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Retro-Trend in der Fotografie

Entgegen der technischen Entwicklung zu immer perfekteren Kameras sind Fotos, die aussehen, als wären sie vor 40 Jahren aufgenommen worden, in der aktuellen Fotografie angesagt.

Wir alle kennen die Fotoalben aus vergangenen Jahrzehnten mit ihren Farbaufnahmen, die heute vielfach nicht mehr mit Farbbrillanz zu überzeugen wissen. Farbstichigkeit ist bei Aufnahmen aus den 60er und 70er Jahren keine Seltenheit – auch, wenn die Bilder sorgfältig in Alben geklebt wurden. Heute, über 40 Jahre später, sind farbverfälschte Aufnahmen gefragter denn je und auch bei Bildjournalisten und Fotoagenturen sehr beliebt. Retro ist in der aktuellen Fotografie also angesagt. Irgendwie mutet das komisch an, dass wir die Bildqualität bewusst auf den Stand vor über 40 Jahren zurücksetzen. Da liefern uns die Hersteller Hightechkameras und Smartphones, die eine Bildqualität unter anderem mit einer grandiosen Farbgenauigkeit garantieren – und der Verbraucher ist verrückt nach vergilbten Farben, dem quadratischem Format oder beispielsweise der Körnigkeit des Films.
Wir haben die modernste Technik und nun tun wir so, als wäre sie über 40 Jahre hinter ihrem aktuellen Entwicklungsstand. Manche Verbraucher, die nicht auf Retro setzen, fühlen sich gar schon hoffnungslos altmodisch, da ihre Bilder neumodisch aussehen. Was treibt die Menschen für eine große Sehnsucht nach einer Zeit, die sie gar nicht kannten. Liegt es an dem Unbehagen in der Gegenwart? Wir wissen es nicht. Retro ist nicht nur in der Fotografie zu finden, denn der „Ringring“-Klingelton, der nach dem alten Telefon der Kindheit mit Wählscheibe klingt, ist bei Handys weit verbreitet.
Es sind Effektfilter in den Kameras und auch Apps, mit denen wir die Gegenwart alt aussehen lassen können. Heute entstandene Aufnahmen werden so verändert, als ob sie vor über 40 Jahren aufgenommen worden wären. In 30 Jahren, wenn das erwachsene Kind die Fotoalben seiner Großeltern und Urgroßeltern anschaut, so wird es verwirrt sein. Da gibt es Aufnahmen aus den 60ger und 70ger Jahren die sind vergilbt, viereckig und körnig, dann wird die Bildqualität immer besser bis dann Aufnahmen aus 2011 und 2012 zu sehen sind, die wieder farbverfälscht, viereckig und körnig sind. Wir sollten nicht vergessen, die Aufnahmen mit der Jahreszahl zu versehen, wann sie aufgenommen wurden.
Quelle: prophoto-online.de

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Johannes Wilwerding

Johannes Wilwerding hat bereits Mitte der Achziger Jahre und damit vor dem Siegeszug von Photoshop & Co. Erfahrungen in der Digitalisierung von Fotos und in der elektronischen Bildverarbeitung gesammelt. Seit 2001 ist er freiberuflicher Mediengestalter und seit 2005 tätig für das DOCMA-Magazin.

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