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Ach, Kodak …

Seit Eastman Kodak vor neun Jahren Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragen musste, ist das Unternehmen nur noch ein Schatten seiner selbst. Viele Geschäftsbereiche wurden seitdem verkauft oder aufgegeben. Aber da der Markenname immer noch einen gewissen Klang hat, hat Kodak noch immer einen guten Ruf zu verlieren.

Ach, Kodak …
Patrick Wacks Intagram-Post

Auf seinem Instagram-Account hatte Eastman Kodak jüngst einen Beitrag des französischen Fotografen Patrick Wack geteilt, in dem er seinen neuen Bildband „Dust“ vorstellte. Der in Berlin lebende Wack veröffentlicht darin Fotos, die er im Laufe mehrerer Jahre in der chinesischen Provinz Xinjiang aufgenommen hat. Xinjiang war zuletzt meist deshalb in den Medien präsent, weil das chinesische Regime dort Millionen von Uiguren (einem Turk-Volk) und anderen Muslimen, aber auch Christen in Umerziehungslagern gefangen hält, wo sie Zwangsarbeit leisten müssen und Folter und Gehirnwäsche ausgesetzt sind. Patrick Wack war nicht in der Lage, diese Menschenrechtsverletzungen zu zeigen, aber seine Bilder dokumentieren das veränderte gesellschaftliche Klima in Xinjiang, das sich, wie er sagt, in eine orwellsche Dystopie verwandelt hat.

Ach, Kodak …
Kodaks Entschuldigung

Seine klaren Aussagen fanden naturgemäß nicht den Beifall des Regimes. Kodak knickte unverzüglich ein und zog den Beitrag zurück, um sich wortreich zu entschuldigen: „The views expressed by Mr. Wack do not represent those of Kodak and are not endorsed by Kodak. We apologize for any misunderstanding or offense the post may have caused.“ Auf WeChat schob das Unternehmen noch eine Botschaft an das chinesische Regime nach: „For a long time, Kodak has maintained a good relationship with the Chinese government and has been in close cooperation with various government departments. We will continue to respect the Chinese government and the Chinese law.“

Auf seiner Website verbreitet Eastman Kodak ein Bild von sich, das hierzu nicht recht passt. Unter dem Stichwort „Values“ bekennt man sich dort zu Werten, die ein anderes Verhalten nahelegen würden: „We embrace the diversity of human experiences, backgrounds, mindsets and cultures. (…) Respect, decency and equality are woven into our culture. To succeed we must trust each other, and be worthy of that trust.“

Ach, Kodak … Es ist nicht ehrenrührig, geschäftlich zu scheitern, zumal nachdem man über mehr als ein Jahrhundert so viel für die Fotografie getan hat. Aber so tief zu sinken, dass man sich liebedienerisch bei einem diktatorischen Regime einschleimt, das muss nicht sein.

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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3 Kommentare

  1. „Fehler beim Aufbau einer Datenbankverbindung“
    – Da kann man schon zum Verschwörungstheoretiker werden, oder?
    Jedenfalls ging das eine ganze Weile so.

    Zu dem Artikel ein Zitat von Bertold Brecht:
    Als Herr Keuner, der Denkende, sich in einem Saale vor vielen gegen die Gewalt aussprach, merkte er, wie die Leute vor ihm zurückwichen und weggingen. Er blickte sich um und sah hinter sich stehen – die Gewalt.
    „Was sagtest du?“, fragte ihn die Gewalt.
    „Ich sprach mich für die Gewalt aus“, antwortete Herr Keuner.
    Als Herr Keuner weggegangen war, fragten ihn seine Schüler nach seinem Rückgrat.
    Herr Keuner antwortete: „Ich habe kein Rückgrat zum Zerschlagen. Gerade ich muss länger leben als die Gewalt.“

    Wir sollten so langsam den Tatsachen ins Auge sehen und erkennen, wer die Herren der Welt sind.

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