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Lomographys neue Reiseführer für Foto-Enthusiasten

Lomography setzt ein starkes Zeichen für menschliche Kuration und die analoge Seele der Fotografie. Das Wiener Unternehmen, seit Jahrzehnten ein Synonym für experimentelle Filmfotografie, lanciert mit den „Lomo Travel Guides“ eine Serie von bereits über 30 digitalen Reiseführern. Diese sind zwar auf die Bedürfnisse von Filmfotografen zugeschnitten, bieten aber auch Digitalfotografen eine willkommene Inspirationsquelle für authentische Bildsprachen jenseits ausgetretener Pfade.

Von der Community, für die Community: Geballtes Praxiswissen

Die Lomo Travel Guides heben sich wohltuend von herkömmlichen Reiseführern ab, indem sie konsequent auf einen Community-getriebenen Ansatz vertrauen. Anstelle von Algorithmus-basierten Empfehlungen tritt hier die geballte Erfahrung analoger Fotografen, die ihre persönlichen Geheimtipps und bewährten Locations teilen. Diese Herangehensweise korrespondiert tief mit Lomographys grundlegender Philosophie, die seit der Wiederentdeckung der sowjetischen Lomo-Kompaktkamera LC-A durch Wiener Kunststudenten Anfang der 1990er Jahre auf Authentizität, Spontaneität und die Freude am experimentellen Bild setzt.

Jeder dieser digitalen Wegweiser bündelt sorgfältig kuratierte Empfehlungen: charaktervolle Cafés, die zum Verweilen und Beobachten einladen, unabhängige Kinos mit besonderem Flair, strukturreiche Märkte, die eine Fülle an Motiven bieten, inspirierende Museen und lokale Wahrzeichen, die sich besonders für die nuancierte Darstellung durch analoge Aufnahmetechniken prädestinieren.

Eine Art Plädoyer für das Authentische im Zeitalter digitaler Reproduzierbarkeit

Seit KI-generierte Bildwelten und digital bis zur Perfektion optimierte Reisefotografien die sozialen Medien dominieren, plädieren die Lomography Travel Guides für eine Rückbesinnung auf Authentizität und die charakteristischen Eigenheiten der Analogfotografie. Sie laden dazu ein, die vielzitierte Unperfektion nicht als Makel, sondern als Ausdrucksmittel zu begreifen und spontane, unwiederbringliche Momente einzufangen – Prinzipien, die in einem spannenden Kontrast zur oft glatten Ästhetik der Digitalfotografie stehen.

Lomographys Initiative korrespondiert somit mit einem tiefen Bedürfnis vieler Bildschaffender: In der fortschreitenden Digitalisierung der Fotografie wächst die Sehnsucht nach dem Haptischen, dem Authentischen, dem Unmittelbaren. Vielleicht auch nur eine Mode, aber bestimmt eine tröstliche für alle die sich vom digitalen Bilderwust überfordert fühlen.

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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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