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Der Lockruf der Dunklen Seite

Unter Macintosh-Anwendern hat es sich eingebürgert, scherzhaft von der „Dunklen Seite der Macht“ zu sprechen, wenn von der übermächtigen Windows-Plattform die Rede ist. Aber wie man es von Star Wars her kennt, übt diese Dunkle Seite einen eigentümlichen Reiz aus, sich ihr anzuschließen. Microsoft hat mit seinem Surface ein Produkt auf den Markt gebracht, das die Eigenschaften von Laptop und Tablet in sich vereinigt – ein interessantes Konzept, aber kann es einen in der Wolle gefärbten Mac-Anwender auf die andere Seite ziehen?

Das Microsoft Surface 3 mit Tastatur und Stift
Das Microsoft Surface 3 mit Tastatur und Stift

Zum Test stand mir ein Microsoft Surface Pro 3 mit Windows 10 zur Verfügung. Anders als Apple, wo zwischen OS X für Desktop-Rechner und Laptops sowie iOS für Tablets und Smartphones differenziert wird, sieht Microsofts Konzept ein Betriebssystem für alle Geräte vor. Mein Testexamplar verfügte über einen Intel Core i7 mit 8 GB RAM und eine SSD mit 256 GB; sein 12-Zoll-Touch-Display löst 2160 x 1440 Pixel auf.

Die abnehmbare Tastatur mit echten Tasten und Trackpad haftet magnetisch am Tablet, mit dem sie über elektrische Kontakte verbunden ist und mit Strom versorgt wird – eine Lösung, wie sie auch Apple jetzt für das iPad Pro aufgegriffen hat. Die Tastatur dient eingeklappt gleichzeitig als Displayschutz. Mit einem (etwas umständlich) ausklappbaren Ständer lässt sich das Tablet aufrecht stellen, so dass eine Laptop-typische Arbeitsweise möglich ist – die Touch-Eingabe per Finger oder dem mitgelieferten Stift ist dann allerdings nicht mehr so bequem.

Anders sieht es aus, wenn man das Surface Pro als Tablet nutzt – wahlweise hochkant oder im Querformat; die Bildschirmanzeige schaltet automatisch um. Trotz der hohen Bildschirmauflösung habe ich auch mit dem Finger jedes Menüelement getroffen; genauer ist natürlich der Stift. Aufgrund der Bildschirmgröße lässt es sich kaum verhindern, dass man gleichzeitig mit dem Handballen das Display berührt, was aber nur selten zu Fehlbedienungen führte. Wenn eine Texteingabe erforderlich ist, blendet Windows am unteren Bildschirmrand eine Zeile zur Handschrifteingabe ein; meine krakelige Schreibschrift entzifferte die Handschrifterkennung ebenso wie die lesbarere Druckschrift. Beim Einsatz als Malwerkzeug blieb der Stift etwas hinter meinen Erwartungen zurück. Ich konnte zwar flüssig und präzise malen, aber eine Druckerkennung wird nicht unterstützt. Der „Radiergummi“ am Stiftende sollte die Löschfunktion von Grafikprogrammen aktivieren, was aber weder in Photoshop und PaintShop Pro noch im Windows-Zubehör Paint funktionierte.

Der Verbindung mit Peripheriegeräten dient ein USB-3.0-Port; externe Bildschirme können Sie über den Mini-DisplayPort anschließen. Daneben hat das Surface Pro 3 einen Steckplatz für MicroSD-Karten – als Fotograf nutzt mir dieser Steckplatz wenig; ein Slot für SD-Karten voller Größe, wie ihn mein ansonsten ähnlich ausgestattetes MacBook Air hat, wäre nützlicher gewesen, zumal es für MicroSD-Karten Adapter gibt.

Die Kombination von Laptop und Tablet hat einen unbestreitbaren Charme. Die Lösung, die Microsoft mit dem Surface Pro gefunden hat, überzeugt mich auch noch mehr als Apples iPad Pro, denn trotz dessen großen Bildschirms und der Möglichkeit, diesen zwischen zwei Apps zu teilen, unterstützt iOS nicht meine Arbeitsweise, für die ich stets mehrere geöffnete Anwendungen und einen einfachen Datenaustausch zwischen diesen brauche. Neben OS X wäre Windows dafür besser geeignet. Wenn ich die Möglichkeiten, die die Stifteingabe bietet, in meiner Arbeit stärker nutzen würde, könnte mich das Surface Pro reizen, zumal seine Bildschirmauflösung die meines MacBook Air deutlich übertrifft. Mein wichtigstes Eingabemedium ist allerdings die Tastatur, weshalb ich dem Lockruf der Dunklen Seite dieses Mal noch nicht erliege.

Michael J. Hußmann
Michael J. Hußmann
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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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