Gut gelagert
Für Fotografen und Bildbearbeiter sind die digitalen Assets, die sich im Laufe der Jahre ansammeln, ein zumindest ideeller und oft auch finanzieller Wert, dessen Verlust sie hart treffen würde. Wie Sie dem in jedem Schritt des Workflows vorbeugen können, beschreibt Michael J. Hußmann.
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„Raw-Dateien belässt man besser im Original, statt sie in das vermeintlich zukunftsträchtigere DNG-Format zu konvertieren. Bei Raw-Dateien ist die entscheidende Frage, ob das verwendete Kameramodell in der Zukunft noch unterstützt wird; wenn ja, dürfte aber eher das jeweilige Originalformat als dessen DNG-Konvertierung akzeptiert werden, denn ersteres ist verbreiteter.“ – Dieser Gedanke lässt mich jetzt tatsächlich die letzten zwei Wochen nicht mehr los. Was ist Deiner Einschätzung nach der Nachteil von DNG? Eigentlich ist der Standard doch inzwischen auch vollständig etabliert, oder? DJI-Drohnen und auch Leica Kameras nutzen (eine Variante von) DNG doch sogar als natives Raw Format. Auch relativ neue Software wie z.B. Aftershoot, arbeiten intern mit DNG-Dateien. Rein optisch betrachtet konnte ich auch bisher noch keine verminderte Qualität feststellen. Meine ersten RAW Fotos sind inzwischen mindestens 22 Jahre alt und noch im ersten Canon CRW-Codec. Wenn ich mich richtig erinnere musste ich die für eine Weiterverarbeitung mit Skylum, glaube ich, erst in DNG konvertieren, damit die wieder benutzbar waren. Verändern sich somit nicht die Kamera-Raw Dateien im Lauf der Zeit mehr, als DNG?
Gegen DNG-Dateien, die die Kameras direkt speichern, ist überhaupt nichts einzuwenden. Es gibt auch kein Qualitätsproblem mit DNG-Dateien.
Der kritische Punkt ist ein anderer: Wenn ich das proprietäre Raw-Format eines Kameraherstellers in DNG konvertiere, gewinne ich nichts. Sicher, DNG ist offen dokumentiert, und die konvertierte Datei enthält alle Daten – Bilddaten und Metadaten – der Originaldatei. Aber auch die proprietären Raw-Formate bergen ja keine Geheimnisse und können von allen Raw-Konvertern problemlos interpretiert werden, ob nun mit Unterstützung des jeweiligen Kameraherstellers oder ohne. Wenn ein Softwarehersteller irgendwelche Raw-Formate nicht oder nicht vollständig unterstützt, dann liegt das immer am fehlenden Willen des Softwareherstellers und nicht an der Geheimniskrämerei des Kameraherstellers. Wenn es um die Unterstützung eines neuen Kameramodells geht, die ja manchmal ein paar Wochen dauert (Adobe unterstützt neue Modelle oft schon, bevor sie überhaupt angekündigt sind), ist nicht das Raw-Format für eine Verzögerung verantwortlich, sondern die nötigen Anpassungen an die Eigenheiten der Kamera, insbesondere ihres Sensors. Diese müssen erst einmal ausgemessen und die nötigen Korrekturwerte in einem Profil gespeichert werden.
Nehmen wir nun einmal an, in 50 Jahren würde jemand alte Raw-Dateien neu entwickeln wollen, weil der Inhalt der Bilder nach wie vor relevant ist und die bis dahin existierenden Raw-Konverter natürlich noch viel besser als Produkte von heute sind. Würden die Dateien dann noch unterstützt? Das Wissen, wie die verschiedenen Raw-Formate zu interpretieren sind, geht ja nicht verloren, und es gäbe keinen guten Grund, die Fähigkeit zu deren Entwicklung jemals wieder aufzugeben. Aber werden die Raw-Konverter die Raw-Daten einer uralten Kamera dann noch in zwei Formaten unterstützen, nämlich ihrem nativen Raw-Format einerseits und dessen Konvertierung in das DNG-Format andererseits? Die Raw-Daten werden weit überwiegend im nativen Format vorliegen und im Zweifelsfall wird ein Softwarehersteller daher dieses unterstützen, falls er sich nicht die Mühe macht, beide zu unterstützen.
Es gibt eigentlich nur ein plausibles Argument für eine DNG-Konvertierung: Einige wenige Kameras unterstützen keine Speicherung komprimierter Rohdaten, und dann kann man den Speicherbedarf mit der komprimierenden DNG-Konvertierung reduzieren. Andererseits ist Speicherplatz heutzutage spottbillig, und außerdem lassen einem immer mehr Hersteller die Wahl, ob man unkomprimiert, verlustfrei komprimiert oder verlustbehaftet komprimiert speichern möchte.
Übrigens verwenden auch manche Anwendungen das DNG-Format, aber dabei handelt es sich durchweg um lineare DNG-Dateien. Das sind gewissermaßen halbrohe Raw-Dateien mit bereits demosaicten Pixeln – sie enthalten für jedes Pixel vollständige RGB-Daten statt nur die Helligkeit einer Grundfarbe wie in echten Rohdaten. Adobe verwendet solche linearen DNG-Dateien, um aus einer Belichtungsreihe berechnete HDR-Bilder, Panoramabilder oder die Ergebnisse von »Verbessern« zu speichern; dafür sind sie ideal geeignet, weil man RGB-Daten speichern muss, sich aber die Flexibilität von Rohdaten so weit wie möglich erhalten möchte. Dagegen ist wiederum nichts einzuwenden, denn lineare DNG-Dateien sind das perfekte Format für diesen Zweck.