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Vollformat-Fischaugen

Aufgrund des großen Blickwinkels lassen sich mit Fischaugenobjektiven geradezu surreale Effekte erzeugen.

Mit der digitalen Fotografie steht den Fotografen ein deutlich größeres Angebot an Weitwinkelobjektiven zur Verfügung als noch zu analogen Zeiten. Die aktuellen Konstruktionen kommen vor allem dem Vollformat zugute. Für alle, die mit einer Kamera fotografieren, die mit einem kleineren Sensor ausgestattet ist, können die extremen Brennweiten nicht in vollem Umfang nutzen. Wichtig ist hier, den sogenannten Crop-Faktor der Kamera im Blick zu haben, den es mit der Brennweite zu multiplizieren gilt, um auf die entsprechende Brennweite bei einer Vollformatkamera zu kommen. Wer sich damit schwer tut, der sollte den Fotofachhandel aufsuchen und es sich einfach anschaulich vor Ort zeigen beziehungsweise erklären lassen. Wir können es nachvollziehen, wenn Verbraucher mit dieser Thematik so ihre Schwierigkeiten haben. Hinzu kommt sicherlich, dass man möglicherweise nicht einmal weiß, mit welchem Sensor die eigene Kamera ausgestattet ist. Also mögliche Hemmungen ablegen und sich beraten lassen – es ist bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Extreme Weitwinkelobjektive, hier ist in der Fachwelt gerne die Rede von Fischaugenobjektiven, können in der Diagonalen einen Blickwinkel von 180 Grad und in der horizontalen einen bis 122 Grad bei Vollformat erreichen. Die Bauform von Fischaugenobjektiven ist entsprechend sehr kompakt und die Frontlinse ist kugelförmig.

Betrachtet man den Blickwinkel, so ist der außerhalb unserer Sehgewohnheiten. Wichtig beim Einsatz von Fischaugenobjektiven ist, dass der Effekt zum Motiv passen sollte, denn nicht nur das optisch Außergewöhnliche soll überzeugen, sondern natürlich auch das Motiv. Für den Fotografen ist das mitunter eine Gratwanderung, gerade dann, wenn man Fischaugenobjektive für sich entdeckt. Von seinen optischen Eigenschaften so fasziniert, ist man bestrebt, alles was einem vor die Linse kommt, mit ihnen festzuhalten. Dies ist nicht verwerflich und sogar auch gut – auf diese Weise lernt man natürlich das Objektiv mit seinen Eigenschaften bestens kennen. Hierbei wird man auch feststellen, dass beim Fotografieren mit Fischaugenobjektiven das Gestaltungsmittel Schärfe und Unschärfe entfällt, weil mit diesen Objektiven kaum noch Unschärfe zu erzielen ist. Für den Fotografen bedeutet dies, auf andere Gestaltungsmittel zurückzugreifen.
Aufgrund des großen Blickwinkels, lassen Fischaugenobjektive Motive also ganz anders anmuten. Die Raumwirkung ist surreal, was den Einsatz solcher Objektive so interessant macht. Hauptmotive wirken vielfach wie in eine Miniaturwelt hineingesetzt und der übrige Raum wie eine Bühne. Proportionen sind extrem verzerrt, an den Rändern sind tonnenförmig Verzerrungen auszumachen. Extreme Veränderungen der Größe sind ein weiteres Markenzeichen von Fischaugenobjektiven. Je näher das bildwichtige Element vor der Kamera liegt, desto größer ist sein Anteil an der Bildfläche. Im Gegensatz dazu werden entfernte Bildelemente deutlich kleiner, bis hin zur Unkenntlichkeit. Interessant ist es für den Fotografen, mit diesen extremen Größenverteilungen zu spielen. Wie weit man damit geht, hängt von den eigenen Intensionen, aber auch von der Glaubwürdigkeit ab, die die Fotografien haben sollen.

Quelle: prophoto-online.de

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Johannes Wilwerding

Johannes Wilwerding hat bereits Mitte der Achziger Jahre und damit vor dem Siegeszug von Photoshop & Co. Erfahrungen in der Digitalisierung von Fotos und in der elektronischen Bildverarbeitung gesammelt. Seit 2001 ist er freiberuflicher Mediengestalter und seit 2005 tätig für das DOCMA-Magazin.

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