Ein Tool, um sie alle zu vereinen? – Die Freepik AI Suite im Praxistest

Alles vereint Ob fotorealistisch, eine spezielle Farbvorgabe oder extravaganter Look, Freepik AI bietet das passende Modell. Ich muss gestehen, dass die Freepik AI Suite – ursprünglich ein Anbieter für Stockbilder – viel zu lange unter meinem Radar flog. Gelegentlich probierte ich sie für einen Workshop aus, doch das war es auch schon. Ein Fehler, wie sich nun herausstellte. | Adrian Rohnfelder Vor bereits einigen Wochen wurde Googles KI-Videotool Veo2 endlich in Deutschland freigeschaltet – und zwar ausschließlich über Freepik. Das war für mich der perfekte Anlass, das Tool einmal gründlicher unter die Lupe zu nehmen. Und was soll ich sagen? Es hat mich im Sturm erobert. Warum? Während die meisten KI-Tools auf eine einzige Funktion spezialisiert sind – sei es Bilderzeugung, Videoerstellung oder Upscaling – bringt Freepik all diese Werkzeuge an einem Ort zusammen. Die Plattform fungiert als kreative Drehscheibe, die sowohl Open- als auch Closed-Source-KI-Tools integriert. „Unser Ziel ist es, Freepik zu einem kreativen Zentrum zu machen, indem man die Plattform nicht verlassen muss, um ein Projekt abzuschließen“, erklärte Freepik-Chef Cuenca Abela kürzlich in einem Interview. Noch ist Freepik nicht ganz so weit, doch das Angebot ist schon jetzt beachtlich. Umfassende Auswahl an KI-Bildgenerierungstools Über das Menü „AI Image Generator“ erhalten Nutzer Zugriff auf eine breite Palette an Bildgeneratoren: Neben Freepiks eigenem Modell stehen Tools wie Magnific Mystic, Ideogram, Google Imagen 3 sowie diverse Flux-Modelle zur Auswahl. Je nach Tool gibt es weitere Features wie Stil- und Motivvorlagen, Farbpaletten oder Hex-Code-Anpassungen. Eine besonders spannende Neuerung: Der Export im SVG-Format ermöglicht jetzt auch Vektorgrafiken. Eigene Modelle für konsistente Charaktere und Stile Ein echtes Highlight ist die Möglichkeit, eigene LoRA-Modelle zu trainieren – entweder für einen spezifischen Bildstil oder sogar für real existierende Personen. Das Trainingsprogramm ist zwar nicht auf höchstem Niveau, liefert aber dennoch brauchbare Ergebnisse. Aber Achtung: Freepik räumt sich weitreichende Rechte an den hochgeladenen Trainingsbildern ein. Besonders bei Kundendaten ist hier Vorsicht geboten! Die Funktion findet sich unter „Image Generation“ im Menüpunkt „Character“. Das Background-Tool Ob im Wohnzimmer, im Weltraum oder im Dschungel – Eisbär und Banane fügen sich in puncto Beleuchtung und Farbgebung sehr gut in die Umgebung ein. Mächtige Werkzeuge Mit den Tools unter „Reimagine“ und „Retouch“ lassen sich Bilder umfassend bearbeiten – und das nicht nur für in Freepik generierte Werke, sondern auch für eigene Fotos oder KI-Bilder aus anderen Tools. Zu den Funktionen gehören: Inpainting & Outpainting: Bildbereiche können gezielt erweitert oder über-arbeitet werden – ideal für kleine Korrekturen und Ergänzungen. Stil-Transformation: Bilder lassen sich in neue Stilrichtungen überführen, beispielsweise als Gemälde oder Comic. Background-Tool: Auf Knopfdruck wird der Hintergrund entfernt und durch einen neuen ersetzt – inklusive automatischer Lichtanpassung des Vordergrunds. Besonders Letzteres beeindruckt: Die KI passt das Licht des neuen Hintergrunds realistisch an das Motiv an – und das funktioniert erstaunlich gut. KI-Videogenerierung mit acht verschiedenen Anbietern Das Menü „AI Video Generator“ bietet Zugang zu einer beeindruckenden Auswahl an Videomodellen: Kling AI, Minimax von Hailuo AI, Pika, Hunyuan, Google Veo2, Runway Gen3, Pixverse sowie Luma Ray2. Damit fehlen eigentlich nur noch Sora von OpenAI und Wan 2.1 von Alibaba. Abhängig vom Modell gibt es Zusatzfunktionen wie „First Last Frame“, vorkonfigurierte Kamerafahrten oder Loop-Einstellungen. Besonders cool: Freepik arbeitet aktuell an einem eigenen KI-Video-Editor. Momentan müssen die generierten fünf- bis zehnsekündigen Clips noch in separaten Programmen wie Capcut oder Final Cut Pro zu einem längeren Video zusammengeschnitten werden. Das soll bald der Vergangenheit angehören und die Nutzer in der Lage sein, komplette Videos innerhalb von Freepik zu erstellen und zu schneiden. Von Produkt bis Mensch Die Arbeit mit konsistenten Charaktermodellen ist zwar noch nicht komplett ausgereift, liefert aber durchaus solide Ergebnisse, mit denen man arbeiten kann. Audiogenerierung: Musik, Stimmen und Soundeffekte Was wäre ein Video ohne Soundtrack und stimmigen O-Tönen? Zwar erlaubt Freepik derzeit keine eigene Musikgenerierung, bietet aber eine große Bibliothek lizenzfreier KI-generierter Tracks. Eigene Stimmen können zwar nicht trainiert werden, doch es gibt eine beeindruckende Auswahl an KI-Stimmen in diversen Sprachen. Soundeffekte hingegen lassen sich direkt per Prompt oder aus einer Videovorlage generieren. Upscaling und Bildverbesserung Über das Menü „Upscale“ ist das Tool Magnific zugänglich – ein führendes KI-Werkzeug für Upscaling und Detailverbesserungen. Generierte Bilder (und auch Fotos) lassen sich damit hochskalieren, schärfen und im Detail verbessern, was noch einmal eine gute Prise an zusätzlicher Bildqualität ergibt. Für mich ist das Upscaling mit der Magnific Engine mittlerweile fester Bestandteil meines Workflows. Neu ist die Kooperation mit Topaz: Dank der Integration von Topaz Video AI lassen sich in Freepik generierte Videos auf 4K-Qualität hochskalieren – eine starke Erweiterung für professionelle Anwendungen. Design-Tools für Flyer, Icons und Mockups Auch klassische Designer kommen voll auf ihre Kosten: Flyer, Poster & Karten: Freepik bietet zahlreiche Templates, die sich KI-gestützt anpassen lassen. Mock-up-Generator: Produktpräsentationen auf Knopfdruck – ideal für Marketingmaterialien AI-Icon-Generator: Mit einem einfachen Prompt lassen sich Icons in unterschiedlichen Stilen erstellen. Fazit: Ein echtes All-in-one-Tool? Die Freepik AI Suite verfolgt einen ambitionierten Ansatz und legt neben der Qualität die Priorität auf Vielfalt und Flexibilität. Der große Vorteil von Freepik: Es gibt nicht das eine „beste“ KI-Tool – sondern nur das beste Tool für eine spezifische Anwendung. Freepik bündelt viele dieser spezialisierten Lösungen an einem Ort, was den Workflow enorm erleichtert und den Bedarf an mehreren separaten Abonnements reduziert. Dennoch bleibt Freepik ein Stück von der All-in-one-Vision entfernt. Einschränkungen gibt es vor allem in zwei Bereichen: Kein Zugriff auf Midjourney: Da Midjourney keine API anbietet, bleibt eines der führenden KI-Tools Freepik-Nutzern vorerst verwehrt. Nicht alle Funktionen der integrierten Tools sind verfügbar: Beispielsweise fehlen Kling AIs „Lip Sync“ und Magnifics „Strukturreferenz“ (noch). Auch das Interface könnte optimiert werden: Viele Funktionen öffnen sich in neuen Fenstern, und die Navigation ist leider nicht immer intuitiv. Ist Freepik also das ultimative All-in-one-Tool, um sie alle zu vereinen? Noch nicht ganz. Aber es ist auf dem besten Weg dorthin – und für jeden, der KI-Content generiert, eine äußerst empfehlenswerte Plattform.

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