50 Jahre Digitalfotografie (Teil 3)

2000–2004: Immer größer, immer kleiner Um die Jahrtausendwende kamen 3-Megapixel-Modelle auf den Markt, für die man die Kleinbild-Spiegelreflexkamera auch mal zuhause lassen konnte, so lange die Qualitätsansprüche nicht allzu hoch waren. Digitalkameras waren damals durchweg Kompaktkameras mit einem optischen Durchblicksucher, mit dem nur eine ungefähre Ausschnittwahl möglich war. Die verlässlicheren elektronischen Sucher, die wie ein Spiegelreflexsucher den Blick durch das Objektiv zeigten, setzten sich nur langsam durch. Ihre Auflösung blieb zunächst hinter der von Displays zurück, während sich dieses Verhältnis heute umgekehrt hat. 1997 führte Olympus mit der Camedia C-1400L die erste digitale Kompaktkamera mit mehr als einer Million Pixeln ein; effektiv löste ihr Sensor 1,3 Megapixel auf. Hier ist deren NachfolgemodellC-1400XL von 1998 abgebildet. 2001 hatte die Sensorauflösung bereits die 3-Megapixel-Marke erreicht. Die Canon PowerShot Pro90 IS besaß, ungewöhnlich für Kameras dieser Zeit, ein Objektiv mit Bildstabilisator. Die Oberklasse bildeten sogenannte Bridge-Kameras, die die Kluft zwischen einfachen Kompaktmodellen und Spiegelreflexkameras überbrücken sollten. Frühe Vertreter dieser Gattung waren die Canon PowerShot Pro90 IS, schon 2001 mit einem Bildstabilisator ausgestattet, was in dieser Zeit noch eine seltene Ausnahme war, und die Fuji FinePix 6900 (2001) – beide noch mit 3-Megapixel-Sensoren, wobei die FinePix 6900 aus ihrem SuperCCD damals die höchste effektive Bildauflösung herausholte. 2002 begann die große Zeit der Bridge-Kameras, die sarkastisch als „Kameras für Zahnärzte“ bezeichnet wurden: Sie waren groß, schwer, schwarz und teuer, und sie hatten viele Knöpfe und Einstellräder. Als Statussymbol standen sie über den analogen Spiegelreflexkameras, deren Besitzer als ebenso uncool wie Einladungen zu endlosen Dia-Abenden galten. Wichtige Modelle dieser Klasse waren unter anderem die Canon PowerShot G5 (2003), Minolta Dimage 7 (2001), Nikon Coolpix 8800 (2004), Olympus C-8080 (2004) und Sony DSC-F707 (2001). Zu den charakteristischen Ausstattungsdetails zählten ein elektronischer Sucher, ein Blitzschuh für TTL-gesteuerte Blitzgeräte aus den Spiegelreflexsystemen der Hersteller und oft ein Statusdisplay. Durch die optionale Speicherung von Raw-Daten der Aufnahmen boten die Bridge-Kameras zusätzliche Flexibilität bei der Bildbearbeitung. 2000 führte Canon die Digital Ixus, ein, das erste Modell im Zigarettenschachtel-Formfaktor, dem viele weitere folgten – hier die Digital Ixus IIs (2004). Während aber der eine Trend zu großen und schweren Kameras ging, entwickelte sich ein paralleler Trend zu kleinen und leichten Modellen. Gerade Gelegenheitsfotografen suchten Kameras, die sie problemlos in die Tasche stecken konnten; zudem wollten sie das Image des allzu ernsthaften Fotografen vermeiden, der unterwegs dauernd zum Fotografieren stehen blieb und alle anderen aufhielt. Die Erste ihrer Art war die 2000 eingeführte Canon Digital Ixus, eine 2-Megapixel-Kamera im Zigarettenschachtel-Formfaktor, die nur 230 Gramm wog. Dank des Erfolgs dieser Mini-Kamera fand sie zahlreiche Nachfolger, und auch viele andere Hersteller nahmen Modelle im Zigarettenschachtelformat in ihr Sortiment auf. Voluminös, schwarz und mit einem Statusdisplay auf der Oberseite ausgestattet waren die typischen Bridge-Kameras, hier die Canon PowerShot Pro1 (2004), KonicaMinolta Dimage A2 (2004) und Nikon Coolpix 8700 (2004). Digitalkameras müssen nicht größer als eine Scheckkarte sein, nur etwas dicker. Casio stellte das 2002 mit dem Supermini Exilim EX-S1 unter Beweis. Casio ging 2002 noch einen Schritt weiter. Die Exilim EX-S1 hatte die Breite und Höhe einer Scheckkarte und eine Tiefe von nur 11,3 Millimetern. Zwar wurde diese erneute Miniaturisierung mit der Beschränkung auf eine Festbrennweite erkauft, aber spätere Superminis waren mit einem Teleskopzoom ausgestattet, das nach dem Ausschalten vollständig im Kameragehäuse verschwand. Der Wettbewerb der Hersteller um die geringstmögliche Bautiefe ging weiter und endete erst, als sich der entscheidende Nachteil allzu flacher Kameras zeigte: Sie boten nur Akkus mit geringer Kapazität Platz, die schnell entladen waren. Damals wurde aber auch schon eine Lösung für lange Zoom-Objektive in flacher Bauweise entwickelt, die Smartphone-Hersteller später wiederentdeckten: eine Periskopkonstruktion, bei der ein Prisma den Strahlengang zu einem senkrecht angeordneten Objektiv umlenkt. Obwohl die kleinen wie die großen digitalen Kompaktkameras einen recht hohen Stand der Bildqualität erreicht hatten, gab es weiterhin zwei Mängel. Der eine war das Bildrauschen, das sich teilweise schon bei der Grundempfindlichkeit des Sensors zeigte. Als Folge der immer weiter gewachsenen Auflösung mussten die Sensorpixel entsprechend schrumpfen, und da kleinere Pixel weniger Licht sammeln, litt darunter der Signalrauschabstand: Auf immer weniger Signal kam anteilig immer mehr Rauschen. Kompaktkameras wie die Fuji FinePix F10, F11 und die hier abgebildeten F30 lieferten erstmals rauscharme Bilder bis ISO 1600. Am Rauschen selbst ließ sich damals nichts ändern, denn rauschärmere CMOS-Sensoren wurden erst in den Jahren darauf entwickelt. So blieb nur, das unvermeidliche Rauschen durch die interne Bildverarbeitung so stark zu unterdrücken, dass es in den JPEGs nicht mehr sichtbar wurde. Auf eine Generation von Kameras mit störendem Rauschen folgte zunächst eine, deren Bilder zwar rauscharm waren, dafür aber durch die Artefakte einer grobschlächtigen Rauschunterdrückung beeinträchtigt wurden. Dass es einen Mittelweg gab, nämlich das Rauschen in Flächen gezielt zu vermindern, aber feine Bilddetails zu erhalten, bewies Fuji mit den Mini-Modellen FinePix F10 (2005) und der noch erfolgreicheren F30 (2006), beide mit einem 6-Megapixel-Sensor ausgestattet. Andere Hersteller zogen schließlich mit ebenfalls verfeinerten Verfahren nach, so dass das Rauschen nur noch bei sehr hohen ISO-Werten ein kritisches Ausmaß erreichte. Das zweite Problem erwies sich als hartnäckiger, denn es war in den kleinen Sensorformaten der Kompaktkameras begründet. Selbst die 2/3-Zoll-Sensoren der relativ voluminösen Bridge-Kameras wiesen nur eine Bilddiagonale von rund 11 Millimetern auf, was einem Viertel der Größe des Kleinbilds entsprach. Auch die Brennweiten der Objektive waren im gleichen Maße kürzer als bei einer Kleinbildkamera und die Schärfentiefe daher größer. Eine Bridge-Kamera mochte ein lichtstarkes Objektiv mit einer Öffnung von f/2 haben, aber dessen Schärfentiefe entsprach der bei Blende 8 eines Kleinbildobjektivs. Die Hoffnung, ein Motiv bei offener Blende vor einem unscharfen Hintergrund freistellen zu können, erwies sich daher als illusorisch. Analoge Kleinbildkameras waren zumindest in dieser Hinsicht weiter überlegen, spielten aber bereits keine Rolle mehr. Ihre Verkaufszahlen hatten erst in den 1990er Jahren ihren Höhepunkt erreicht, nur um bis zur Mitte der Nullerjahre in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Die Digitalfotografie hatte sich endgültig durchgesetzt, was im Spiegelreflexbereich und generell bei allen größeren Bildformaten allerdings noch länger als bei den Kompaktkameras gedauert hatte. Die Fuji S3 Pro, eine APS-C-DSLR mit Nikon-Bajonett, unterstützte erstmals eine Liveview-Anzeige, wenn auch nur für 30 Sekunden.