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Was verbindet Soja-Milch und Objektivnamen?

Bei Tessar und Trioplan beschreibt der Objektivname eindeutig das optische Innenleben. Da ist drin, was draufsteht. Das galt auch lange Zeit für Heliar, Sonnar und andere Klassiker. Die Objektivnamen im Contax-RTS-Sortiment zeigen bereits Ausnahmen. Ein wenig ist es so wie mit Soja-Milch – nur auf Anhieb nicht so offensichtlich.

Tessar. Was verbindet Soja-Milch und Objektivnamen?
Auch wenn ab 1971 nur noch „T 2.8/50 aus Jena DDR“ drauf stand, war es weiterhin ein Tessar-Design. Die Änderung hatte ausschließlich juristische Gründe.

Klassisches Sonnar-Design

Charakteristisch ist ein massiver, die Konstruktion dominierender Glasblock, ein in der Herstellung aufwendiges und teures Element. Neue Glassorten und Oberflächenvergütungen ermöglichten in den 1950er Jahren Neukonstruktionen aus einzeln angeordneten Linsen. Der Verzicht auf große Glasblöcke und verkittete Elemente vereinfachte die Herstellung solcher Objektive, wie dem Schacht Travenar 135/3.5. Auch diese Weiterentwicklung stammt von Ludwig Bertle.

Sonnar1. Was verbindet Soja-Milch und Objektivnamen?
Sonnar-Design von 1932: Die Erfindung von Ludwig Bertle diente als Basis legendärer Teleobjektive für Spiegelreflexkameras. Auffällig ist der dominierende Glasblock.
Sonnar2. Was verbindet Soja-Milch und Objektivnamen?
Es war einmal: Das 135er Sonnar von Zeiss war eines der meistverkauften Zusatzobjektive und basierte auf dem klassischen Design.
Sonnar3. Was verbindet Soja-Milch und Objektivnamen?
Sonnar-Look: Ausgeprägte zentrale Schärfe, sanftes unaufdringliches Bokeh.

Soja-Milch und Objektivnamen

Einige der von Zeiss zur Contax RTS angebotenen Teleobjektive hießen noch Sonnar. Die „bahnbrechende Telekonstruktion“ Sonnar, so lobte ein Zeiss-Katalog, hatte „maßgeblichen Anteil an der Popularisierung der 35-mm-Kleinbildfotografie“. Pikante Randnotiz: Der Sonnar-Erfinder Ludwig Bertele wurde nicht genannt. Aber das ist eine andere Geschichte. Das Kapitel „Historische Meilensteine im Objektivbau“ im Print- und E-Book erzählt sie und skizziert Erfindungen von 1730 bis in die 1970er Jahre. Aktuell gibt es bei Zeiss nur noch ein Sonnar 50/1.5 in der ZM-Baureihe. Cosina nutzt die Bezeichnung Heliar für eine ganze Baureihe moderner Objektive. Bis auf ein einziges haben sie nichts als den guten Namen gemein.

Heliar. Was verbindet Soja-Milch und Objektivnamen?
Voigtländer Heliar 50/3.5: Das einzige Objektiv der von Cosina gefertigten Baureihe, in dem drin ist, was draufsteht. Das Linsen-Schema auf dem Tubus will die Aussage unterstreichen.

Wilde Blüten

Alte Objektive professioneller Filmkameras bilden ein kleines Universum. Selbst zwei Objektive vom selben Hersteller mit derselben Bezeichnung sind keine Garantie für identische Eigenschaften. Mitunter wurden bekannte und gut eingeführte Objektivnamen für Folgemodelle mit einem anderen optischen Design übernommen. Kurios wirkt auch die ACR-Liste (Ariel Cinematographica Register). Sie führt akribisch auf, mit welcher Kamera welcher Film gedreht wurde und nennt die Objektive. Ihr optisches Innenleben interessierte offensichtlich nicht. Wenn ein bekannt gutes Objektiv in einer neuen Version besser war, musste sich kein Kameramann einen neuen Namen merken. Offensichtlich wird diese Methode beim Blättern durch Listen, die Hans-Martin Brandt veröffentlichte. Das Cine Anastigmat von Kodak, ursprünglich ein Petzval-Typ, gab es zeitweilig auch als Triplet-Konstruktion. Wollensak praktizierte es beim Cine Raptar (Hans-Martin Brandt, Das Foto-Objektiv, 1956, Tafel 26, Seite 208 und 212).

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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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