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Fototrend Gigapixelbilder

Gigapixelbilder erlauben es den Betrachtern am Monitor, auf Entdeckungsreise zu gehen und ermöglichen riesige Ausdrucke von 40 Metern Seitenlänge.

Gigapixelbilder, was wörtlich eine Aufnahme von 1.000 Megapixel bedeutet, sind immer stärker im Kommen, was sicherlich auch in den technischen Voraussetzungen – Kamera, motorisierte Panoramenköpfe, Speicherkarten, Rechnerleistungen, Software – begründet liegt. Für alle, die nicht gerne rechnen: 1.000 Megapixel bedeutet das Einhundertfache der Bildpunkte einer Kamera mit 10 Megapixeln. Riesige Ausdrucke von 40 Metern und mehr lassen Gigapixelbilder zu, doch das allein ist es nicht, warum derzeit so viele Aufnahmen in dieser Form entstehen. Der überwiegende Teil an Gigapixelaufnahmen findet sich im Internet – Betrachter dieser Aufnahmen können förmlich auf Entdeckungsreise gehen.

Panoramen sind die bevorzugten Motive, aber auch für den Nah- und Makrobereich sind die Gigapixelaufnahmen bestens geeignet, so dass sich Motive noch spektakulärer ablichten lassen. Als Motive absolut ungeeignet für Gigapixelbilder sind bewegte Elemente, denn die Gefahr von Stitchingfehlern bei einigen hundert Bildern ist extrem hoch. Anhänger der Gigapixelfotografie müssen peinlichst auf die Lichtverhältnisse achten. Diese sollten möglichst konstant sein, denn sonst ist enorme Bildbearbeitung vonnöten, um Flecken zu eliminieren. Die Praxis zeigt übrigens, dass das nicht immer gelingt. Bei unserem Bildbeispiel handelt es sich um keine Gigapixelaufnahme, denn wir kennen unsere Grenzen – nicht nur die technischen, sondern auch an die persönlichen.
Mit einem „Schuss“ ist es bei Gigapixelbildern nicht getan, die sich aus hunderten Einzelaufnahmen – gerne auch mal 700 und mehr – zusammensetzen können. Aber auch Gigapixelbilder mit um die 100 Aufnahmen verfehlen ihre Wirkung nicht. Die Anzahl der Aufnahmen ist allein nicht entscheidend. Dass so viele Aufnahmen ihre Zeit brauchen, leuchtet jedem ein. Mit einer Stunde sollte man schon rechnen. Dann müssen die Bilddaten übertragen und je nach Bildmenge für grobes Stitching mindestens weitere 60 Minuten veranschlagt werden. Geht es dann auch noch in die Verfeinerung des Stitchings, so verfliegt die Zeit im Nu. Ungeduldige Fotografen sollten sich diesem Thema nicht hingeben, auch, wenn es fasziniert. Gute Gigapixelaufnahmen verlangen nicht nur nach fotografischem Wissen, sondern sehr viel Zeit bis hin zu mehreren Wochen bei hohen Ansprüchen. Belohnt wird man durch gigantische Aufnahmen. Man muss also abwägen.
Gigapixelbilder leben genauso wie andere Fotografien vom Motiv und der Art und Weise, wie sie festgehalten wurden. Da nicht jeder einfach mal so von einem Motiv 100, 500 und noch mehr Aufnahmen macht, bietet es sich zur Beurteilung an, von dem ausgewählten Motiv erst einmal eine Einzelaufnahme zu machen. Dies hilft übrigens auch, den eigenen Fokus nicht zu verlieren. Eine gute Fotografie zeichnet sich nicht dadurch aus, aus wie vielen Einzelaufnahmen sie sich zusammensetzt und wie viel Zeit der Fotograf dafür aufbringen musste. Entscheidend sind die Komposition des Gesamtbildes, aber auch die Stimmungen, die vermittelt werden. Zahlreiche Gigapixelbilder verlieren an Faszination, weil sie zu scharf, zu platt und eindimensional erscheinen.
In der „Gigapixelfotografie“ ist Genauigkeit angesagt, weshalb überzeugende Gigapixelaufnahmen nur mit entsprechendem Zubehör gelingen. Mit einem manuellen Panoramakopf ist man absolut schlecht beraten. Perfekte Schwenkgenauigkeit gewährleisten motorbetriebene Panoramenköpfe. Der Fotograf muss sich darüber bewusst sein, dass das Projekt Gigapixelbild sofort zum Scheitern verurteilt ist, wenn nur eine Aufnahme unscharf ist oder gar fehlt. Ein stabiles Stativ darf ebenso nicht fehlen wie natürlich die Kamera und sowie Ersatzakkus. Mit Minimum 15 kg Fotoausrüstung muss der Fotograf schon rechnen und es spart schlichtweg Kraft, wenn das Motiv schon vorab ausgewählt wurde.
Steht das Motiv, ist die Kamera aufgebaut, dann kann es endlich losgehen. Die Überschneidung der Einzelbilder sollte übrigens nicht zu groß gewählt werden, denn nicht alle Stitching-Programme kommen mit großen Überschneidungen zurecht. Hinzu kommt, dass die Datenmenge, die sowieso schon enorm ist, nochmals steigen würde. In der Literatur ist zu lesen, dass eine Überschneidung von 25 bis 30 Prozent absolut ausreichend ist. Mit einem 32 GB-Speicher, auf den je nach verwendeter Spiegelreflexkamera um die 1.300 RAW-Bilder passen können, ist man gut beraten. Unsere Empfehlung ist, immer mit einer leeren Speicherkarte zu fotografieren, denn nichts ist ärgerlicher, als wenn nach dreiviertel der Wegstrecke keine Bilder mehr gespeichert werden können, weil das Medium voll ist. Der Panoramakopf erkennt übrigens nicht, wenn das Speichermedium voll ist und läuft weiter. Die Wahl der Brennweite ist entscheidend für die Gesamtgröße, aber natürlich auch für die Bildwirkung. Als Faustregel gilt, dass das Bild umso mehr Pixel hat, je länger die Brennweite und je größer der Bildwinkel sind. Sind die Aufnahmen im Kasten, geht es an die Bildübertragung. Ein schneller Rechner mit großem Arbeitsspeicher, aber auch Speicherplatz sowie große Monitore – es gibt Fotografen, die arbeiten mit drei oder mehr Monitoren – sind ebenso Voraussetzung wie entsprechende Softwareprogramme.
Quelle: prophoto-online.de

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Johannes Wilwerding

Johannes Wilwerding hat bereits Mitte der Achziger Jahre und damit vor dem Siegeszug von Photoshop & Co. Erfahrungen in der Digitalisierung von Fotos und in der elektronischen Bildverarbeitung gesammelt. Seit 2001 ist er freiberuflicher Mediengestalter und seit 2005 tätig für das DOCMA-Magazin.

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