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Corona und das liebe Geld: Wie der Laden weiter läuft

Große Teile der Wirtschaft stehen derzeit still, aber unter Lockdown-Bedingungen können Selbstständige nicht beliebig lange von der Substanz leben. Und dennoch: Geld kann man auch ohne physischen Kundenkontakt verdienen, so lange die Kaufkraft noch nicht vollständig ausgetrocknet ist.

Corona und das liebe Geld: Wie der Laden weiter läuft
Corona und das liebe Geld: Wer hat, was andere brauchen, kann damit auch in der Krise ein bisschen Geld verdienen.

Wer Produkte herstellt, die man kaufen kann, steht sich in diesen Zeiten besser da als viele Dienstleister, die ihren Job nur beim oder am Kunden vollbringen können. Hochzeitsfotografen beispielsweise haben nur noch ein begrenztes Tätigkeitsfeld, aber Bilder, die ein breites Publikum ansprechen könnten, bieten sich weiterhin als Einnahmequelle an. Photoshop-Schulungen beim Kunden können zwar nicht stattfinden, aber Videos gehen immer und vielleicht kann man ja seine Aktionen oder Pinselspitzen verkaufen. Der Fotograf Martin Wagner hat auf Facebook einen Corona Crisis Marketplace for Creative Photographers eröffnet, auf dem jeder seine Stockfotos, Tutorials, Texturen, Photoshop-Aktionen, LUTs, Werkzeugspitzen etc. anbieten kann. So etwas könnte eine alternative Einnahmequelle in schlechten Zeiten werden, auch wenn man schwerpunktmäßig andere Leistungen im Angebot hat.

Corona und das liebe Geld: Wie der Laden weiter läuft
ART FCKS CRN (MicArt63)

Die Kreativen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis haben sich auch in der Krise als kreativ erwiesen. Manchmal stimmte das Timing zufällig, etwa wenn eine Comedienne zwar nicht auftreten kann, aber gerade ihren ersten Roman am Start hat (ich kann ihn empfehlen). Wer schon länger auf dem Buchmarkt erfolgreich ist, hat es ja sowieso leicht, und Krimis bieten in Krisenzeiten erst recht eine willkommene Ablenkung. Wenn eine Modedesignerin den Kontakt zu ihren Kundinnen vermisst, schneidert sie eben besonders schöne Bleibtgesundmasken und verkauft sie über ihren Webshop. Galeristen, deren Galerie geschlossen bleiben muss, stellen in einer Video-Vernissage unter dem Motto „FCK CORONA“ jeden Tag ein Werk ihrer Künstler vor. Irgendetwas geht immer …

Leider nicht für alle. Obdachlose fallen derzeit durch die Raster aller gängigen Hilfsangebote, und wenn alle zuhause bleiben, die ein Zuhause haben, ist nicht einmal mehr Betteln eine Einnahmequelle. Obdachlosenzeitschriften wie in meiner Stadt die Hinz & Kunzt lassen sich kaum noch verkaufen; dafür gibt es allerdings die Möglichkeit zu spenden.

Corona und das liebe Geld – ein Problem bleibt: Irgendwo muss das Geld ja her kommen, das ausgegeben oder gespendet werden soll. Helikoptergeld scheint nicht im Anflug zu sein, und so muss die Wirtschaft über kurz oder lang wieder anlaufen, denn selbst die Kreativsten können nicht dauerhaft von Luft und Liebe leben. Hier kann es auch kein Abwägen zwischen Wirtschaft und Gesundheit geben, denn eines dürfen wir nicht vergessen: Das größte Gesundheitsrisiko ist die Armut.

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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