinander – bietet nur die Zeche Ewald, im Volksmund früher auch „Zeche Elend“ genannt (Nikon E 75-150/3.5).

Die Zeche Ewald gehört ebenfalls zum Landschaftspark Hoheward. Vereinigt mit zwei weiteren Zechen verfügte das Verbundbergwerk in seiner besten Zeit über 21 Schächte. 2001 wurde es stillgelegt und größtenteils abgerissen, erhalten sind Fördertürme verschiedener Epochen, die als Ensemble nah beieinander stehen und in dieser Konstellation selten zu finden sind.

Mit Blick auf die Nahrungsversorgung bieten die meisten Landschaftsparks in der Hauptsaison eindeutige Vorteile. Hier finden sich zumindest Imbissbuden. Pommes mit Currywurst ist zweifelsohne eine Spezialität der Region. Ob sie hier oder in Berlin erfunden wurde, ist umstritten. Uwe Timm bringt mit der lesenswerten Novelle „Die Entdeckung der Currywurst“ einen weiteren Ort ins Spiel: Hamburg.

Borgward. Tour de Ruhr: Unterwegs auf den Halden
Zeitzeugin: Die Borgward Isabella dürfte zur Blütezeit der Zeche Ewald ein gefragtes Auto gewesen sein. Heute unübersehbar neben der Currywurst-Bude platziert.

Adressen und Hintergrundinformationen

Die meisten der genannten Liegenschaften haben mehrere Zugänge. Um die Halden windet sich in der Regel ein gemächlich ansteigender Pfad, zum Teil mit integrierten Treppen für den direkten Aufstieg. Unter der Überschrift Emscher Landschaftspark führt der RVR eine komplette Liste, die neben Hintergrundinformationen jeweils eine offizielle Adresse für die Anfahrt enthält. Dennoch lohnt beim Objekt der Wahl zusätzlich ein Blick auf Google Maps, nach alternativen Zugängen und Parkplätzen auf der eigenen Route.

Tiger&Turtle. Tour de Ruhr: Unterwegs auf den Halden
Die Stahlskulptur Tiger & Turtle steht auf einer Halde in Duisburg und zählt ebenfalls zum Emscher Landschaftspark. (Fuji X-T10, Auto Revuenon 50/1.9).
Buch Tipp
Nur wenig Zeit auf der Suche nach attraktiven Foto-Spots? „Fotografieren im Ruhrgebiet“ von Thomas Pflaum unterstützt dabei, 2015 erschienen und nach wie vor einer der besten Foto-Guides für die Region. Nur noch gebraucht oder als E-Book erhältlich. Die Vorzüge von E-Books wurden hier vorgestellt.
Halde Haniel
Auf dem höchsten Punkt der Halde Haniel steht seit 2002 die Installation „Totems“ von Agustín Ibarrola, errichtet aus über einhundert Eisenbahnschwellen (MFT-Kamera, Olympus PEN 38/1.8).
WDR Heimatflimmern
Auf die Halden: Über sieben Gipfel durchs Ruhrgebiet“ ist noch bis zum 29.4.2023 in der ARD-Mediathek verfügbar.

Tipps für die eigene Planung

Für die Erkundung des rund 400 Kilometer langen Wegenetzes der Route der Industriekultur zwischen Dortmund und Duisburg auf eigene Faust gibt es zahlreiche Informationsquellen. Die wichtigsten wurden hier zusammengestellt. Sie bieten eine solide Ausgangsbasis für die Planung.

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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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