Porträtobjektiv mit einstellbarem Bokeh
Voigtländer hat auf der CP+ Messe 2025 das neue Portrait Heliar 75mm f/1.8 angekündigt. Dieses Objektiv richtet sich an Fotografen, die gezielt Einfluss auf das Bokeh – also die Qualität der Unschärfe im Bildhintergrund – nehmen möchten. Das Besondere: Ein silberner Kontrollring am vorderen Ende des Objektivs erlaubt es, die sphärische Aberration aktiv zu steuern. Sphärische Aberration ist normalerweise ein unerwünschter Abbildungsfehler, wird bei diesem Objektiv aber als Effekt eingesetzt, indem er unter- oder überkorrigiert wird.
Mit dem Kontrollringing lässt sich das Bokeh zwischen weich und träumerisch („under“) oder kontrastreich und scharf („over“) einstellen. Im „under“-Modus erscheinen Lichtpunkte im Hintergrund besonders rund und das Bild wirkt insgesamt weicher, fast wie durch einen Schleier. Wer auf „over“ dreht, erhält ein Bild mit mehr Kontrast und Schärfe, wobei das Bokeh härtere Ränder zeigt – ähnlich dem sogenannten „Bubble-Bokeh“, das an Seifenblasen erinnert.
Die Steuerung der sphärischen Aberration hat aber auch Nebenwirkungen: Im „under“-Modus sinkt die Randhelligkeit, es entsteht eine natürliche Vignettierung. Gleichzeitig verschiebt sich der Fokuspunkt leicht, und die effektive Blende verändert sich um etwa ein Drittel Lichtwert. Cosina, der Hersteller hinter Voigtländer, betont, dass diese optischen Effekte bewusst Teil des Konzepts sind – sie eröffnen kreative Möglichkeiten, können aber auch zu erhöhter chromatischer Aberration führen. Chromatische Aberration äußert sich in Farbsäumen an Kontrastkanten und ist bei starker Bokeh-Korrektur sichtbar.
Das Objektiv ist für das Sony E-Bajonett konzipiert und vollständig manuell steuerbar. Es bietet separate Ringe für Fokus und Blende. Zusätzlich überträgt es dank elektronischer Kontakte EXIF-Daten an die Kamera und unterstützt die kamerainterne Bildstabilisierung. Die Fokussierung erfolgt über eine präzise, fein gerändelte Helicoid-Fokusschnecke, die ein gleichmäßiges und kontrolliertes Scharfstellen ermöglicht. Die Naheinstellgrenze des Portrait Heliar 75mm f/1.8 liegt bei 0,7 Metern, der maximale Abbildungsmaßstab beträgt 1:7,4.
Im optischen system des Objektivs sind sechs Linsen in drei Gruppen verbaut. Die Blende mit neun Lamellen sorgt für sanft gerundete Unschärfekreise.
Das Gehäuse ist komplett aus Metall gefertigt. An der Front des 515 Gramm schweren und 88 Millimeter langen Objektivs befindet sich ein 62-Millimeter-Filtergewinde.
Der Preis liegt zum Marktstart in Großbritannien bei 899 britischen Pfund. Ein konkretes Veröffentlichungsdatum für den deutschen Markt steht noch aus. Bislang ist das Objektiv nur für Sony E-Mount angekündigt. In der Vergangenheit hat Voigtländer jedoch häufig weitere Bajonette, etwa für Nikon Z, folgen lassen.
Weitere Informationen finden Sie auf den Internetseiten von Cosina/Voigtländer.