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Adobes Preiskeule: Droht deutschen Kreativen der nächste Kostenschock bei der Creative Cloud?

Adobe kündigt für Nordamerika ab Juni 2025 teils drastische Preiserhöhungen für die Creative Cloud an. Das populäre Foto-Abo soll um satte 50 Prozent teurer werden. Auch wenn für Deutschland noch keine offiziellen Zahlen vorliegen, ist die Sorge groß, dass die Anpassungswelle bald auch hiesige Anwender mit voller Wucht treffen wird.

Die Nachricht schlug in der nordamerikanischen Kreativszene ein wie eine Bombe: Adobe zieht die Preisschraube für seine Creative Cloud-Abonnements ab dem 17. Juni 2025 deutlich an. Besonders hart trifft es Fotografen und Bildbearbeiter, deren bevorzugter „Photography Plan“ mit 20GB Speicherplatz von derzeit 9,99 US-Dollar auf 14,99 US-Dollar pro Monat klettern soll. Das ist ein satter Aufschlag von über 50 Prozent. Auch das Flaggschiff-Paket, der bisherige „All Apps Plan“, wird unter dem neuen Namen „Creative Cloud Pro“ von 59,99 auf 69,99 US-Dollar monatlich angehoben – ein Plus von immerhin 16,7 Prozent. Diese Preise verstehen sich in den USA traditionell als Nettopreise, auf die je nach Bundesstaat noch Verkaufssteuern (Sales Tax) hinzukommen. Für deutsche Anwender bedeutet dies erfahrungsgemäß, dass auf die Euro-Umrechnung noch die obligatorische Mehrwertsteuer von derzeit 19 Prozent aufgeschlagen wird

Was bedeuten die US-Preiserhöhungen für deutsche Anwender?

Obwohl Adobe die Preisanpassungen zunächst nur für Nordamerika (USA, Kanada, Mexiko) offiziell bestätigt hat, lehrt die Erfahrung, dass andere Märkte wie Deutschland und der Rest Europas zeitnah folgen. Eine offizielle Ankündigung für den deutschen Markt steht zwar noch aus, doch die Vermutung liegt nahe, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis auch hierzulande die neuen Tarife greifen.

Rechnen wir die angekündigten US-Preiserhöhungen exemplarisch auf deutsche Verhältnisse um, ergibt sich ein beunruhigendes Bild:

Das Foto-Abo (20GB), das in Deutschland aktuell 11,89 Euro pro Monat (inkl. MwSt.) kostet, könnte bei einer vergleichbaren Erhöhung von 50 Prozent auf rund 17,80 Euro pro Monat ansteigen. Das wären jährliche Mehrkosten von über 70 Euro. Es ist bemerkenswert, dass dieses spezielle Abonnement über viele Jahre eine angenehme Preisstabilität aufwies. Allerdings hat Adobe auch hier in der Vergangenheit bereits strukturelle Anpassungen vorgenommen, etwa durch die Einführung verschiedener Speicherplatzkontingente oder die Integration und Limitierung von sogenannten „Generativen Credits“ für KI-Funktionen, was einer indirekten Veränderung des Preis-Leistungs-Verhältnisses gleichkommt.

Der bisherige „Alle Applikationen“-Plan, der in Deutschland derzeit für 66,45 Euro monatlich (inkl. MwSt.) zu haben ist, würde als neuer „Creative Cloud Pro“-Plan bei einer Steigerung von 16,7 Prozent auf etwa 77,50 Euro pro Monat klettern.

Interessanterweise führt Adobe in den USA parallel einen neuen „Creative Cloud Standard“-Tarif für 54,99 US-Dollar (netto) ein. Dieser liegt preislich unter dem alten „All Apps Plan“ und könnte für bestehende Kunden, die nicht alle Pro-Funktionen benötigen, eine Ersparnis bedeuten. Ob und zu welchen Konditionen ein vergleichbares Angebot auch in Deutschland eingeführt wird, bleibt abzuwarten. Sollte sich hier eine ähnliche prozentuale Reduktion im Vergleich zum bisherigen „Alle Applikationen“-Preis ergeben, könnten deutsche Nutzer bei einem Wechsel in diesen potenziellen Standard-Tarif möglicherweise bei knapp über 60 Euro landen. Adobe betont jedoch, dass der Wechsel in diesen günstigeren Plan (in den USA) aktiv vom Kunden vorgenommen werden muss.

Auch die Team-Pläne bleiben nicht verschont. Die „Creative Cloud for Teams Pro“-Lizenzen sollen in den USA auf 99,99 US-Dollar (netto) pro Monat und Nutzer steigen. Für deutsche Unternehmen würde dies nach Umrechnung und inklusive Mehrwertsteuer eine erhebliche Teuerung bedeuten.

Die Gründe: KI-Integration und Marktanpassung

Adobe begründet die Preiserhöhungen vornehmlich mit den Investitionen in generative KI-Funktionen, die tief in die Creative Cloud-Applikationen integriert werden. Diese Technologien, wie beispielsweise Firefly, verursachen erhebliche Entwicklungs- und Betriebskosten, die nun offenbar über die „Generative Credits“ und höhere Abopreise an die Nutzer weitergegeben werden. Zudem verweist das Unternehmen auf allgemeine Marktanpassungen und den gestiegenen Wert der Software-Suite durch kontinuierliche Weiterentwicklung. Dass ist besonders interessant, denn eigentlich haben wir Nutzer ja mit dem Abomodell für genau diese Weiterentwicklung mitgezahlt.

Finanzanalysten scheinen diese Strategie hingegen zu goutieren. Die Aktie von Adobe verzeichnete nach der Ankündigung einen Kursanstieg, was das Vertrauen der Investoren in die Durchsetzbarkeit der höheren Preise widerspiegelt.

Die Suche nach Alternativen

Eine 50-prozentige Erhöhung des Foto-Abos summiert sich über mehrere Jahre zu einem beträchtlichen Betrag. Dies könnte für manchen Fotografen oder Bildbearbeiter der Anlass sein, sich intensiver mit Alternativsoftware auseinanderzusetzen.

Programme wie Affinity Photo, Capture One, DxO PhotoLab oder Luminar Neo bieten für viele fotografische Anwendungsbereiche leistungsstarke Werkzeuge und sind oft als Einmalkauf oder zu günstigeren Abokonditionen erhältlich. Im Designbereich stellen Affinity Designer oder CorelDRAW Alternativen dar, während im Videosektor DaVinci Resolve eine immer stärkere Konkurrenz zu Premiere Pro bildet.

Der entscheidende Vorteil von Adobe liegt jedoch nach wie vor in der umfassenden Integration der einzelnen Programme und dem über Jahrzehnte etablierten Workflow, den viele Profis nicht missen möchten.

Was nun? Abwarten und Budgets prüfen

Für deutsche Creative Cloud-Abonnenten heißt es vorerst abwarten, bis Adobe offizielle Informationen zu den Preisanpassungen in Europa und Deutschland veröffentlicht. Es ist jedoch ratsam, schon jetzt die eigenen Software-Budgets zu überprüfen und zu evaluieren, welche Pläne und Applikationen tatsächlich im täglichen Workflow unverzichtbar sind.

Sollte Adobe auch hierzulande einen günstigeren „Standard“-Plan anbieten, könnte dies für einige Nutzer eine Option sein, die Kostensteigerung abzufedern, sofern sie auf die erweiterten „Pro“-Funktionen und die volle Menge an generativen Credits verzichten können.

Die aktuelle Entwicklung unterstreicht einmal mehr die Abhängigkeit vieler Kreativprofis von Adobes Ökosystem und die Notwendigkeit, Preismodelle und Lizenzbedingungen genau im Auge zu behalten. Die Integration von KI-Werkzeugen ist zweifellos ein Fortschritt, doch die damit verbundenen Kosten müssen von jedem Anwender individuell gegen den Nutzen abgewogen werden. Es bleibt spannend zu beobachten, wie der deutsche Markt auf die unausweichlich scheinende nächste Preisrunde reagieren wird.

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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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7 Kommentare

  1. Wenig erfreuliche, allerdings auch wenig überraschende Aussichten. Adobe kriegt eben den Hals nicht voll.

    Ich frage mich allerdings, ob die Preissteigerung nicht längst über den Teich geschwappt sind. Meine Freundin nutzt das Alle-Apps-Abo für Studierende und musste unlängst eine Anpassung von € 29,99 auf 34,99 hinnehmen. Ich will schwer hoffen, dass dieser nicht gleich eine weitere Erhöhung folgt …

  2. Die Preiserhöhung ist doch schon da. Für das Foto Abo, also Photoshop und Lightroom:

    „Nur 23,79 €/Monat. Jahres-Abo mit monatlicher Zahlung“

    Zwar mit 1 TB Cloudspeicher, den ich nicht brauche, aber das alte Abo mit 20GB ist nicht mehr sichtbar, auch wenn ich mich einlogge.

    1. Das ärgert mich auch, dass das kleine Abo mit 20 GB (die ich auch schon nie genutzt habe) abgeschafft wird (geht nur noch für aktive Abos zu verlängern), das mit 1 TB ist viel zu teuer, selbst bei Vorkasse für ein Jahr, wenn man den Speicherplatz nicht braucht.
      Und die Abokarten schaffen sie auch ab, nichts mehr mit auf Sonderangebote warten und dann für 80 Euro oder weniger kaufen.
      Dass die KI Geld kostet, ist klar, aber irgendwo stimmen da die Verhältnisse nicht mehr.
      Ich bin bisher größtenteils unzufrieden mit dem, was die KI liefert, nutze sie daher fast nie, brauche kein 1 TB Speicherplatz und soll dafür dann künftig deutlich mehr zahlen, da ist man bedient.
      Ich denke, die privaten Nutzer wird man damit vergraulen, die einen wechseln zu Affinity oder sonstigen Alternativen, die anderen werden sich von der Legalität verabschieden, aber die Privaten sind für Adobe ja eh irrelevant.

      1. Ja, beim Foto-Abo spart man nichts mehr, wenn man jährlich zahlt (der Unterschied zur monatlichen Zahlung macht nur wenige Cent aus). Beim Lightroom-Abo lohnt es sich dagegen, im Voraus für ein Jahr zu zahlen, um alle Lightroom-Varianten und 1 TB in der Cloud für weniger als 12 Euro pro Monat zu bekommen. Da drängt sich fast die Idee auf, Lightroom mit Affinity Photo zu kombinieren und dann auf Photoshop zu verzichten.

        1. Wer sparen will und mit Affinity klarkommt, für den ist das eine durchaus zu überlegende Alternative, Verwaltung, Entwicklung und Bearbeitung sind damit gegeben und Affinity gibt es ja immer mal wieder günstig, da sind die Ausgaben gering und bis dato nur einmalig notwendig.
          Serif dürfte der Gewinner des Abobe Manövers sein.

          1. Es war für einen Einsteiger nicht eben einfach mit Photoshop klarzukommen, denn die Nutzung war nie übersichtlich und intuitiv. Dabei gab es von Adobe damals noch „Classroom in a Book“! Die Affinity-Programme haben jedenfalls den Vorteil, dass die Bedienung der drei Programme weitgehend konsistent ist, was bei den Adobe-Programmen auch nicht im Ansatz erkennbar ist. Adobe hat in den Jahrzehnten die kommerzielle Welt mehr oder weniger als Monopolist geflutet. Einem Berufsfotografen ist es nach Wechsel in eine andere Branche egal, dass bearbeitete Fotos mit Ende des Abos nicht mehr im eigenen Rechner bearbeitet werden können. Einem Tischler der in Pension geht ist es auch egal, dass er Bretter für einen Tisch nicht mehr hobeln kann.

        2. Seit der ersten Testversion von Lightroom konnte ich darauf verzichten. Solange PS CS6 noch nutzbar ist wird es bei Bedarf genutzt. Bisher funktioniert es auch unter Win11 noch einwandfrei. AP wird immer besser und falls die Besitzer Manager mit Verstand haben, werden sie kein Abo-Modell anbieten.

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