Technik

Magic Lantern kehrt mit neuen Builds für Canon-Kameras zurück

Die Open-Source-Software Magic Lantern meldet sich nach fünf Jahren Pause zurück und bringt wieder erweiterte Funktionen auf Canon-Kameras. Ein neues Entwicklerteam unter der Leitung von „names_are_hard“ hat am 21. Juni im offiziellen Magic-Lantern-Forum die Rückkehr angekündigt. Künftig sollen wieder offizielle Builds für alle unterstützten Kameramodelle bereitgestellt werden.

Magic Lantern ist ein kostenloses Firmware-Add-on, das auf SD- oder CF-Karten installiert wird und Canon-Kameras um Funktionen erweitert, die im Originalbetriebssystem nicht enthalten sind. Dazu zählen unter anderem Raw-Videoaufnahme, Fokus-Peaking, Zebra-Muster zur Belichtungskontrolle, individuelle Overlays und erweiterte Zeitrafferoptionen.

Die Rückkehr der Software bringt eine zentrale Neuerung: Die Entwickler bündeln die zuvor verstreuten Funktionen aus verschiedenen Forks (Entwicklungszweige) in einer einheitlichen Version. Damit lassen sich Features wie Crop-Recording, 10-Bit-Raw-Video oder erweiterte Belichtungssteuerungen wieder leichter finden und nutzen. Aktuell konzentriert sich die Unterstützung vor allem auf DSLR-Modelle mit älteren DIGIC-Prozessoren. Das Entwicklerteam prüft jedoch die Möglichkeit, auch Kameras mit dem neueren DIGIC X-Prozessor zu integrieren, was vor allem für die spiegellosen EOS-R-Modelle wie die R5 und R6 interessant wäre. Die Herausforderung liegt dabei in der fehlenden Dokumentation der Hardware, was umfangreiche Reverse-Engineering-Arbeit erfordert. Sollte dies gelingen, könnten Funktionen wie „Open Gate“ – eine Aufnahme mit voller Sensorauflösung ohne Crop – oder Raw-Video auf bisher nicht unterstützten Modellen freigeschaltet werden.

Zu beachten ist, dass Magic Lantern nicht von Canon unterstützt wird und die Installation Risiken birgt. Die Firmwareerweiterung stammt nicht von Canon, was zum Verlust der Herstellergarantie führen kann. Zudem besteht immer die Gefahr, dass die Kamera durch die Installation beschädigt wird.

Die Community zeigt sich erfreut über die Rückkehr, wenngleich einige Nutzer anmerken, dass die neuen Builds vor allem für ältere Kameras gedacht sind, die im professionellen Umfeld kaum noch genutzt werden. Im Forum berichten Nutzer von spürbaren Verbesserungen in der Bedienung und Stabilität. Besonders hervorgehoben werden die Fortschritte bei der MLV-App (Magic Lantern Video App), mit der sich Raw-Videoaufnahmen komfortabel sichten und bearbeiten lassen. Das neue Tool „Kinochrome“ ermöglicht sogar die Echtzeitwiedergabe von MLV-Dateien. Während sich der Markt auf eine Videoauflösung von 2K bis 4K eingependelt hat, schätzen viele Kreative weiterhin den spezifischen Look älterer Sensoren, den Magic Lantern zugänglich macht.

Kritik gibt es vereinzelt an der aktuellen Download-Seite: Einige Nutzer vermissen experimentelle Builds für ältere Modelle und bemängeln, dass derzeit vor allem „Vanilla“-Versionen mit Basisfunktionen bereitstehen. Das Entwicklerteam arbeitet jedoch daran, die Kompatibilität und Funktionsvielfalt weiter auszubauen. Es bleibt abzuwarten, wie sich Magic Lantern weiterentwickelt.

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Johannes Wilwerding

Johannes Wilwerding hat bereits Mitte der Achziger Jahre und damit vor dem Siegeszug von Photoshop & Co. Erfahrungen in der Digitalisierung von Fotos und in der elektronischen Bildverarbeitung gesammelt. Seit 2001 ist er freiberuflicher Mediengestalter und seit 2005 tätig für das DOCMA-Magazin.

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