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Objektiv-Report: Sony FE 35mm f2.8

DOCMA-DSC09538: Sony FE 35mm f2.8
Ein Ausflug mit dem Sony FE 35mm f2.8

„Es grünt so grün“, dachte ich mir an einem Samstag Mitte Mai 2016, und nahm mir vor, den sonnigen Tag zu nutzen, um meine diesjährige Radfahrsaison einzuläuten. Am Morgen hatte ich beim Frühstück ein Foto-Buch von Christophe Gin angeschaut.

Dieser französische Reportage-Fotograf war mir aufgefallen, weil er seine Geschichten in Schwarzweißbildern erzählt, die sich selbst für einen Freund heftiger Effekte am Rande des Erträglichen bewegen. Dabei hatte ich mich gefragt, ob denn so harte Schwarzweißbilder wirklich zum Kern des Motivs führen – wie viele Graustufen-Fans gebetsmühlenartig behaupten.

Als beim Entstauben des Rades mein Blick auf die kleine Lenkertasche fiel, kam ich auf die Idee, selbst eine Reportage in hartem Schwarzweiß auszuprobieren. Allerdings brauchte ich ein kleines Objektiv für eine kleine Kamera, damit alles ins Lenker-Täschchen passte. Ich entschied mich für meine kürzeste Lösung: das Sony FE 35mm f2.8 an der a7. Eigentlich mag ich dieses Objektiv gar nicht, weil es (für eine Festbrennweite) relativ lichtschwach ist, langweilig neutral abbildet und sich für Close-up-Porträts nur bedingt eignet.

Aber das Sony FE 35mm f2.8 ist im Vergleich zu allen anderen meiner Objektive mit 37 Millimeter Baulänge nahezu winzig und mit 120 Gramm Gewicht ein Leichtgewicht. Dazu kommt seine gute optische Qualität. Aber da ich „nur“ eine Sony a7 der ersten Baureihe mitnehmen wollte, schien mir Letzteres eher zweitrangig.

So eine Radtour führt im Lüneburger Umland fast zwangsläufig an viele Fotomotiven vorbei, die eigentlich eher von ihren Farben leben. Im Mai jedoch ist alles dermaßen „durchgrünt“, dass die Farbentfernung vielleicht tatsächlich den Blick aufs Motiv erleichtert. Außerdem hat frisches Maigrün den Vorzug hoher Gelbanteile. Was das bringt? Man kann später bei der Schwarzweißumwandlung durch die unterschiedliche Aussteuerung von Gelb- und Grünauszügen helle und dunklere Bereich herausarbeiten, wo das Auge erst einmal nur homogen grüne Blätter wahrnimmt.

Die erste Tour dauerte zwei Stunden und ich fand die Ergebnisse so ermutigend, dass ich am nächsten Tag gleich wieder aufs Rad stieg und in einer anderen Himmelsrichtung drei Stunden lang nach weiteren Motiven suchte. Bei Blenden zwischen 4.0 und 6.3 erwies sich das Objektiv als perfekter Landschaftsbetrachter mit enormer Detailgenauigkeit und – vielleicht gerade – wegen der langweiligen Neutralität seiner Abbildung als ideales Dokumentationswerkzeug.

Bis ich die Bildergebnisse dieser Radtour im Raw-Konverter in Graustufen umgewandelt hatte, war mir noch gar nicht so bewußt gewesen, wie malerisch die Umgebung ist, die ich seit Jahren mit dem Rad durchstreife. Manchmal muss man also doch mal die Farbe weglassen, um neue Erkenntnisse zu gewinnen.


Technische Angaben zum das Sony FE 35mm f2.8


Objektiv: Sony FE 35mm f2.8
Kamera: Sony a7


Weitere Bilder mit 35 mm Brennweite


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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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Kommentar

  1. Klasse Bilder und die harten Kontraste gefallen mir sehr gut. Muss allerdings sagen, die Aussage der Fotos ist derart düster & creepy….da möchte man nicht wohnen bzw. sein, wer weiß was einem da passiert…;-)).

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