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Gebrochen und gespalten

Um sich einen Überblick über die verfügbaren Fraktur-Fonts zu verschaffen, ist die zweite Auflage von Judith Schalanskys Buch die einzige Quelle.

Zu Unrecht haftet den gebrochenen Schriften ? die Fraktur ist nur eine von ihnen ? der Ruch der Nazis, zumindest des Völkischen an. Wenn diese Schriften auch in Deutschland länger benutzt wurden als in anderen europäischen Ländern, so haben sie mit den Nationalsozialisten so wenig zu tun wie ein beliebiger Font einer US-Zeitungsheadline mit dem bejubelten Einmarsch in den Irak.
Natürlich passt eine gebrochene Schrift inzwischen eher selten zu einem aktuellen Thema und transportiert für die meisten Leser eher Historisches oder Nostalgisches: Flohmarkt, gutbürgerliche Speisekarte, Mittelalterfestival. Wie auch immer: Um sich einen Überblick über die verfügbaren Fonts zu verschaffen, ist die zweite Auflage von Judith Schalanskys Fraktur-Buch die ideale, genauer: einzige, Quelle.
Da dem bibeldicken Band zudem eine CD mit 150 Fonts beiliegt, ist der Preis von knapp 50 Euro mehr als angemessen. Die Gestaltung dagegen ist Geschmacksache. Manche schätzen es ausdrücklich, dass der Seite mit den Figurenverzeichnissen, einem dreizeiligen Textbeispiel und einem knappen Hinweis auf dem Ursprung eine mit Elementen des Fonts konstruierte schwarz-pinke Grafik gegenübersteht. Ich vermag den Nutzeffekt dieser wilden Formen nicht nachzuvollziehen und hätte mir stattdessen mehr Informationen über die Geschichte der jeweiligen Schrift, vor allem aber eine ganze Seite Headline- und Lesetext im entsprechenden Font gewünscht, um die Wirkung der Schnitte bei größeren Textmengen besser einschätzen zu können.
Fraktur, mon Amour
von Judith Schalansky
Gebunden: 725 Seiten, CD mit 150 Fraktur-Fonts
Verlag Hermann Schmidt 2008, 2. Auflage
49,80 Euro
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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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