Der Wunsch, störende Reflexe zu beseitigen, ist sehr alt. Um 1810 unternahm Josef von Fraunhofer erste Versuche. Knapp 100 Jahre später erhielt D. H. Taylor ein Patent, doch das Verfahren ließ sich in der Produktion nicht umsetzen. Die erste praxistaugliche Oberflächenbeschichtung wurde bei Zeiss erfunden und als T-Vergütung vermarktet.
Die weniger transparent erscheinende Abkürzung T geht wohl auf den aus der Ukraine stammenden Erfinder Alexander Smakula und die russische Bezeichnung für eine reflexmindernde Beschichtung zurück, welche sich mit „verbesserter Transmission“ übersetzen lässt. Das Aufbringen von Oberflächenvergütungen auf Glas meldete Zeiss 1935 zum Patent an.Im unter einer Glasglocke erzeugten Vakuum wird das aufzudampfende Material (blau) einer beheizten Schale (rot) zugeführt. Im oberen Teil der Glocke sind die Linsen auf Haltern montiert, die sich gleichmäßig drehen.
Doch der Vorgang war kompliziert und mit viel Ausschuss verbunden. Bis zur Markteinführung vergingen noch einige Jahre. Die hauchdünn aufgedampften Schichten kamen zunächst ausschließlich für „wehroptische Geräte“ zum Einsatz. 1940 stellte Zeiss auf der Leipziger Frühjahrsmesse vergütete Biotar- und Sonnar-Objektive vor. Ab 1950 waren alle Zeiss-Objektive vergütet und mit einem roten T gekennzeichnet.
Das 80 Seiten starke Zeiss-Whitepaper „About the reduction of reflections for camera lenses“ von 2016 beschreibt, wie sich Oberflächenvergütungen im Laufe der letzten 80 Jahre entwickelt haben. Eindrucksvolle Vergleichsbilder (mit und ohne Vergütung) dokumentieren die Fortschritte.
Das Tessar als Schärfewunder – die T-Vergütung führte laut Zeiss zu einem „Quantensprung des Bildkontrastes“. Die Tessar-Werbung prägte den Slogan „Das Adlerauge Ihrer Kamera“ und verwendete ihn bis in die 1950er Jahre.Ein Tessar 75/3.5 war das erste nach dem Zweiten Weltkrieg wieder produzierte Objektiv – sowohl in Jena als auch in Oberkochen.1976: Zur Contax RTS präsentierte Zeiss die T-Objektivserie mit klassischen Namen wie Planar, Sonnar und Tessar. Das Planar T 50/1.7 – eine für die moderate Lichtstärke vergleichsweise aufwändige 7/6-Konstruktion – ist eines davon: mit Suchtpotenzial. Der Blog stellt es hier vor.Planar T 50/1.7: Ein Objektiv mit Suchtpotential.
Ein praktischer Führer für Digitalfotografen in die Welt alter und manuell fokussierender Objektive. Autor: Bernd Kieckhöfel, 7. Auflage 2024, 244 Seiten, 30 cm x 21 cm.
Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.