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Orientierung im Dschungel

67 DOCMA-Cover 

Eigentlich sollte ich mich mit DOCMA ja weit besser auskennen als Sie. Aber dennoch passiert es mir immer wieder in großen Zeitschriftenläden, dass ich unser Heft einfach nicht finde. Geht Ihnen das gelegentlich auch so?

Natürlich sollte mir das Cover jedes unserer Hefte bestens vertraut sein – ich kenne es schon viele Wochen, bevor Sie es das erste Mal zu Gesicht bekommen. Ich habe bei der Auswahl zwischen verschiedenen Bildmotiven mitgewirkt, meinen Senf zu gestalterischen und typographischen Varianten abgegeben, war am endgültigen Layout des Heftes beteiligt und habe von der Druckerei die Andrucke zugeschickt bekommen. Ich weiß also eigentlich ganz genau, wie es aussieht.

In den Zeitschriftenläden, bei denen dankenswerterweise die komplette Titelseite in den Regalen sichtbar ist, zumindest ihre obere Hälfte, komme ich ja meist noch klar. Doch meistens sind die Magazine horizontal gestaffelt, dank der Mitarbeiter/innen anfangs noch ordentlich mit festen Abständen, doch am Ende des Tages (endlich mal ein sprachlicher Kontext, in dem diese Floskel einen Sinn ergibt) haben zahllose Kunden Hefte zum Blättern herausgezogen und mehr oder weniger willkürlich an einer Stelle mit freiem Platz wieder hineingestopft.

Ich weiß, dass unser Heft links oben einen vertikalen roten Balken hat, auf dem sich „DOCMA“ und die Heftnummer finden. Ich weiß, dass es rechts daneben mit einem großen „D“, meist weiß, weitergeht. Aber es hilft alles nichts. Manchmal suche ich minutenlang – dann habe ich das Heft gefunden, es aufgegeben oder eine freundliche Verkäuferin gefragt. Letzteres ist mir immer etwas peinlich, weil ich das Heft ja nicht kaufen, sondern nur wissen will, ob es vorrätig ist oder vielleicht sogar schon ausverkauft. Gedämpft wird dieses schlechte Gewissen allerdings in jenen Fällen, wo ich erfahre: „Nee, haben wir nicht mehr, oder – Moment mal – ich schaue mal in der Schublade … klar doch, da ist ja noch ein ganzes Bündel …“. Was mich verständlicherweise weniger erfreut – andere fragen vielleicht nicht nach.

Manchmal liegt es aber auch schlicht daran, dass ich Tomaten auf den Augen habe und wirklich nicht sehe, was doch da ist. Vielleicht liegt das manchmal auch daran, dass die meisten der bunten Hefte ringsum einen deutlich höheren Kontrast zwischen Titelschrift und Hintergrund aufweisen als DOCMA.

Ich bin in solchen Fragen eher Funktionalist. Bei der Entscheidung zwischen Ästhetik und Funktion tendiere ich meist zu Letzterem. (Weswegen es mich auch ärgert, dass bei meinem neuen Mac Pro – genau: der mit dem Design einer edlen Urne – die Ästhetik so stark im Vordergrund steht, dass der Einschalter auf der Rückseite verborgen liegt, und zwar unterhalb der vielen Kabelanschlüsse, so dass ich bei jedem Einschalten minutenlang unter dem Kabelgewirr herumfingern muss oder ihn gleich mit seiner hässlichen Funktionsseite nach vorn auf den Schreibtisch stelle, um leichter an den Schalter zu gelangen. Da ich direkt angrenzend an einem Friedhof wohne, habe ich das Gerät übrigens gleich passend customized [unten]. Mit dem Einschalter nach vorn sieht man das leider nicht mehr. Ein Freund meinte, die hätten das wohl deswegen gemacht, weil sie meinen, es reiche aus, ihn in den Ruhezustand zu versetzen. Aber das möchte ich mir von Apple ebenso wenig vorschreiben lassen wie die Entscheidung, ob ein optisches Laufwerk noch sinnvoll ist – für mich: eindeutig ja – oder ob man überhaupt noch Festplatten braucht, wo man seine Daten doch so schön in der Cloud speichern kann – mich mich: eindeutig nein!)

67 MacPro

Zurück zum Cover. Ich habe oben mal zwei Varianten nebeneinandergestellt, die sich kaum unterscheiden – die eine entspricht dem Heft, so, wie Sie es gekauft haben oder sich demnächst besorgen werden, die andere habe ich ein bisschen besser erkennbar gemacht (finde ich jedenfalls), auch, wenn das Bildmotiv etwas darunter leidet. Und nun die große Frage: Welches Heft finden Sie besser? Und geht es Ihnen mitunter auch so wie mir, dass Sie die neue DOCMA im bunten Zeitschriftendschungel nicht finden können?

 

Nachtrag

Eigentlich sollte dies ja mal ein ganz unpolitscher Blog werden. Geht leider nicht, die aktuellen Ereignisse holen einen immer wieder ein. Samstag Abend lief eine Diskussionsrunde bei Sanda Maischberger über Böhmermann, Erdogan, Merkel, § 103, Flüchtlingspolitik usw. Und auch hier gab es unfreiwillige, bitterböse Realsatire: Eingeladen war unter anderem  der deutsch-türkische AKP-Politiker Ozan Ceyhun, der Erdogan verständlicherweise vehement zur Seite stand. Auf den Vorwurf des ehemaligen ARD-Nahost-Experten Ulrich Kienzle zu den tausenden Beleidigungsanzeigen Erdogans gegen Türken, darunter Schülerinnen, und den vielen dort im Gefängnis einsitzenden Journalisten erklärte er: In der Türkei sei kein einziger Journalist im Gefängnis! Ach!? Seine Erläuterung: Nicht jeder, der sich als Journalist ausgebe, sei auch wirklich einer. Das seien Terroristen. Auf Nachfrage bezog er das auch ausdrücklich auf den ARD-Korrespondenten Volker Schwenck – der sei selbst zwar wohl kein Terrorist, habe aber Kontakt zu solchen. Vielen Dank, Herr Ceyhun, nun verstehen wir vieles noch besser.

Da kann man sich nur Jürgen Trittin anschließen, der in der Sendung forderte, Böhmermann das Bundesverdienstkreuz zu verleihen, wenn sein Fall dazu beigetragen habe, den Majestitätsbeleidigungs-Paragraphen abzuschaffen.

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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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5 Kommentare

  1. Da ich das Magazin immer elektronisch als pdf kaufe, habe ich das Problem primär nicht – so bekomme ich es früher und es nimmt keinen Platz weg, außerdem muss ich deswegen nicht in einen Laden fahren.

    Allerdings ist es tatsächlich nicht immer leicht es im Zeitschriftenladen zu finden – ich schau da regelmäßig die Photozeitschriften durch ob was interessantes dabei ist, zumindest in den Bahnhöfen ist es immer vorhanden.

    Zum Layout, das Original links gefällt mir besser, der abgedunkelte Bereich gefällt mir nicht

    1. Heißt „fehlt“, es gibt das Heft dort definitiv vorrätig und wir haben es nur online nicht gelistet, gibt es dort noch Hefte und bei uns sind sie als ausverkauft gekennzeichnet, oder meinen Sie, die Bahnhofsbuchhandlung sollte auf unsere Verteiler-Liste, weil es keine Hefte aber Bedarf gibt?

  2. In der Bahnhofsbuchhandlung Freiburg ist die Zeitschrift immer aktuell vorrätig, sie ist aber nicht unter ihrem Button „Docma in meiner Nähe | Händler finden“, dasselbe gilt auch für den Supermarkt „real“ mit zwei Geschäften in Freiburg, die die Hefte auch immer vorrätig haben.

  3. Ja, ich suche auch immer wieder – an fast allen Bahnhöfen.
    Ich denke aber, dem Problem sollte man nicht auf dem Cover zu Leibe rücken, sondern indem der Buchblock als Ganzer oben links zB eine 6mm breite rote Markierung bekommt (d.h. jede Seite hat am Falz oben ein kleines Farbfeld). Das würde auf den Seiten mE gar nicht auffallen, weil man selten plan aufblättert, generierte aber in der Draufsicht eine rote Markierung anhand derer man die DOCMA leichter identifizieren könnte, slbst wenn die Zeitschriften zusammengeschoben sind.
    Just my two cents …

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