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Photo Basel 2025: Wenn Fotografie über sich hinauswächst

Die photo basel feiert Geburtstag. Zum zehnten Mal öffnet die einzige reine Fotokunstmesse der Schweiz ihre Tore und lädt vom 17. bis 22. Juni 2025 ins Volkshaus Basel. Wer glaubt, Fotografie sei auf das zweidimensionale Abbild beschränkt, wird hier eines Besseren belehrt. Die Jubiläumsausgabe verspricht nicht nur einen Querschnitt durch das aktuelle Schaffen, sondern blickt gezielt über den Tellerrand des klassischen Prints hinaus. Für Profis und ambitionierte Amateure aus Fotografie ist dieser Termin ein Muss, denn hier werden die Grenzen des Mediums ausgelotet und neu definiert. Mit 39 Galerien aus 15 Ländern, über 450 fotografischen Positionen bietet die Messe eine beachtliche Dichte und internationale Vielfalt.

Jenseits des Abzugs: Wo Fotografie neue Wege geht

Besonders spannend für alle, die sich mit den technischen und konzeptionellen Möglichkeiten der Fotografie auseinandersetzen, sind die Sonderschauen und Programme. Allen voran der Sektor «beyond photography». Hier geht es um Arbeiten, die das traditionelle Verständnis von Fotografie bewusst erweitern. Das können Mischtechniken sein, bei denen Fotografie auf Malerei, Zeichnung oder Skulptur trifft. Auch spezielle Drucktechniken auf ungewöhnlichen Substraten oder die bewusste Verschiebung vom Zwei- ins Dreidimensionale durch skulpturale Ansätze oder Installationen finden hier ihren Platz. Dieser Trend, Fotografie mit anderen Medien zu verschmelzen und immersive, teils physisch erfahrbare Werke zu schaffen, ist ein wichtiges Thema in der zeitgenössischen Kunst. Die photo basel greift diese Entwicklung aktiv auf und bietet ihr eine eigene Bühne.

Ein weiteres Highlight der Photo Basel ist der Bereich «novum». Hier finden sich ausschließlich Arbeiten, die entweder eigens für die Messe entstanden sind oder als wiederentdeckte Werkgruppen erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Industrieromantik in High-Res: Die Sonderausstellung

Parallel zur Hauptmesse läuft vom 13. bis 27. Juni im Franck Areal eine Sonderausstellung, die technisch und thematisch fasziniert: «Werke und Spiele: Ein Fotoprojekt zu den Umnutzungen des Baubüros in situ, Basel». Der Basler Fotograf Martin Zeller zeigt großformatige Aufnahmen von leerstehenden Industriearealen und Bürogebäuden im Umbauprozess. Seine Arbeiten dokumentieren nicht nur den Wandel, sondern sezieren förmlich die Strukturen, Farbschichten und Spuren vergangener Nutzung. Es sind visuelle Archäologien industrieller Orte, die durch ihre Detailgenauigkeit und oft abstrakte Komposition bestechen. Ergänzt werden Zellers Bilder durch Textfragmente von Sou Vai Keng. Diese Ausstellung dürfte besonders für Fotografen interessant sein, die sich mit Architektur-, Industrie- oder Dokumentarfotografie und den Möglichkeiten hochauflösender Techniken beschäftigen.

Dialog, Nachwuchs und Netzwerken

Die photo basel versteht sich nicht nur als Schau, sondern auch als Dialogplattform. Das Rahmenprogramm umfasst Paneldiskussionen zu Themen wie aufstrebende Talente und Kunstmarktmechanismen sowie Artist Talks mit ausstellenden Fotografen. Für Profis bietet sich hier die Gelegenheit zum Austausch und Netzwerken.

Zwei Awards unterstreichen das Engagement der Messe für die Förderung fotografischer Positionen: Der Maurice de Mauriac x photo basel Award, dessen Shortlist im Vorfeld bekannt gegeben wird, und der SIYU Award (ehemals vfg-Nachwuchspreis). Letzterer zielt auf die Förderung junger Talente und innovativer Arbeiten; die zehn Finalisten werden am 21. Juni auf der Messe bekannt gegeben.

Zeitplan und Organisatorisches

Für den Besuch hier die wichtigsten Daten und Orte im Überblick:

Hauptmesse photo basel:

  • Ort: Volkshaus Basel, Rebgasse 12-14, 4058 Basel
  • Dauer: 17. bis 22. Juni 2025
  • Öffnungszeiten: Di-Sa 12-20 Uhr, So 12-18 Uhr

Sonderausstellung Sou Vai Keng + Martin Zeller:

  • Ort: Franck Areal, Horburgstrasse 105, 4057 Basel
  • Dauer: 13. bis 27. Juni 2025
  • Öffnungszeiten: Täglich 14-22 Uhr
  • Vernissage: Freitag, 13. Juni, 19 Uhr

Fazit:

Die photo basel 2025 ist mehr als nur eine Leistungsschau etablierter Fotokunst. Sie ist ein Seismograph für aktuelle Strömungen, ein Labor für technische und konzeptionelle Experimente und eine wichtige Plattform für den professionellen Austausch. Gerade die Bereiche «beyond photography» und «novum» sowie die technisch anspruchsvolle Sonderausstellung von Martin Zeller machen die Messe zu einem Pflichttermin für alle, die Fotografie nicht nur konsumieren, sondern auch ihre Entwicklung aktiv verfolgen und gestalten wollen.

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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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